Hi,
hier bei uns macht es auch eher den Eindruck, dass die Hunde schon sehr bewusst angeschafft wurden, richtige "Problemhunde" gibt es hier nicht. Und bis auf eine HH brüstet sich auch niemand damit das der Hund aus dem TS ist. Baustellen haben die meisten Hunde, aber das kann man nicht als Problemhund bezeichnen. Jeder Hund hat irgendeine "Macke".
Man sollte auch bedenken, das viele Hunde erst mit der Zeit auspacken, er also erst recht unproblematisch waren und dann Stück für Stück Baustellen dazu kommen. Nicht alle suchen sich bewusst schwere Kandidaten aus. Man hat sich dann aber schon an das Tier gebunden, soll man es dann einfach wieder abgeben, wenn das Problem das eigene Leben nicht so beschneidet, das man selbst darunter leidet? Wenn man dann noch willens ist etwas zu ändern, ist es doch für beide Parteien ein Gewinn.
Für uns würde ein Welpe nicht in Frage kommen, wäre mir zu aufgedreht und die Lebenserwartung ist böse gesagt doch nicht sooo absehbar. Das lebhafte trifft natürlich auch auf einen lebhaften erwachsenen Hund zu, das wäre einfach nichts für uns. Wir mögen auch eher ruhigen Sport (Nasenarbeit, Dummy,...) und sind beide einfach nicht die Typen für Vereine, Agility,... oder für einen Hund der uns immer mit einem Propellerschwänzchen anhimmelt, das würde mich ganz wuschig machen. Da denke ich bei einem alten Hund auch nicht oh der Arme, sondern finde es für uns einfach passender. Lebt max. 8 Jahre, eher weniger, sind schon ruhiger, strahlen das meist auch aus, wir leben in einem ruhigen Haushalt, gehen gern raus, arbeiten gern mit dem Hund, sind aber selber nicht so die "Flummitypen". Klar gibt es aufgedrehte Senioren, aber die würden uns nicht ins Haus kommen. Wir arbeiten beide von Zuhause aus, haben Zeit, auch wenn mal Alterswehwehchen dazu kommen und sind auch in der Lage da medizinisch zu betreuen und haben eine realistische Vorstellung davon was alles passieren kann (OPs, Physio, org. Funktionsstörungen, Treppen tragen, Inkontinenz,...) und womit man dann einfach klar kommen muss, es ist eben einfach ein altes Tier, das ist nicht anders wie bei alten Menschen. Und auch das der letzte Weg auch schneller kommen kann als man denkt. Das alles finden wir persönlich völlig in Ordnung, wir könnten aber nie einem lebhaftem, immer erwartungsfrohem Hund ein Zuhause geben, das wäre für uns beide der Horror auf 4 Pfoten.
Wir wollten einen Hund 10+ aus dem TH, lieb zu Menschen, ruhiger aber doch noch aktiv, der Spaß an Nasenarbeit hat, aber Zuhause auch seine Schlafeinheiten braucht, kann auch mal alleine bleiben, der Sozialverträglich ist, nicht über 25kg,... Also unsere persönliche Wollmilchsau.
Dann haben wir einen Hund aus der Familie meines Freundes übernommen. Trifft alles zu, aber Sozialverträglich ist leider nicht und wird sie auch nie werden, lediglich händelbar. Und ja wir sind stolz drauf, haben über 1 Jahr arbeit reingesteckt. Sie konnte am Anfang nichts, das lag aber an den alten Besitzern, das war klar. Leineziehen, Rückruf,... waren alles Baustellen die kein Problem dargestellt haben.
Einziges richtiges Problem war/ist die Unverträglichkeit, an der wir jeden Tag arbeiten. Damit wird sich nicht gebrüstet, da wird in der Familie drüber gesprochen oder wenn uns Leute ansprechen, weil sie die Fortschritte sehen oder sich erkundigen was wir gerade machen und warum.
Sie hat 11 Jahre in der Familie meines Freundes verbracht und nun hat sie es gut, trotz einiger Baustellen. Sie ist viel entspannter geworden, hört super, spielt nicht mehr den Schatten - kontrolliert einen nicht mehr, kann endlich somit endlich zur Ruhe kommen, zieht nicht mehr an der Leine, hat wahnsinnigen Spaß an Nasenarbeit, geht darin richtig auf, das fällt auch der alten Besitzerin immer auf. Das war keine Arbeit, das hat der für uns ganz normale Umgang mit ihr gebracht, ebenso die Beschäftigung (Dummy und Nasenarbeit hat authomatisch was mit Frustrationstoleranz und Impulzkontrolle zu tun). Einzig die Unverträglichkeit wird uns bis zu ihrem Ende begleiten und das ist auch das einzige woran wir wirklich extrem trainieren. Nicht weil sie mit anderen Hunden spielen soll, sondern um ihr auch diesen Stress zu nehmen, aber ihr eben auch Sozialkontakte zu gewähren, falls sie mal einen findet, denn sie nicht in Grund und Boden stampfen will. Dann kann sie auch das jetzt mit Mauli, ohne das es dann plötzlich eine böse Überraschung gibt.
Aber ein Hund ist eben ein Lebewesen und jeder hat seine Persönlichkeit, wir würden keinen dauerfröhlichen Flummi haben wollen, der vielleicht auch noch Sachen klaut. Für andere wäre das wahrscheinlich weniger schlimm, als eine Unverträglichkeit.
Davon ab darf man auch nicht vergessen, dass sich niemand in einem Forum anmeldet und schreibt "ich hab einen tollen Hund, alles läuft super, es gibt nichts woran wir arbeiten müssen, es läuft einfach". Man tauscht sich einfach automatisch eher über Probleme aus, weil man sich Hilfe und Zuspruch erhofft, vielleicht auch den Austausch mit Leuten die ähnliche Probleme oder Anliegen haben. Wozu einen "Alles toll" Thread aufmachen.
Ist wie mit Krankheiten, man erzählt auch niemanden das man jetzt 1 Jahr völlig gesund war, sondern eben erst dann wenn man einen Schnupfen hat. Bzw. bei Hunden wenn XY wegen xy zum Arzt muss.
Ich muss sagen, ich kenne nur einen Problemhund und der ist Hausgemacht. Riesen Schnauzer, immer mit Mauli, kann nichts, ist völlig unerzogen und aggressiv. Der tut mir aber einfach nur Leid, weil die HHs denken mit ein paar Steinen bekommt man das energetische Gleichgewicht des Hundes wieder hergestellt. Der wäre in den richtigen Händen sicher auch ein Traum, alle andere Hunde die wir kenne haben lediglich ein paar Baustellen, die man wenn die Leute es wollten schnell beseitigen könnte.
Grüße SanSu