Also, aus den Erfahrungen mit meinem Tierschutz-Hund (auch mein erster eigener Hund), denke ich, dass ein halbes Jahr noch nicht viel Zeit ist. Zwar habe ich von Anfang an bestens Gewissens viel Rücksicht genommen. Doch nachträglich gesehen, hätte ich ihm vielleicht doch noch mehr Ruhe gönnen können, nicht nur weil er schon ein Senior ist. Gleich in der dritten Woche sind wir zur Hundeschule (hat terminlich gepasst), wir haben dies und jenes geübt...
Einiges ist besser geworden und andere Probleme sind hinzugekommen. So fing er plötzlich an, auch Leute anzupöbeln. Das habe ich ihm wahrscheinlich unbeabsichtigt beigebracht. Und wahrscheinlich war er von den ganzen Veränderungen (Beschlagnahmung, Tierheim, Pflegestelle, Umzug zu mir, etc) einfach noch viel zu aufgeregt. - Man kann das Verhalten der Hunde ja immer nur mit Hypothesen und Wahrscheinlichkeiten ausdrücken, da man es nie mit absoluter Gewissheit sagen kann ;-)
Seit zwei/drei Monaten ist er nun insgesamt entspannter geworden (also nach mehr als einem Jahr seit er bei mir ist), was ich nicht nur dem Alter zuschreibe. Ich habe auch vermehrt darauf geachtet (dank den Hinweisen hier im Forum unter anderem auch von flying paws), dass er in seinen Ruhzeiten auch wirklich zur Ruhe kommen kann. Ich glaube, dass ihm das gut tut.
Deshalb meine Idee: Könntest du dir vorstellen, wenn es die Zeit erlaubt, dass du mit deiner Hündin für einige Zeit das Training auf ein Minimum herunter schraubst? Einfach nur spazierengehen und schnüffeln lassen, ruhige Spaziergänge (Ort und Zeit) wählen, Stress weiterhin vermeiden, kurz bevor das Müllauto kommt das Fenster zu, usw.
Mit meinem Hund zB. hatte ich ein Training bei der Hundetrainerin, wo wir den Biergartenbesuch übten, weil er da immer so unruhig war. Letztendlich brauchte es eigentlich gar keine Leckerli und kein Trainingsprogramm, sondern Zeit (!) und etwas Management (ruhiger Platz, seine Decke und einen grösseren Spaziergang vorweg).
Übrigens hat mir unsere Hundetrainerin damals empfohlen meinem Hund das nächste halbe Jahr "Zylkene" zu geben (hat sie bei ihrem ängstlichen Hund auch gemacht). Ich habe es etwa 4 Monate ausprobiert, kann ehrlicherweise jedoch nicht sagen, ob es wirklich hilft (manche sagen ja, manche nein). Da es jedoch keine Nebenwirkungen hat, wäre es vielleicht einen Versuch wert.