Beiträge von Ellen2014

    Zitat

    In der Schweiz wird ganz genauso lamentiert wie hier, wie unfähig andere Hundehalter sind. Wie erklärst du dir das, obwohl es doch jeder besser wissen müsste?


    Ich erkläre es mir vorläufig einmal damit, dass noch nicht alle Hundehalter den Sachkundenachweis erbringen mussten. Das hat damit zu tun, dass es dieses Gesetz seit 2008 gibt. Der Hund des oben erwähnten älteren Herren zB. sieht älter aus als 6 Jahre. Desweiteren glaube ich, dass es ohne das Gesetz noch mehr Konflikte wegen Hunden gäbe, die andere Menschen oder Hunde belästigen. Ausser dem Hunde-Knigge wird ja auch noch über andere rechtliche Dinge informiert, zB. artgerechte Haltung (Auslauf, alleine lassen, etc.) Doch das ist ja nicht das eigentliche Thema.


    Zitat

    Jetzt stell dir mal vor, es passiert was mit einem Hund, obwohl der Hundehalter die Sachkundeprüfung hat (die ist ja nun nicht so schwierig).


    Mit mir brauchst du nicht über eine Sachkundeprüfung diskutieren. Ich habe mich schon mehrfach entgegengesetzt geäussert.


    Zitat

    Eine Abschluss-Prüfung gibt es nicht. Man bekommt lediglich den Nachweis, den man dann bei der Gemeinde einreicht.


    und...

    Zitat

    Ich befürworte einen obligatorischen Sachkundenachweis ohne (!) Prüfung. In der Schweiz bekommt man eine Teilnahmebestätigung.



    Zitat

    Selbst bei aller Umsicht kann es passieren, dass irgendwas mit dem Hund ist.


    Ich denke, dass das wohl allen klar ist. Es geht bei der Prävention doch darum, das Unfallrisiko zu reduzieren. Und da nicht alle mit dem gleichen (hier so oft erwähnten) gesunden Menschenverstand ausgestattet sind, probiert man es zuerst einmal mit Aufklärung/Bildung. Was Wohlwollenderes kann einem als Hundehalter eigentlich nicht passieren. Die nächsten Stufen gehen dann schon Richtung generellen Leinenzwang wie im Kanton Schwyz. :aengstlich:


    Übrigens gab es letztens in Köln eine Demo gegen Hunde-Rasselisten. Das Motto war "Hundekunde statt Rasseliste". http://www.soka-run.de/

    Zitat

    Da kommt man aber auch mit gesundem Menschenverstand drauf und wenn man den nicht hat oder den Hund eh nicht unter Kontrolle, dann bringt es auch nichts, wenn ich mal sowas wie be BH bestanden habe.


    Genau darum geht es ja. Um den gesunden Menschenverstand bzw. um die unterschiedlichen subjektiven Definitionen dessen. Und nochmal: Ich befürworte einen obligatorischen Sachkundenachweis ohne (!) Prüfung. In der Schweiz bekommt man eine Teilnahmebestätigung. Diese muss man dann bei der Gemeinde einreichen. Wird das innerhalb der Frist nicht gemacht, bekommt man wahrscheinlich unangenehme Post und eine hohe Busse. Die genauen Konsequenzen kenne ich nicht.


    Ich finde, der SKN hat nur Vorteile, sowohl für Ersthundehalter als auch für erfahrene Hundehalter die noch keine Hundeschulerfahrung haben (meine Nachbarin ist ein gutes Beispiel). In meinem Praxiskurs waren auch HH, die schon einen oder mehrere Hunde hatten und die haben auch nicht vor Langeweile gegähnt.


    Und für diejenigen, die einen etwas anderen gesunden Menschenverstand haben als die meisten Hundehalter, finde ich die Pflicht zum SKN-Kurs auch positiv. Möglicherweise ändern sie ihre Einstellung zu einem gewissenhaften Führen ihres Hundes nicht, dann haben sie jedenfalls schonmal von dem Hundehalter-Knigge gehört und haben auch schonmal davon gehört, wie sich das Gesetz das Führen eines Hundes vorstellt, bzw. wie sich die Gesellschaft das Führen eines Hundes wünscht. Und falls der SKN-Kurs für sie so eine grosse Hürde darstellt, weil sie es doch nicht nötig haben eine Hundeschule zu besuchen (da denke ich gerade an einen bestimmten ignoranten älteren Herrn mit seinem rotzfrechen ebenfalls älteren Hund), dann werden sie sich wohl keinen neuen Hund "anschaffen". In diesem Fall muss ich sagen: Na, Gott sei Dank!


