Beiträge von Ellen2014

    Die Eingewöhnungszeit kann für einen Hund unter Umständen sehr stressig sein und bis zu einem Jahr dauern. Deshalb kann ich dir die Empfehlung geben, eurem neuen Familienzuwachs ganz viel Geduld, Ruhe, Wohlwollen zu gönnen und vor allem unnötigen Stress zu vermeiden.


    Wenn die Kleine Angst hat, draussen spazieren zu gehen, dann lasst sie die nächste Zeit eben ihr Geschäft im Garten verrichten. Wenn sie Angst vor fremden Hunden hat, macht einen grossen Bogen, und vermeidet den Kontakt. Ich würde da nichts forcieren. Kontakt jedoch (in Form von ruhigen gemeinsamen Spaziergängen) zu einem bekannten Artgenossen tut ihr sicherlich gut. :-)


    Oder ihr sucht Orten und Zeiten, wo es draussen ruhig ist: kein Strassenlärm, keine Leute, keine Hunde, etc. Und immer nur kurz raus, immer den gleichen Weg, den Hund selbst erkunden lassen.


    Eure Besucher sollten den Hund ignorieren (ist bei uns zuhause auch so) und auf sich zukommen lassen, nicht aktiv Kontakt aufnehmen.


    Wenn der Stresspegel erstmal unten ist, kann sie immer mehr Vertrauen in euch fassen, kann lernen, wird neugierig auf die Umgebung werden, kann Selbstvertrauen tanken und wird auch unbekannten Situationen souveränder begegnen können... mit euch an der Seite.


    Jedenfalls würde ich mich über jede Antwort freuen.

    Nun habe ich nicht all die anderen Meinungen und Ratschläge gelesen, möchte einfach noch aufschreiben, welche Fragen ich wichtig finde, wenn man den Wunsch hegt, einen Hund bei sich aufzunehmen, mit allen Konsequenzen.


    Und da wäre ich schon, bei den Konsequenzen:


    Ist man dazu bereit...
    - zu akzeptieren, falls alles ganz anders kommt als man es sich vorgestellt hat?
    - sich um den Hund inklusive seiner Macken (auch die nicht so putzigen) und seiner Vorgeschichte zu kümmern?
    - viel Zeit und Geld aufzuwenden, um regelmässig die Hundeschule zu besuchen?
    - an Angstaggression zu arbeiten?
    - an Trennungsangst zu arbeiten?
    - an Jagdtrieb zu arbeiten?
    - den Hund so zu führen, dass er Mensch und Tier weder belästigt noch gefährdet?
    - sich als Folge dessen mit verärgerten Mitmenschen auseinanderzusetzen oder sich selbst über rücksichtlose Mitmenschen zu ärgern?
    - auf Urlaub ohne Hund zu verzichten, weil er zB. stark auf die Bezugsperson fixiert ist oder Probleme mit anderen Menschen hat?
    - die Abende zuhause zu verbringen anstatt mit Freunden in der Kneipe, weil man den Hund nicht mitnehmen darf oder kann?
    - daran hart zu arbeiten, wenn der Hund ein Problem mit Besuchern hat?
    - bisherige Hobbies aufzugeben?
    - in Betracht zu ziehen, dass man kaum andere Hundehalter kennenlernt, weil der eigene Hund ein Problem mit Artgenossen hat?
    - zuhause beim Hund zu bleiben wenn es gewittert?
    - zuhause beim Hund zu bleiben, weil er Durchfall hat?
    - einen Hund zu adoptieren, der alle oben genannte Probleme gleichzeitig hat ;)

    Mir ist gerade noch was eingefallen:
    Hast du es schonmal mit "Eiteitei" versucht?
    Bzw. Lässt sich der Hund in solchen Momenten von dir ansprechen und gegebenenfalls beruhigen?


    Ich stelle es mir etwa so vor, dass du ihn zu dir rufst und ihn "tröstest" mit einem angenehmen Wort, das er kennt, zB. seinem Lobwort, Beruhigungssignal oder Streicheln.

