Weil er sich nicht von jedem anlocken lassen soll. Ist sicherer für den Hund. Außerdem finde ich es auch dem Halter gegenüber unverschämt. Habe ich noch nie gemacht und käme mir extrem aufdringlich vor. Man kann sich über fremde Hunde auch still freuen und muss sie weder anfassen noch ansprechen.
Stell dir mal vor, du sitzt im Cafe mit einem Freund oder spielst mit ihm Tischtennis. Plötzlich kommt einer daher, platzt mitten in Euer Gespräch rein, als wärst du gar nicht da und grabbelt an deiner Begleitung herum. Du stehst daneben wie der Depp und wartest, bis die fertiggeknutscht haben.
Mein Hund mag auch nicht, wenn jemand an mich rankommt. Auch wenn es ihr Lieblings-Hundekumpel ist. Sie zeigt jedem Hund deutlich: "dieser Mensch gehört MIR". Aber selbst denkt sie, sie kann zu jedem fremden Menschen hinrennen und den ebenfalls in Besitz nehmen? Das sehe ich ja gar nicht ein.
Sie darf zu Leuten, die wir immer wieder treffen und die ich nett finde. Man ist ja nicht so.
Wenn es Kinder sind, die sie sehr hochpushen mit ihrer Aufmerksamkeit, muss ich aufpassen, dass sie die nicht umwirft vor lauter Begeisterung. Dann leine ich sie an und ziehe sie weg und sie ist angefixt und sauer, weil ich ihr die Tour vermasselt habe. Beißt in die Leine, hampelt herum, hört schlechter, etc. Es ist also letztlich stressig, das Streicheln zu erlauben.
Wozu denn auf Frauchen hören, wenn man sich die Aufmerksamkeit auch überall woanders holen kann? Wenn man wie ein Star auf dem rotem Teppich läuft und alle einem zujubeln?
Die Aufmerksamkeit ist zu guter Letzt auch eine Belohnung. Man kann sich als Hund also ständig selbst belohnen, weil überall gut funktionierende Aufmerksamkeits-Automaten mit eingebautem Streichelreflex herumlaufen, die einen inflationär mit Liebe überschütten.
Und da zitiere ich Rütter: "Wofür wird der jetzt belohnt? Dafür, dass er atmet und einfach nur vorhanden ist?" Dass er aufdringlich an jedem Hintern schnüffelt? Dass er vor Begeisterung Leute anspringt? Dass er in jede Tüte guckt, die ihn nichts angeht? In jedes Auto springen will, weil da nette Leute sitzen? In jede Kneipe reinschaut, weil man vielleicht etwas Aufmerksamkeit abstauben könnte? Das jedenfalls kommt dabei raus, einem kontaktfreudigen Hund keine Grenzen zu setzen und erlauben, dass er für seine Kontaktfreudigkeit belohnt wird.
Es gibt also viele gute Gründe, das Streicheln nicht zu erlauben, gerade dann, wenn der Hund das mag. Soll man die aber nun jedem Passanten in aller Ausführlichkeit darlegen müssen (damit man sich nicht anhören muss "ach, der arme Hund wird nie gestreichelt") oder sollte nicht reichen: "Weil ich das nicht will".