Aber wenn der Hund die gar nicht zeigt? Also, abwenden z.B. kann ich ja unterstützen. Aber wenn ein Hund z.B. das Züngeln nicht zeigt... oder die untere Skala der Eskalationsleiter, knurren, Nase kräuseln oder so ... lernt der das dann einfach wieder und zeigt das plötzlich? Guckt er sich das von den anderen ab? Oder probiert er verlorenes Repertoire von selbst einfach irgendwann wieder aus?
Wenn gar nix gezeigt wird geht das sicher nicht.
Klingt blöd, aber wir haben jede Form der Kommunikation belohnt. Anfangs hauptsächlich knurren, auch Erstarren - Zeitgewinn für Reaktion.
Sind immer Bögen gelaufen,...
Viel kam durch die Raufergruppe. Gewisse Anzahl an Maulkorbträgern und sozial sehr kompetente und souveräne Hunde (diese immer in der Überzahl).
Da ging es hauptsächlich um Gehorsam und Kontrollierbarkeit (andere Hunde in der Nähe, andere Hunde bewegen sich dynamisch,...), Sachen auch einfach mal aushalten und ja, da wurden auch mal Konflikte laufen gelassen. Nicht unter den Maulkorbträgern, aber in Kombination mit den souveränen Hunden. Blöd sind sie ja nicht, sie wissen das sie nicht beißen können und entwickeln mit der Zeit andere Strategien. Sunny hatte keine Bock auf Distanzunterschreitung und lief dann am Ende auch mal selber Bögen und bot diese an. Das ging aber über 2,5 Jahre, also ein langer Prozess. 9 Monate bis sie überhaupt in ein Training mit anderen Hunden dürfte. Wir haben sie mit knapp 11 übernommen, leider starb sie dann, ich bin sicher das hätte man gut geregelt bekommen, am Ende hatte sie riesen Fortschritte gemacht, auch wenn ich auf den Maulkorb bei ihr nicht verzichtet hätte. So auch die Prognose der Trainerin, kontrollierbar ja, aber lebenslang Maulkorb.
Also fördern was da ist, sicher auch Abgucken, Annehmen von vom Menschen angebotenen Optionen und sicher auch eigenständiges finden von Lösungsstrategien, wenn der Biss nicht möglich ist.
Es ging nie darum einen sozialverträglichen Hund zu bekommen sondern um Schaffung maßvoller Kommunikation und Kontrollierbarkeit. Man darf sagen das man etwas Scheiße findet, aber man stürzt sich nicht gleich rauf und wie gesagt die Kontrollierbarkeit in verschiedenen Erregungslagen.
Magst du mal erzählen, wie das getestet wurde? Also auf welchem Terrain mit welchen Fremdhunden? War ein Zaun dazwischen?
Gesichert, in der normalen Umwelt (bzw. recht einsam im Wald) mit ausgewählten Hunden. Kein Zaun. Ist immer heikel sowas zu schreiben, aber in der Form wichtig um einmal zu sehen womit man es zu tun hat.
Zu sehen wann ausgelöst wird, wie vehement, gibt es ein zögern oder geht Hund ungebremst rauf und ja auch, wie wird auf Schreck- und Schmerzreize reagiert. Das ist sicher nicht schön, aber man bekommt ein Gefühl dafür ob Hund überhaupt noch etwas anderes wahr nimmt und wichtiges Thema, kann es zu rückgerichteter Aggression gegenüber dem Halter kommen. Einmal mit uns und ohne uns (soziale Komponente - Schutztrieb/Ressource ja/nein). Wie gesagt, immer ein schwieriges Thema, aber schon auch wichtig, das einmal zu testen. Wir wussten das ja vorher schon, weil wir ihre Urlaubsbetreuung waren, aber man provoziert ja nix und es war wichtig das einmal zu sehen.
Auch ob man selbst aktiv eingreifen kann (am Geschirr rausziehen,...) oder ob der Hund sich dann gegen einen selber stellt. Wobei wir schon recht viel vorher wussten und mit erwachsen Menschen, war sie da wirklich völlig klar, selbst in höchster Erregungslage hätte sie sich nicht umgedreht wenn man eingreift.
Man sieht ja aber schon vorher an der Körpersprache wo die Reise hingeht und das es bei Sunny auch keine angstmotivierte Aggression war,...
Das ist aber alles auch ein Prozess, das mit dem zusätzlichen Beutefangverhalten bei "kleineren" Hunden kristallisierte sich erst mit der freien Interaktion in der Gruppe heraus. Das war vorher bei uns durch Management (es gab gar keine direkten Fremdhundkontakte anfangs - logisch) nicht so deutlich, auch wenn wir es anhand der Körpersprache geahnt haben.
Das Bild entwickelt sich mit der Zeit und den Erfahrungswerten.