Hallo,
ich denke, das Problem ist oft die Zeitspanne, in der ein Hund das alles lernen soll - also gerade in Hundeschulen. In der ersten Woche dies, in der zweiten schon das, und alles baut aufeinander auf. Wir hatten/haben ein ähnliches Problem mit fremden Hunden. Die Einzelstunden brachten schon was, aber halt nicht in der schnellen Zeit und von Woche zu Woche. Meine Trainerin hat mir quasi alles in der Theorie erklärt (wenn er dann mal ruhig auf der Seite absitzen kann, dann kommt dies und das, wenn er dann mal nicht mehr sofort fixiert, dann kommt jener Schritt) - das fand ich schon recht gut. Aber wirklich was gebracht hat bei mir nach Beendigung der Stunden gemeinsame Spaziergänge mit fremden Hunden. Meine Trainerin brachte beim ersten Mal nur die Trainingshunde mit, die er schon vom Sehen her kannte, dann kamen kleine friedliche Hunde, und letztes Mal war dann sogar einer unsere "Angsthunde"- ein Dalmatiner dabei - und auch das ging prima. Da sie mit den Hunden sowieso Gassi gehen muss (sie hat noch ne Huta) kostet mich das auch nix.
An der Leinenführigkeit sind wir auch dran - und bei uns klappt es nur über positive Bestärkung. In dem Moment, wo Hund noch neben mir läuft, lob ich ihn (fein, super, priiima) - nach einigen Metern gibts dann ein "supergut" - das bedeutet es gibt was Leckeres. So konnten wir das langsam steigern, denn auch bei uns ist die Konzentration mit seinen 9 Monaten ein Problem. Nun können wir ca. 50 Meter entspannt laufen, dann wird doch wieder an den Rand gezogen, geschnüffelt, zurückgegangen, etc. und spazieren ist recht anstrengend an der Leine - zum Glück kann ich ihn gut ableinen und der Rückruf klappt auch (wenn nicht grad was aus dem Gebüsch gesprungen kommt )
Ansonsten klappt bei uns das mit den Richtungswechseln gar nicht. Mein Hund meint dann nur, ich weiss wohl nicht, was ich will und versucht dann erst Recht das Kommando zu übernehmen (wenn du nicht weisst, wo wir hinlaufen sollen, dann zeig ich dir, wo es langgeht). Ich bleib konsequent stehen, sobald Zug auf der Leine ist. Anfangs bin ich jeden Meter gestanden, mittlerweile merkt er, dass langsam laufen oft schneller ist.
Ist mein Hund mal absolut "gaga" und mag gar nicht leinenführig sein, dann wird es ganz hart - dann such ich mir einen Punkt, gehe los, und sobald Zug auf der Leine ist, wird genau zu jenem Punkt zurückgegangen, absitzen, neu starten. Weiter vorne such ich mir nen neuen Fixpunkt, und wenn wir es dann bis dahin schaffen, dann ist eine kleine Etappe geschafft. Unser Rekord liegt übrigens bei 52x - auf dem Weg nach Hause, die letzten 20 Meter. Beim 53sten Mal ist er dann problemlos und brav gelaufen, da hatte es dann wohl "klick" gemacht. Seitdem brauch ich nie mehr als 3 Versuche, dann weiss er, dass es einfach nicht vorwärts geht, wenn er so in die Leine rennt.
Ach so, mein Hund kennt seinen Namen, mit der Leine "anticken" brauch ich nicht, ich mach das verbal - somit weiss er auch, dass er gemeint ist (so ein Anticken könnt ja auch aus Versehen passieren, zumindest aus Sicht des Hundes.....)
Somit sieht der Spaziergang so aus: Die ersten ca. 50 Meter super, dann bleiben wir halt oft stehen, bis wir es zu dem Punkt geschafft haben, an dem ich ihn ableinen kann. Auf dem Rückweg will er oft heim und dann gibts eben auch ab und zu die Übung mit dem Fixpunkt. Oft echt ätzend und manchmal braucht man echt ewig, aber die Konsequenz zahlt sich aus, es klappt jeden Tag eine Winzigkeit besser.