    Ich glaube nicht, dass die Einführung einer SKN-Pflicht das Bild des Hundes als gefährliches Monster fördert. Ich denke eher, dass das Gegenteil der Fall ist. In der Schweiz entstanden ja gerade aus den Negativschlagzeilen ("...dass bei überdurchschnittlich vielen Hundeattacken Kinder die Opfer sind...") heraus die Schreie nach einer neuen Regelung. Ob der SKN-Kurs sich letztendlich positiv auf die Hundebiss-Statistik auswirkt bleibt abzuwarten. Der derzeitige Stand ist, dass zwar nicht weniger Vorfälle gemeldet wurden, jedoch hat sich scheinbar die Meldedisziplin verbessert.


    Die sozialen Anforderungen an einen Hund heutzutage finde ich enorm hoch. Wenn ich dran denke, was der Hund meiner Oma früher alles durfte: fast überall frei rumlaufen, überall markieren, überall Häufchen machen (das nicht beseitigt werden musste), Katzen jagen, 30 min im Wald verschwinden, jeden Hund begrüssen, sich mit unsympathischen Hunden raufen, Leute anbellen, sein Revier verteidigen, usw... Somit werden auch die Regeln straffer.


    Zitat

    Man lässt sich da auf keine Diskussion ein und geht einfach weiter.


    Ich arbeite an mir ;)

    Zitat


    Wozu - deinen Theorieteil könnte man mit einem Faltblatt bei der Steuer erledigen.


    Weil man Gelegenheit hat offene Fragen zu klären. Als ich den Theoriekurs belegte, gab es einige.


    Zitat

    Nicht jeder Hund oder jede Rasse liest sich gleich, weder für andere Hunde, noch Menschen.


    Von genau solchen Dingen, hört man im Theorieteil zum ersten Mal. Nicht alle zukünftigen Hundehalter lesen vorher "Am anderen Ende der Leine" und Co.


    Zitat

    Wozu müssen Hunde Begegnungskurse belegen?


    Das Beispiel habe ich schonmal gebracht. Es gibt viele Hundehalter, die immer das Glück hatten gut sozialisierte, unproblematische Hunde zu haben. Und da ist es sehr hilfreich, wenn sie mitbekommen, dass unsichere Hunde mehr Abstand brauchen ("Gelber Hund"). Was ich mich schon belehren lassen musste, weil ich ausgewichen bin... :???:


    Zitat

    Was soll dieser Hype


    Meine Hypothesen:
    - veränderte Anforderungen an den Hund. Nun soll er überwiegend Sozialpartner sein und nicht nur mehr den Hof oder Schafherde bewachen.
    - mehr wissenschaftliche Erkenntnisse über den Haushund
    - es werden mehr Hunde gehalten (vor 30-40 Jahren gab es weniger Familienhunde)
    - Trend zur Mehrhundehaltung!

    Zitat

    Was das "Wohl" des Hundes nun mit Beißunfällen zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Auch ein gut gepflegter, gut ernährter, wohl behüteter Hund hat 42 Zähne und kann beissen.


    Das finde ich jetzt ehrlich gesagt nicht so schwierig zu verstehen. Wenn mehr auf die Bedürfnisse des Hundes geachtet wird (zB. Distanz), ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass er zubeissen wird.


    Ich habe eigentlich angenommen, dass das Wohl des Hundes über die Pflege, Ernährung und Obhut hinausgeht, sonst bräuchte es dieses Forum nicht. Ein typischer Handtaschenhund wird aus Haltersicbt bestimmt auch bestens versorgt. Und warum schnappt er dann, wenn er zum Knuddeln gezwungen wird :???:


    Zitat

    Jemandem der Angst vor Hunden hat oder sie einfach mißtrauisch beäugt, weil er sie grundsätzlich nicht mag, wird kaum ein positives Bild vor Augen haben, nur weil jeder Hundehalter einen, wie auch immer gearteten Hundeführerschein hat.


    Das ist ja auch ok, wenn jemand keine Hunde mag. Es geht ja um die Leute, die schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht haben, die hätte vermieden werden können. Und die meisten schlimmen Beissunfälle passieren wohl auch im privaten (nicht öffentlichen) Umfeld.


    Zitat

    Jeder Führer eines Kraftfahrzeuges muß einen Führerschein besitzen. Kommt es dadurch zu weniger Verstößen und Unfällen im Straßenverkehr?


    Den Strassenverkehr finde ich einen guten Vergleich, denn er ist für mich ein Beispiel für geballte Rücksichtslosigkeit. Oder um es neutraler auszudrücken: ein Abbild von unterschiedlichen Wahrnehmungen und Prioritäten..
    Dennoch dachte ich, dass sich trotz steigendem Verkehr die Anzahl der tödlichen Verkehrsunfällen reduziert hat. Und das auch durch strengere Gesetze. Oder anderes Beispiel: Nachbarschaftstreit.... Leider geht es da mit gesundem Menschenverstand alleine auch nicht. Da muss "Rücksichtnahme" vom Gesetz definiert werden.