    Was ich auch hilfreich finde ist, wenn man dem Hund mittels einer Hundedecke einen (seinen) Platz zuweisen kann. Das finde ich sowohl für's Restaurant als auch für den Garten praktisch. Denn wenn mein Hund nicht runterfahren kann (zB. im Biergarten) und sich somit in das Kommentieren reinsteigert, kann ich ihn auf seinen Platz schicken. Ich bilde mir jedenfalls ein, dass es dem Hund insofern hilft, dass er statt Rumnörgeln (womöglich aus Langeweile) eine Aufgabe bekommt. Geht er auf die Decke, bekommt er Lob und/oder eine Belohnung.


    Die Biergartensaison finde ich übrigens eine gute Gelegenheit, um für spätere Restaurantbesuche zu üben, wo man nicht so einfach mal schnell aufstehen kann, um eine kleine Runde um den Block zu laufen.


    Gepflegte Langeweile will eben auch gelernt sein :-)

    Hund jedes Mal sofort aus der Situation bringen - ich könnte mir vorstellen, dass das funktioniert, aber ich weiß nicht, wie ich das immer umsetzen soll (beispielsweise im Restaurant/Café)


    Genauso machen wir es. Wir gehen einfach :-)
    Im Restaurant ist das natürlich ein bisschen lästig. Oft passiert ausgerechnet dannn etwas gruseliges, wenn Frauchen's lecker gefüllter Teller auf dem Tisch steht. Dafür gibt es auch mal Restaurantbesuche, wo der Hund entspannt döst. Und meist reicht es auch, wenn man mit dem Hund nur mal kurz raus geht oder zur Garderobe etc.


    Anfangs konnte mein Hundeopa draussen im Garten (oder vor dem Haus) auch überhaupt nicht entspannen. Da wurde alles kommentiert, was sich bewegte oder Geräusche machte. Damals empfahl die Hundetrainerin, den Hund jedesmal konsequent und kommentarlos reinzubringen, wenn er sich aufregt. Das haben wir zwar eine (kurze) Zeit lang gemacht, doch mein Sturköpfchen wollte dann schon bald nicht mehr reingehen ;-) Letztendlich hat es ihm dann gereicht, wenn ich ihn angesprochen und zu mir gerufen habe, wenn er bellte. Inzwischen verpennt er alles (seine altersbedingte Schwerhörigkeit hilft ihm da natürlich enorm). Du musst einfach mal ausprobieren, worauf dein Hund am besten reagiert. Raus aus der Situation ist sicherlich am stressfreiesten.

    Bei meinem Hund ist/war sein Problem mit Besuchern sicherlich angstbedingt. Er hat sich inzwischen soweit entspannt, dass er selbst die Handwerker ignoriert.


    Wir haben so geübt...


    Bei uns haben die Besucher ein Ignoriergebot, dh. nullkommanull Aufmerksamkeit gegenüber dem Hund. Mein Hundeopa seinereits hat auch ein paar Dinge gelernt: Wenn Besuch kommt, hat er im Hauseingang nichts verloren. Gucken darf er, wenn er ruhig bleibt. Wenn er bellt wird er ins Körbchen geschickt. Das ist sein Ruhe-und Sicherheitsplatz. Wenn er mag darf er (sofern der Besuch einverstanden ist) kommen und dem Besucher am Hosenbein schnüffeln. Das reicht ihm schon als Info. Fremde Hände, die ihn streicheln braucht er nicht. Und wenn ich merke, dass er unsicher wird, rufe ich ihn zu mir oder schicke ihn auf seinen Platz.


    Mit Gasthunden treffen wir uns zunächst draussen und gehen dann nacheinander ins Haus rein, Gasthund zuerst.


    Mit Wachverhalten kenne ich mich nicht aus, sondern habe lediglich die Erfahrung mit Unsicherheiten gemacht. Doch ich kann mich erinnern, dass mein Hund damals auch andeutungsweise nach meiner Hand schnappte, als wir ihn damals auf seiner Pflegestelle besuchten. Anfangs ist er auch kläffend zur Haustür gestürmt als es klingelte. Damals dachte ich noch, es könnte Wachverhalten sein. Dabei ist er nur froh, wenn die Besucher nichts von ihm wollen.



    Er verteidigt seine Sachen, darunter Falle auch ich. z.B. darf nach seiner Ansicht kein fremder Hund zu mir kommen zum schnupper/streicheln.