Bau auf dem auf, was er kann - wenn er gut auf der Seite absitzt, dann mach das. Zu 99% lass ich meinen auch absitzen, denn laufen, gucken, auf mich konzentrieren, das schafft meiner einfach (noch) nicht. Ich merk mittlerweile schon im Vorfeld, wann es mit dem vorbei laufen klappen könnte und wann nicht.
Beim Rückruf kann ich den doppelten Rückruf empfehlen - grad bei Hunden, die schnell abgelenkt sind. Ich ruf "hiiier" - und wenn er umdreht und auf mich zukommt, dann ruf ich die ganze Zeit "schnell schnell schnell schnell...." bis er bei mir ist. Ohne diesen "Anker" ist es früher immer passiert, dass er auf halber Strecke doch wieder was Interessantes in die Nase bekam und schlicht vergass, wieso er da grad unterwegs war. Mittlerweile klappt das so gut, dass ich oft nur "schnell schnell" sagen muss, und die Beinchen bewegen sich flott zu mir (wenn er mal wieder hinter mir hertrödelt) - außerdem klingt das "schnell schnell" wohl einladender als so ein "hiiier" - er freut sich richtig, zu mir rennen zu "dürfen".
Und mein Hund schnappt auch mal rum, wenn ihm etwas gar nicht passt. Zwar schnappt er bewusst in die Luft und immer weit weg von mir, aber das Signal kommt trotzdem bei mir an (Bürsten ist so ein Thema, hasst er, muss ich langsam aufbauen, darf ihn nicht einfach mit der Bürste "überfallen").
Wenn mein Hund gar nicht hört, dann piek ich ihn manchmal vorne in die Schulter - da sieht er den Finger kommen und schnappt auch nicht. Ich mach das auch nur, wenn es ein Kommando gab und er dies einfach ignoriert (und natürlich, wenn er grad bei mir ist, auf Entfernung geht das ja nicht) - somit ist das eine "gerechte Strafe". Aber wenn dein Hund läuft, gar kein Kommando bekommen hat und gar nicht versteht, warum du ihn gerade in die Flanke greifst, dann kann ich schon verstehen, dass er sagt "Hey, was soll denn das?!? Hab doch gar nix gemacht!". Ich glaub, da würde meiner sich auch umdrehen und in meine Richtung schnappen. Die Idee mit dem Maulkorb find ich in den Situationen gar nicht gut, denn dann kommt auch noch absolute Hilflosigkeit bei deinem Hund dazu - fördert nicht gerade eure Beziehung. Wenn also Maulkorbtraining, dann einfach, weil man es vielleicht mal irgendwo brauchen kann/es Vorschrift ist, und nicht, damit er merkt, dass er dir hilflos ausgeliefert ist.
Gib nicht auf - das bekommt ihr sicher noch irgendwann hin. Schalt einen Gang zurück und mach das, was dein Hund grad kann - ich denk es ist auch für ihn frustrierend, wenn er merkt, dass du was von ihm verlangst, das er einfach noch nicht leisten kann.
Mach ein wenig Pause, chill ein bisschen, und falls du noch einen Versuch mit einer HuSchu wagen willst, dann pack gleich auf den Tisch, was schon alles probiert wurde und was du auf keinen Fall haben willst! Meine Trainerin bot mir ein Sprühhalsband an, damit mein Hund auch auf Entfernung reagiert, als ich dann aber meinte, nein, das möchte ich nicht, dann war das für sie auch vollkommen okay - sie meinte, dann würde es alles halt ein wenig länger dauern - ja, das nehm ich dann gern in kauf. Ich kenn einen Hund, wenn der nur "pffff" hört, dann schmeisst der sich panisch auf den Boden - das möcht ich bei meinem Hund nicht haben.
Ich wünsch euch viel Glück!
Liebe Grüße,
Manu