Ich habe eben den kompletten Thread nachgelesen und ziehe wirklich meinen Hut vor denjenigen, die ihr Leben für ein Hundeleben so sehr eingeschränkt haben! Ich weiß, wie belastend das sein kann, kann aber nur aus der Warte eines Angsthundebesitzers sprechen - wie eure wesentlich massiveren Einschränkungen waren und sind, vermag ich mir gar nicht vorzustellen!
Die subjektive Sichtweise, welche Aggression nun als "hochgradig" eingestuft werden kann, ist ja nun leider genau das - subjektiv.
Die Spritze ist für jeden hier wohl das letzte aller Mittel, aber wenn ein so hoher Leidensdruck bei Mensch und Tier entsteht, dass ein Zusammenleben nicht mehr gewährleistet ist, sondern zu einem "miteinander vor-sich-hinvegetieren" verkommt in dem Sinne, dass beide Seiten nur noch unter dauerhaftem Stress miteinander umgehen können mit permanenter Hochsicherheitstrakt-Verwahrung (so jedenfalls lasen sich zB die Erfahrungsberichte von @Gammur und @Labradora), dann kann ich eine solche Entscheidung sehr gut nachvollziehen.
Meine Hochachtung auch an @Die Swiffer, euer Zusammenleben wird ja auch von Management bestimmt und es gibt wenige, die sich diese Einschränkung ein ganzes Hundeleben "ans Bein binden" wollen würden.
Ich käme wohl durchaus auch mit "mittelgradig" aggressiven Hunden klar, die würde ich mir noch zutrauen, aber einen Hund, der in solchen Bruchteilen von Augenblicken umschwenkt, dass ich selber dauerhaft nicht "sicher vor ihm" wäre, den würde ich mir bei aller Tierliebe nicht holen.
Ich habe in einigen Beiträgen immer wieder von Trainern gelesen, die regelmäßig mit Tierheimhunden arbeiten würden, so dass eine Einschläferung unnötig sein und "bequem" - sorry, aber diese Entwicklung ist eine der letzten Jahre, vor 15-20 Jahren war das keineswegs üblich, dass jedes Tierheim über einen kompetenten Hundetrainer verfügte, der sich aufopferungsvoll um die Rehabilitierung sämtlicher "Problemhunde" hätte kümmern können.
Wobei auch das Trainig im Tierheim keinesfalls ausschließt, dass im sorgfältig ausgewählten neuen Zuhause nicht doch alte Verhaltensweisen auftauchen können, weil ein Hund sich in neuen Situationen immer wieder völlig anders verhalten kann als im gewohnten Umfeld.
Der DSH aus dem Eingangspost ist in meinen Augen kein "hochgradig aggressiver" Hund gewesen (wie in den meisten von euren eben auch), sondern ein Wachhund, der seine Aufgabe ernst genommen hat. Ich hätte so einen Hund wohl nicht eingeschläfert, kann irgendwo jedoch schon die Entscheidung verstehen, denn nach meiner Erfahrung hätte der Hund sein restliches Leben in einem Tierheimzwinger verbracht und wäre nicht mehr vermittelt worden (wie gesagt, das ist die Erfahrung, die ich aus den Tierheimen mitnehme, in denen ich gearbeitet habe als Ehrenamtliche, und keine allgemeingültige Aussage!).
Es ist fraglich, ob ein solches Leben lebenswert für einen Hund ist/sein kann oder ob er daran still zugrunde geht (in den Jahren habe ich einige "Beißer" erlebt, die nach nur wenigen Monaten morgens plötzlich ohne jede organische Vorerkrankung tot im Zwinger lagen - sie haben so sehr unter der Situation gelitten, dass sie sich aufgegeben hatten; 1 Pitbull-Hündin, 1 Rhodesien Ridgeback, 1 Dobermann sind mir sehr gut im Gedächtnis geblieben...).
Im Gegensatz dazu steht ein Schäferhund, der mit 1 Jahr als Fundhund kam, sämtliche Gassigänger mehr oder weniger schwer gebissen hat (3 Finger meiner linken Hand sind noch heute taub, mich hat er im Februar 2002 erwischt!), dann 10 Jahre im Zwinger gelebt und nachts als Wachhund für das Gelände eingesetzt worden war, bis er die letzten 6 Jahre noch einmal einen Gassigänger hatte, der ihn einigermaßen händeln konnte - Bobby ist im Tierheim gestorben, nie hat sich jemand für ihn interessiert...und dieser Hund war glücklich mit seinem Tierheim-Dasein: er hatte ein Dach über'm Kopf, regelmäßige Mahlzeiten, eine Aufgabe und schließlich auch jemanden, der mit ihm spazieren gehen konnte.
Ich finde, es ist richtig und wichtig, dem Hund alles zu ermöglichen, was man ihm eben ermöglichen kann, aber nur um des Überlebens Willen würde ich es nicht tun, das ist in meinen Augen falsch verstandene Tierliebe.