    Mein Hund hat das auch schonmal gemacht, als seine Hundefreundin bei uns zuhause war. Sie kam zum mir, um mit mir Kontakt aufzunehmen. Ganz bald stand mein Hundeopa daneben und hat sie angeknurrt, so ein Schlitzohr - in seinem Futternapf darf sie machen was sie will. Zu dieser Situation (Ressourcenverteidigung) meinte unsere Hundetrainerin: das ist genau der Zeitpunkt, wenn ich aufstehe und weggehe (sprich negative Bestrafung). Sollte das nochmal vorkommen, werde ich es ausprobieren. Mal schauen, wie blöd mein Dackelchen dann in die Wäsche kuckt, wenn sein Lieblingsknochen einfach so davonläuft :-)


    Als Training machen wir jetzt frühzeitiges Maßregeln, auch körperlich.


    Das finde ich irgendwie schade, dass der Trainerin nur sowas eingefallen ist. Wäre es da nicht fairer, man würde dem Hund dabei helfen aus seiner Aufregung heraus zu kommen? Also, ich finde diesen Trainingsvorschlag nur wenig einfallsreich.

    Empfehl mir lieber ein gutes Buch, denn einen Trainer werde ich ganz einfach nicht bezahlen.

    Mir haben auch die Bücher von Patricia McConnell sehr weiter geholfen. Wie schon erwähnt, die "Bibel" unter den Hundebüchern, wie ich finde.
    - "Am anderen Ende der Leine"
    - "Trau nie einem Fremden!: Angstbedingtes Verhalten bei Hunden erkennen und beheben"
    - "Waldi allein zuhaus: Wenn Hunde Trennungsangst haben"


    Mein wichtigstes Fazit aus ihren Büchern:
    - "Guter Hund", viel loben und den Hund so führen, dass er keine Fehler machen kann
    - Weg(gehen) vom angstauslösenden Reiz
    - Geduld


    Und von Nicole Wilde:
    "Der ängstliche Hund: Stress, Unsicherheiten und Angst wirkungsvoll begegnen"



    Mein wichtigtes Fazit aus diesem Buch:
    - mein Hund ist ein ganz typischer Vertreter eines Angsthundes und man kann ihm mithilfe der positiven Berstärkung sehr gut helfen


    Und auch ein gutes Buch von Martin Rütter:
    "Angst bei Hunden: Unsicherheiten erkennen und verstehen Vertrauen aufbauen"


    Die Bücher können dir eine Idee davon geben, wie man Verhaltensprobleme bei einem Hund angehen kann. Wichtig ist ja eigentlich das Konzept, das dahinter steht, bzw. die innere Einstellung zum Problem des Hundes. Das ist schonmal der Bärenanteil, wie ich finde. Dennoch können die Bücher eines nicht ersetzen: das Auge für das richtige Timing.

    @Pischi
    Hast du es eigentlich auch schon mit Bewegungseinschränkung probiert, damit dein Hund nicht an dir oder jemand anders hochhopsen kann? Ich habe zwar keine Ahnung, ob dies was bringen würde, doch bei uns in der Hundeschule hat das die Hundetrainerin mal für einen total aufgeregten jungen Labbi empfohlen. Denn er ist auch an den Leuten hochgehopst, hat einem dabei noch aufgeregt ins Gesicht gebellt... bei so einem lauten Riesenmaul mit vielen weissen Zähnen vor dem Gesicht, ist es schwierig, den Hund aus pädagogischen Gründen so zu ignorieren ;-)

    Also, wir sind beim Training von Angstaggression gegenüber Pferden genauso vorgegangen wie bei Hunden. Das heisst, die Angst/Unsicherheit des Hundes ernst nehmen und das Weggehen oder Ausweichen üben. Unsere Hundetrainerin sagt immer, dass Aggression eigentlich immer was mit Distanzregulierung zu tun hat. Somit wäre der Trainingsansatz "Weggehen vom angstauslösenden Reiz".


    Mein Hundeopa hat ntürlich nicht so viel zu tun mit Pferden, bis auf diejenigen, die uns beim Waldspaziergang begegnen. Wir sind bei einer Begegnung eben immer ausgewichen und sind auf Abstand. Da Pferde beim Ausritt die tolle Eigenschaft haben, dass sie sich nullkommanull für uns interessieren (im Gegensatz zu Hunden), hat mein Senior relativ bald kapiert, dass sie für ihn ungefährlich sind. Repsekt hat er glaube ich noch, doch wir können ruhig an ihnen vorbei spazieren.