Hallo liebe Leser,
ich bin so glücklich und so stolz auf meinen kleinen Racker. Knapp zwei Jahre haben wir daurauf hin gearbeitet, letzten Sonntag war es dann endlich soweit: Antreten zur Rettungshundeprüfung.
Der Tag begann um 3.30 Uhr nachts. Da fiel das Aufstehen nicht nur uns Menschen schwer. Auch Lupo hatte diesen "Habt ihr nen Knall, es ist mitten in der Nacht!"-Blick drauf. Schließlich ist auch er ein Langschläfer und schläft gut und gerne bis 9.00 Uhr durch, wenn man ihn denn lässt. Im Zeitlupentempo gings dann weiter und um 3.50 Uhr saßen wir dann doch reltaiv gut gelaunt und erstaunlich gelassen im Auto auf dem Weg nach Bad Hersfeld. Nach einem kurzen Zwischenstopp an einer Raststätte, wo wir uns mit dem Rest der Staffel zur gemeinsamen Weiterfahrt trafen, gings dann weiter.
Um 6.15 Uhr waren wir endlich da und konnten uns registrieren. Nach einem kurzen Spaziergang gings dann um 7.00 Uhr mit der Theorie los. Die hatten alle Prüfungsteilnehmer relativ schnell gemeistert sodass wir schnell zu der Anzeigeprüfung übergehen konnten.
Seltsamerweise war ich immer noch relativ ruhig. Aber ich wusste ja auch, dass ich mich auf meinen Hund verlassen kann, Anzeige ist ja schließlich nur ne Anzeige. Dann waren wir endlich an der Reihe. Wir marschierten zu den Prüfern, meldeten uns an und dann gings los.
Lupo saußte zum Opfer wie ne Rakte, bellte bereits im Anflug und holte nur zum atmen mal schnell Luft. Ablage klappte auch problemlos. Ergebnis: Note 1. Anschließend sind wir dann erstmal schnell "abgehauen" und haben nochmal eine Anzeige nachgeschoben, damit der Kleine auch seine Bestätigung bekommt. Der hat nämlich ziemlich blöd aus der Wäsche geguckt, als er vom Opfer nichts bekommen hat.
Im Auto gabs dann zur Belohnung ausnahmsweise (!) ein Schälchen Katzenfutter, mmmhhhhh, lecker.
Vor dem nächsten Prüfungsteil hatte ich am meisten Angst. Ich weiß zwar, dass mein Hund eine wunderschöne Unterordnung läuft, aber in Situationen, in denen ich viel Stress habe, wo die Umgebung völlig neu ist, da kanns auch schonmal voll in die Hose gehen. Darüberhinaus bin ich eigentlich mit einer geplanten 5 in die Unterordnung gegangen, denn das "Steh", hatten wir zu spät angefangen zu üben und weil Lupo alles durcheinander geschmissen hat, habe ich daran nichtmehr gearbeitet sondern im letzten Monat Sitz und Platz verfestigt.
Nachdem wir uns wieder dem Prüferteam vorgestellt hatten, gings für uns dann mit der Freifolge los. Und was soll ich sagen: Es war ein Traum! Einfach nur geil. Lupo lief aufmerksam, immer auf meiner Höhe, "himmelte" mich an. Schnellschritt ging ebenso problemlos wie langsamer Schritt. Wendungen alle sauber. Hunde gruppe lief prima und die Personengruppe war auch kein Problem. Ich hatte den Eindruck, Lupo bekommt von seiner Umgebung nichts mehr mit, war total auf mich fixiert.
Dann kam Sitz, Platz, Steh aus der Bewegung. Sitz, Platz sowie heranrufen klappten prima. Dann kam Steh. Wir gehen los, ich gib ihm das Komando "Steh" und erwarte, dass er sich jetzt hinlegt. Und was macht der kleine Kerl? Bleibt stehn!, als wäre er eingefroren . Am liebsten hätte ich wieder umgedreht und ihn erstmal richtig überschwenglich gelobt, ich hätte ihn knutschen können so froh war ich. Zum Schluss noch Vorraussenden. Ich hab ihn geschickt, Lupo lief seine 20m und reagierte postwendend auf mein Kommando "Platz".
Puh, der schlimmste Teil war geschafft. Auf dem Weg zum Ablageplatz bekam Lupo dann noch ein bisschen Fleischwurst zugeschoben. Es folgte die Ablage. Da hatten wir sehr viel dran gearbeitet in den letzten Wochen und ich wusste, dass ich die Sache eigentlich beruhigt angehen konnte. Während der andere Hund (mit vielen Problemen) seine Unterordnung lief, blieb Lupo ganz relaxed liegen.
