Was den Stress angeht bin ich auch überzeugt davon, dass man den dem Hund nicht unbedingt ansehen muss. Bei meinem Charly erkannte ich auch erst rückblickend die Anzeichen. Dass er weniger Stress hatte bemerkte ich unter anderem daran, dass er ausgeglichener wurde
Neben tierärztlichem Check und einem Hundetrainer kannst du vielleicht auch mal überlegen, welche Regeln und Rituale ihr so habt. Das ist nämlich auch etwas, das dem Hund Struktur und Sicherheit gibt. Ich könnte mir nämlich gut vorstellen, dass euer Hund einfach etwas unsicher geworden ist. Und mit dem Knurren und Schnappen hat er gelernt, dass er damit Erfolg hat durchzusetzen, wenn ihm was nicht passt (vorausgesetzt er ist gesund).
Schon von Anfang an betonte meine Hundtrainerin, dass Regeln und "Ressourcen verwalten" sehr wichtig wären und meinem Hund gut tun würden. Erst später realisierte ich, wie wichtig es wirklich ist, als sich im Alltag so kleine Marotten eingeschlichen haben. Eine Ressource für meinen Hund ist zB. das gemeinsame Liegen auf der Couch. Also, muss er vorher "fragen" ob er auf die Couch darf, indem er ein Sitz macht und dann eingeladen wird.
Habt ihr sowas auch? Und Rituale? Nachbarshunde bekommen nach dem Abendspaziergang zB. immer eine Hundewurst. Das wissen sie schon und können es kaum erwarten bis sie im Haus sind.
Wegen dem Essen wegnehmen... also ich persönlich finde, dass der Hund ungestört fressen darf. Ich habe meinem Hund auch noch nie das Futter weggenommen. Für das unerwünschte Aufsammeln draussen haben wir ein Abbruchsignal gelernt. Da gibt es statt dem toten Frosch dann eben Geflügelleber aus der Tube als Tauschgeschäft. Ich denke, je öfter man dem Hund das Futter wegnimmt, desto frustrierter wird er. Gerade wenn ihm das Fressen sowieso so wichtig ist. Wobei, das wirklich nur meine Meinung ist aus der Perspektive einer Hundehalterin ist, die eher darauf achten muss, dass ihr Hund genug frisst.
Mein Hund zeigt dieses Verhalten auch mit dem freudigem Herkommen und dann Schnappen wenn er gestreichelt wird. Das macht er, wenn er unsicher ist. Also, bei Fremden und auch bei Familienmitgliedern, wenn ich nicht da bin (dann ist er unsicherer). Es gibt Abstufungen: bei Fremden schnappt er in die Luft und bei Familienmitgliedern empört er sich und bellt. :? Anfangs nahm uns die Hundetrainerin den Druck ihn streicheln zu müssen. Als Mensch hat man ja den Eindruck alle Hunde finden das immer toll. Tatsächlich braucht es auch bei Hunden (nicht nur Menschen) viel Vertrauen dazu, gerade wenn der Hund nicht mit einem guten Grundvertrauen ausgestattet ist. Wenn euer Hund freudig zu dir kommt, kannst du ja mal ausprobieren (anstatt ihn zu ignorieren) seitlich in die Hocke zu gehen, deine Hände bei dir lassen und freundlich mit ihm reden. Vielleicht nimmt er dann von sich aus Körperkontakt zu dir auf.
Wir hatten letztes Jahr wirklich mal eine schwierige Zeit nachdem unser Charly von zwei Tutnixen gebissen wurde. Er hatte einige Verletzungen, die ihm sicherlich sehr weh taten. Trotzdem suchte er den Körperkontakt und Zuneigung und wir waren dann so unsicher ihn zu streicheln, weil wir ihm nicht weh tun wollten. Das hat dann wiederum ihn total verunsichert. Zum Glück fanden wir noch eine Stelle, wo er sich gut und gerne streicheln lies. Doch die ganze Unsicherheit wegen der Beisserei hing uns sicherlich ein dreiviertel Jahr nach.