Ich möchte dir auch noch ein wenig persönliche Erfahrung beisteuern:
Ich habe einen Terrier-Bracken-Mix, die knapp 5jährig aus dem Tierheim zu mir kam. Ich war mit ihr von Anfang an in der Hundeschule (schon als sie noch im Tierheim war und ich ihre Gassigängerin), ich hatte zahlreiche Einzelstunden bei wirklich guten Trainern. Ich bin selbst mit Gebrauchshunden aufgewachsen und würde mich deshalb mal nicht als komplett blauäugig einstufen. Ich habe jede freie Minute in diesen Hund investiert; ich habe versucht ihre Anlagen bestmöglich mit Mantrailing und Dummyarbeit zu fördern und ihr alles zu geben, was sie braucht um glücklich zu sein. Ich habe mit ihr Hundesport gemacht, wir haben die Begleithundeprüfung gemacht und später dann den Hundeführerschein. Sie hat also durchaus einen gewissen Grundgehorsam, sie kennt die Benimmregeln, sie ist prinzipiell sehr kooperativ und hat große Freude an der Arbeit mit mir.
ABER: Sie ist und bleibt eine Jagdsau. Es ist ihr Leben, es ist in ihrem Blut, es ist in ihrer Genetik. Ich kriege das nicht weg. Und als die Perfektionistin, die ich nunmal bin, habe ich sehr lange darunter gelitten. Ich habe alles gegeben, was ich konnte, und trotzdem habe ich einen Hund, der nur sehr, sehr eingeschränkt ohne Leine laufen kann. Der Besuch nur sehr schwer ertragen kann. Der jetzt mit fast 11 Jahren immer noch reaktiv ist, schnell überfordert und oft unberechenbar.
Wirklich entspannt hat sich die Lage für uns beide erst, als ich angefangen habe, genau das zu akzeptieren. Sie bleibt eben zu 80% an der Leine, weil sie, egal wie hart ich daran arbeite, nie ein Verlasshund werden wird. Wenn ich Besuch bekomme, geht sie eben ins Schlafzimmer, weil sie es - trotz Training - einfach nicht schafft, sich selbst runter zu regulieren. Wenn wir zu Besuch sind, bleibt sie eben überwiegend im Auto und kommt nur mal für 15 Minuten dazu, weil sie es länger nicht aushalten kann.
Ich habe eine sehr enge Bindung zu dieser Hündin und ich möchte sie nicht mehr missen, aber sie ist auch eine Belastung. Mein halbes Leben dreht sich darum, ob und wie meine geplanten Aktivitäten sich mit diesem Hund vereinbaren lassen. Über 2 Jahre saß sie hier im Tierheim, bevor sie zu mir kam, und ich habe sie über diesen gesamten Zeitraum begleitet. Ich war mir also durchaus bewusst, was ich mir da ins Haus hole - und trotzdem hat mich der Alltag mit ihr eiskalt erwischt und mich nicht selten an meine Belastungsgrenze gebracht.
Sie ist mein Seelenhund und sie hat mir unendlich viel beigebracht - aber wenn ich damals schon genau gewusst hätte, worauf ich mich einlasse, wäre sie heute vielleicht nicht hier.