Ich rufe mal Jimmy Jazz er hat doch Hunde aus Südeuropa und mag vielleicht dazu was erzählen
OK. Dann sag' ich mal was dazu.
Würdet ihr sagen dass man sich als Anfänger, der den ersten Hund als Begleithund sucht und wenig Erfahrung hat
generell eher unter den Jagdhundeähnlichen oder den Hütehundartigen Tierschutzhunden umschauen sollte?
Oder ist das einfach Typfrage?
Wir hatten bis dato vier Hunde aus dem Süden bzw. dem Tierschutz.
Mit Verona (Anglo Francais Tricolor) aus Griechenland, Robin (Segugio Italiano) aus Italien und Holly (Epagneul Breton) aus Italien,
drei reinrassige Jagdhunde und mit Jimmy (Kritikos / Collie-Mix), einen Jagdhund / Hütehund-Mischling aus Griechenland.
Nach unserer Erfahrung, bekommt man mit einem Jagdhund eigentlich zwei Hunde.
Den Hund, der zuhause unglaublich gechillt ist, extrem auf 'seine' Menschen bezogen, liebevolll, verschmust, gehorrsam und ganz
egal, wie groß, daheim einfach oftmals 'unsichtbar'.
Tritt man dann aus der Haustüre, ins Freie, wird der zweite Hund sichtbar. Deutlich.
Bei uns, am deutlichsten bei unserer Holly.
Sobald sie drußen ist, ist sie im Jagdmodus. Als Sichtjäger, ist sie nur noch auf die Sichtung von Vögeln und Kleintieren fixiert,
wobei sie sich auch nicht zu fein ist, ein Pferd als Kleintier einzuordnen.
Alles Training (viel) ist dann vergessen und auch der Gehorsam, scheint Freigang zu haben.
Nicht leicht den Hund aus dieser Situation herauszuholen. Oftmals gelingt das nur für einen Augenblick, dann kehrt sie zu ihrer
angezüchteten Bestimmung zurück,
Man muss sich im Klaren sein, dass das auf Dauer sehr anstrengend ist. Für körperliche und geistige Auslastung des Halters ist
auf jeden Fall gesorgt.
Je nach Größe des Hundes, kann das manchmal auch ein Kraftakt sein.
Jimmy war auch der einzige der Hunde, der zeitweise Freigang hatte. Sein Jagdtrieb war nicht sehr ausgeprägt. Wenn er aber
etwas interessantes gesehen hatte, trabte der Lümmel los, immer ein Auge nach hinten und ein 'Du bekommst mich nicht' im
Gesicht.
Verona und Robin hätten durchaus Freigang haben können, so weit waren sie auch draußen gehorsam und abrufbar. Aber wehe,
eine Katze, ein Eichhörnchen oder ein Hase wäre irgendwo sichtbar gewesen...
Was auf dem Lande und bei der Jagd noch machbar wäre, in der Stadt kann so etwas tödlich enden. Denn einmal losgeflitzt, hilft
kein Kommando mehr und da kennen die Pelzigen weder Straßen noch Autos.
Also hatten und haben unsere Jagdlichen immer Leinenpflicht, ausser im Garten oder auf der Hundewiese. Dort kann geflitzt werden.
Und auch dort (Holly) wird nicht gespielt und gerannt, nur fixiert, gesondelt und gesucht. Andere Hunden werden dann auch nicht
geduldet. Nur die Chance auf Jagderfolg zählt dann.
Dass Holly durchaus startende Amseln aus der Luft plücken kann, macht den Spaziergang mit ihr auch nicht entspannter...
Bei Rudeljägern, wie unserem Robin, war es da schon leichter. Der hat seine Kumpels zusammgeschrieen und ist dann losgerast.
Alle anderen hinter ihm her. Erwischt hat ihn eh keiner und wenn ihm doch mal einer nahe kam, sprang er einfach drüber und
war weg. Auch Verona mochte Gesellschaft gerne, zickengerecht, aber nur die, die sie sich ausgesucht hatte.
Da wir alle diese Hunde 'gebraucht' aus dem Tierschutz übernommen haben, kann ich nicht sagen, wie viel einfacher der Umgang
draussen sein wird, wenn man sich so was als Welpen holt und selbst aufzieht. Wir haben die Nasen mit all ihren Marotten und
Ängsten und natürlich auch mit all ihrer Erfahrung als Jagd- und Straßenhunde übernommen. Schlitzohren sind die zum Teil schon.
In der Regel, wird man als Nicht-Jäger aber -von einem vernünftigen Züchter- gar keinen Jagdhundwelpen bekommen. Fiel mir auf,
als ich nach der Rasse (Bretone) von Holly im Netz gesucht hatte. Keine Chance einen solchen Welpen zu bekommen, nicht einmal
eine Preisangabe war zu finden.
Daher bleibt bei Jagdhunden meistens nur der Weg über Tierheim / Tierschutz / spezialisierte Orgas.
Und da bekommt man was man sieht und was beschrieben wird. Ansonsten bleibt es eine Wundertüte.
Was soll man empfehlen?
Einem Hundeanfänger...
Vorher informieren. Auch gerne mal als Gassigänger ausprobieren ob man sich das zutraut. Sich bewusst sein, dass es einfachere Aufgaben
gibt und man die Bande manchmal mit der bloßen Hand erschlagen könnte um im nächsten Moment totgeschmust zu werden.
Es muss passen. Wenn der Draht zueinander stimmt, hat man das Beste, was man bekommen kann. Aber auch Arbeit und man trägt
viel mehr Verantwortung, als bei eimem 'lieben Labbi', der mit seinem Ball im Maul, brav neben einem hertrabt.
Man muss sich auch bewusst sein, dass je nach Charakter des Hundes, Auslastung unerlässlich ist. Natürlich gibt es auch 'faule', träge
und bequeme Jäger, aber meistens brauche Sie artgerechte Beschäftigung, sonst fangen sie mit Dummheiten an.
Ich bin bei den Herdenschutzhunden nicht so drin, aber gerade da führt Langeweile gerne mal zu größeren Renovierungsarbeiten und
Möbelkäufen.
Und nein. Der Hund kann da nix für.
Nach all unseren Erfahrungen, all den Krankheiten und Kosten, die die Bande verursachte und all den Einschränkungen, die sich ergeben
haben, nach all der schönen Zeit, der Liebe, Zuneigung und Freude... wenn ich das aufwiege, bleibt auf der Habenseite doch so ein großes
Plus, dass ich einen schönen, großen, nach Hound stinkenden Jagdhund, allem anderen vorziehen würde,
Trotzdem oder desshalb.
Das muss jeder für sich entscheiden.
Schön, dass ein Hundeanfänger sich darüber Gedanken macht. Die Erfahrung wird zeigen, wohin der Weg dann künftig geht.
Ach ja. Und vorsichtig sein, bei Orgas. Bilder lügen. Texte auch. Nicht jede Wild-West-Facebook-Orga ist auch eine.
Uns hatte es auch einmal böse erwischt. Nicht alle sind so gut wie z.B. Faza-Aegina. Leider.
liebe Grüsse ... Patrick