Jetzt fehlte nur noch die Trageübung, also: Maulkorb an und los. Das Lupo seinen Maulkorb nicht gerade liebt, brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Aber er toleriert ihn zumindest für die Dauer der Übung. Ich hebe ihn hoch, übergebe ihn an den Helfer und während dieser mit Lupo auf den Arm von mir weggeht, schaut ihm der kleine Racker über die Schultern und lässt mich nicht aus den Augen. Dann war auch dieser letzte Teil geschafft und Lupo hat es sich nicht nehmen lassen, den Maulkorb doch lieber selber auszuziehen
Dann hieß es erstmal warten, bis die Prüfer ein Urteil gefällt hatten. Die Minuten vergingen und dann war es soweit. Kommentar der Prüfer: "Da gibts eigentlich nicht viel zu sagen. Ihr seid ein tolles Team. Wir geben euch ne 1." Wow. Damit hatte ich nicht gerechnet. Der Teil, vor dem ich soviel Angst hatte. Wenn mir vorher einer gesagt hätte, dass wir in der Unterordnung ne 1 laufen, den hätte ich noch höchstperönlich in die Psychatrie gefahren. Bei dem anderen Hund liefs nicht so gut. Die Prüfer haben beide Augen zugedrückt und ihm noch ne 4 miiiiiiiiinus gegeben. Lupo und ich waren an dem Tag übrigens die einzigen, die in der Unterordnung eine 1 gekriegt haben. Im Auto gabs dann natürlich wieder ein Schälchen Katzenfutter
Jetzt kam eigentlich der schlimmste Teil von allen. Warten. Warten, bis man endlich in die Suche darf. Wir wurden per Shuttleservice an eine Hütte nahe dem Suchgebiet verfrachtet. Dort gab es ein warmes Süppchen und ein gemütliches Lagerfeuer. Die Stunden vergingen. Ich glaube, es war 12:40 Uhr, als der Shuttleservice kam, um Lupo und mich ins Suchgebiet zu bringen. Die Spannung stieg. Unterwegs mussten wir nochmal kurz warten, ca. 10 Minuten, dann gings weiter. Nach kurzer Zeit waren wir dann im Suchgebiet. Ich sprach mit der "Einsatzleitung". Von einer nächtlichen Party waren zwei Kumpels auf dem nach Hausewegverschwunden. Ich bekam ein Funkgerät und eine Karte vom Suchgebiet. Nachdem alles geklärt war, ging ich in Ruhe Wind prüfen, überlegte mir meine Einsatztaktik, teilte sie den Prüfern mit und begab mich dann mit Lupo zum Ansatzpunkt.
Ich weiß, Lupo schießt erstmal ab, bevor er dann zurückkommt und das Suchgebiet von hinten wieder aufrollt. Das braucht er einfach. Ich ziehe ihm seine Kenndecke über, geh mit ihm ein Stück in den Wald, knie mich neben ihn nieder, plapper ihm noch ein paar nette Dinge ins Ohr und schick ihn dann mit "Such und Hilf", wobei ich ja glaube, dass er die Worte "und Hilf" garnicht mehr hört *g*. Lupo schießt los, kurze Zeit später höre ich ihn schon bellen. Was für eine Erleichterung. Ich sage "Anzeige" und will mich dann rennend zu meinem Hund begeben. Ich wurde sofort von der Prüferin ermahnt "Gerannt wird nicht, wir brauchen keine Verletzten". Na toll, dachte ich. Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit, bis ich endlich da war. Lupo hat ununterbrochen gebellt. Ganz prima. Das Opfer lag unter einem Reisighaufen in einem Schlafsack eingemummelt. Ich habe meine Lagemeldung gemacht, erste Hilfe wurde aus zeitgründen schon vorher abgeprüft.
Die "Halbe Miete" hatten wir jetzt. Wir sind dann wieder zum Ansatzpunkt zurückgegangen und ich habe Lupo erneut losgeschickt. Wir kämptften uns durchs Suchgebiet. Lupo hat alles gegeben. Er hat sich allerding so verausgabt, dass ich ihm zwischenzeitlich mal drei Minuten pausieren lassen und etwas Wasser geben musste. Das war neu für mich. Lupo hat normalerweise ne top Kondition und kommt so schnell nicht aus der Puste. Aber das frühe Aufstehen und der ganze Stress sind wohl auch nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Aber nach drei Minuten waren die Akkus wieder aufgeladen und er konnte weiter suchen. Kurz darauf hatter er das zweite Opfer in der Nase, schoss ab und zeigte an. Nach insgesamt 10 Minuten Suchzeit war es vorbei. Wir hatten es geschafft. Lupo bekam von mir sein Spielzeug. Ein bisschen verdutzt war er schon, als er plötzlich mit mir spielen sollte und nicht mit dem Opfer
Erleichtert gingen wir zum Ausgangspunkt zurück und warteten auf das Urteil der Prüfer. Sie sagten mir, dass ich einen sehr triebigem tollen Hund habe, aber auch, dass er zu selbstständig sucht, teilweise zu weit wegrennt und sich dadurch auch eben schnell verausgabt. Dehalb haben sie mir "nur" ne 2 gegeben.
Lupo ist noch jung, im August gerade zwei geworden. Wir müssen noch viel lernen und Erfahrung sammeln. Ich bin richtig stolz und froh, dass wir es geschafft haben. Lupo hat natürlich noch ein letztes Katzenfutterschälchen bekommen.
Ein besonderer Moment war dann nochmal die Übergabe der Urkunde und der Plakette. Ich glaub, dass werd ich auch lange in Erinnerung behalten.