Das tut mir sehr leid für dich, dass du dir diese Gedanken machen musst - ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schrecklich das ist, aber ich finde es gut und richtig, dass du dir genau diese Gedanken machst.
Was du sicher selbst weiß: Der Hund muss ab sofort zuverlässig gesichert werden. Maulkorb drauf, (Schlepp-)Leine dran, und neben dem notwendigen Gehorsam auch am gemeinsamen Spaß und Vertrauen arbeiten.
Zu deiner Gewissensfrage kann ich dir nur aus meiner Erfahrung berichten: Ich habe selbst eine sehr reaktive Hündin, die ich zu Anfang nicht immer richtig eingeschätzt habe und mit der mir trotz allem "eigentlich hört sie doch" richtig blöde Situationen passiert sind. Sie hat zwar nie jemanden beschädigt, aber sehr vehement gestellt und entsprechend erschreckt. Ich habe so einige Rückschläge erlebt, bei denen ich mich immer wieder gefragt habe, ob sie nicht in kompetenteren, souveräneren Händen einfach besser aufgehoben wäre und ein besseres Leben hätte. Dann ging es mir tagelang beschissen. Und dann ging das Leben weiter, und wir haben uns immer wieder angenähert. Haben uns wieder vertraut. Haben gelernt, uns immer und immer wieder aufeinander einzulassen und Rückschläge auch einfach mal abzuhaken. Was nicht heißt, dass man daraus nicht lernen soll und vor allem seiner Verantwortung nachkommt, den Hund verantwortungsvoll und vorausschauend zu führen - aber dass man dabei trotzdem (oder gerade deshalb) ein gutes Team sein kann. Sehr geholfen hat mir dabei übrigens eine wirklich gute Hundeschule.
Vielleicht schaffst du es mit dem passenden Trainer, dass ihr euren gemeinsamen Weg wieder findet - wenn du das möchtest. Und wenn du das nicht schaffst und für deinen Hund ein wirklich passendes, verantwortungsvolles Zuhause findest, ist auch das nichts Verwerfliches. Schlussendlich kannst du das nur selbst entscheiden, und ich wünsche dir, dass du die richtige Entscheidung für euch triffst. Schau nur, dass du jetzt trotz aller Ernsthaftigkeit der Lage keine vorschnellen Entscheidungen triffst.