Es ist wie mit vielen Trainingstipps, ohne Hundehalter und Hund zu sehen und wie sie es umsetzen, kann ich es nicht empfehlen, obwohl ich selbst, ergänzend zum Gehorsamstraining, damit den Durchbruch erzielte.
Am Training kanns nicht gelegen sein, denn der Hund stand soweit zuverlässig im Gehorsam, dass er bei frischer Fährte und auch bei Wildsicht abrufbar ist, bzw. im Sitz gehalten werden kann. Ebenfalls jagt der Hund keine Haustiere, keine Velofahrer, keine Jogger und kann aus dem Spiel mit anderen Hunden jederzeit abgerufen werden. Das macht sie alles super.
Aber wenn ein Reh, Hirsch, Gemse, Fuchs unmittelbar vor uns flüchtete, dann half absolut nix. So dass sie ausser auf grossen übersichtlichen Flächen immer angeleint war. An der Schlepp trainieren war in der Situation auch riskant, denn wenn 36 Kilo voll abpreschen, dann hat man die Finger besser nicht an der Schleppleine.
Nach guter Anleitung bekam sie ein Sprühhalsband. Ich lief sicher 6 Wochen im Wald rum, ohne dass das Gerät je in Aktion kam. Mir wurde eindringlichst angeraten, es nur absolut im richtigen Moment auszulösen, das sonst die Verknüpfung nicht stimmt, bzw. ich den Hund schlussendlich nur daran gewöhne.
Dafür beobachtete ich den Hund intensivst. Ich merkte kleinste Veränderungen und reagierte immer sicherer VORHER, also bevor sie abging und hatte so den Hund im Sitz, bevor das Wild flüchtete.
Nach 6 Wochen kam es zum erstenmal zum Einsatz. Reh rechts von uns urplötzlich auf und davon, Kimba sofort hinten dran. Ein Sprühstoss, Hund stockte, setze wieder an, noch ein Sprühstoss, Hund hielt an sah sich um, schaut zu mir, ich gebe freudig das Rückrufkommando und sie rannte subito her zu mir, was ich dann auch belohnte. Behielt sie dann an der Leine bis der Erregungslevel wieder normal war.
Das Gerät kam so genau 3x zum Einsatz. Sie verband es definitiv mit dem flüchtenden Tier, so dass sie heute zwar kurz ansetzt, aber von selbst dann stoppt/kurz zögert und ich kann abrufen.
Ich muss weiterhin sehr aufmerksam und rechtzeitig reagieren. Den Einstieg in einen Abruf am Wild hatte ich nun. Ich kam bei ihr durch, auch im höchsten Reiz und kann nun den Abbruch weiter bestätigen, festigen.
Ich denke aber nicht, dass 2-3 Sprühstösse ein jahrelanges, gut aufgebautes Training ersetzen können. Ein weiteres, konsequentes Gehorsamstraining ersetzt es nicht. Und sehe ich, dass sie Wild in der Nase hat, dass sie anzeigt es ist unmittelbar hier, nehme ich sie nach wie vor lieber an die Leine bis sie sich wieder entspannt.
Gleichzeitig aber bekommt sie Arbeit. Richtig Auslastung. Anspruchsvolle Fährten, Apport, Verlorensuche, revieren, ausgiebige Renn- und Spielmöglichkeit mit Hundekumpels, Geschicklichkeitsparcours mit mir und abwechslungsreiche Waldspaziergänge.
Ich würde heute einen hoch jagdambitionierten Hund das erste Jahr nie von der Schlepp lassen. (ausser in sicherem und wildfreien Gebiet zum Spielen mit anderen Hunden) Denn wenn der Hund erst mal auf den Spass gekommen ist, und da langt ein/zweimal Erfolg haben und nachhetzen konnte, dann stehen Jahre an Arbeit vor einem und eventuell steht man schlussendlich vor der Entscheidung mit einem Schreckreiz zu arbeiten, oder den Hund ein Leben mehrheitlich an der Leine führen, oder wie es viele machen, es halt drauf ankommen lassen, wird schon gut gehen.
Für uns wars aber der Durchbruch, überhaupt den Hund in dem Erregungslevel zu erreichen.
Das ist meine Erfahrung.
Gruss Eva