    Zitat

    Ignoranten Zeitgenossen ist das egal.


    Genau. Und genau diese Leute müssten sich mit den Regeln wenigstens mal auseinandersetzten.

    Also, ich fände folgendes wichtig für Ersthundebesitzer:


    Obligatorischer Kurs in Theorie


    - Pflichten der Hundehalter: beinhaltet sowohl Pflicht des artgerechten Haltens des Hundes als auch die rechtliche Seite (zB. der Hund muss so geführt werden, dass er keine Menschen oder andere Hunde gefährdet/belästigt)
    - Hundehalter-Knigge zur Verbesserung der gegenseitigen Rücksichtnahme von Hund-Hund, Hund-Mensch, Mensch-Hund (zB. von wegen "Hunde machen das untereinander aus", "Der will nur spielen")
    - Aufklärung über aktuelle gewaltfreie Trainingsmethoden und aktuellen Wissensstand über den Haushund (zB. dachte ich bis letztes Jahr bevor ich meinen ersten eigenen Hund bekam und entsprechende Literatur gelesen hatte immernoch, dass der Hund nie höher als man selbst liegen darf :???: )
    - Grundausstattung im Beobachten, Erkennen und Deuten der hündischen Körpersprache/Kommunikation (zB. Calming Signals, Bellverhalten)
    - häufiges Problemverhalten (zB. Leinenaggression)


    Obligatorischer Kurs in Praxis


    - nützliches Werkzeug für den Alltag wie Leinenführigkeit, Abbruchsignal, Rückruf, Hundebegegnungen
    - natürlich mit dem eigenen Hund und mit gewaltfreien Trainingsmethoden


    Was habe ich vergessen?


    Von einer Prüfung würde ich absehen.


    Für alte Hasen unter den Hundehaltern finde ich es auch gut, wie es in der Schweiz verlangt wird: Hundeschule mit jedem neuen Hund ob alt oder jung.


    Das Problem ist natürlich, dass es unter den Hundeschule auch "schwarze Schafe" gibt. Bei mir in der Nähe ist so eine. Aus ihrer Sicht finden die das bestimmt toll, was sie da machen und meinen sie bilden nach neuestem kynologischen Stand aus. Doch wenn man ein Sensibelchen aus dem Tierschutz hat, sieht man viele Dinge anders.


    Letztendlich haben die ganzen Gesetze aus meiner Sicht eine Wechselwirkung: wenn auf das Wohl des Hundes geachtet wird, gibt es weniger Beissunfälle und das kommt dem Menschen zugute. Ein positives Bild des Hundes kommt dann wiederum ihm zugute :smile:

    Ich bin absolut dafür :smile:


    Hier in der Schweiz ist ein Hundeführerschein, der sogenannte Sachkundenachweis seit 2008 (nach einem erneuten Beissvorfall wo ein Kind getötet wurde) obligatorisch.


    Die Ausbildung besteht aus einem Theoriekurs und einem praktischen Kurs, der zusammen mit dem Hund absolviert wird. Ersthundehalter müssen einen ca. 4-stündigen Theoriekurs (bevor sie den Hund bekommen). Wenn sie dann den Hund erhalten, müssen sie im ersten Jahr einen praktischen SKN-Kurs zusammen mit dem Hund absolvieren, der mindestens 4 Übungseinheiten von maximal 1 Stunde Dauer pro Tag umfasst. Ein Abschluss-Prüfung gibt es nicht. Man bekommt lediglich den Nachweis, den man dann bei der Gemeinde einreicht.


    Wer seinen Hund schon vor Inkrafttreten des Gesetzes hatte, muss den Kurs nicht belegen. Doch auch meine Nachbarin, die schon seit sicher 30 Jahren Hunde hat, musste nun den praktischen Kurs (Theorie nicht) absolvieren, weil sie ein Welpe bei sich aufgenommen hat. Sie fand es zuerst ziemlich ärgerlich, scheint inzwischen jedoch gerne zu gehen :-)


    Ich finde den Kurs gerade als Ersthundehalter absolut hilfreich (Praxis sowieso), weil man da auch auf die heutigen Hunde-Benimmregeln (kommt ein angeleinter Hund, wird der Eigene auch angeleint, etc.) aufmerksam gemacht wird. Es gibt auch unter den alten Hasen welche, denen es gut tun würde, die Benimmregeln mal von offizieller Seite zu hören. Und sich mal mit dem aktuellen Stand (zB. operante Konditionierung) von der Hunde-Mensch-Beziehung auseinanderzusetzen zu müssen, würde auch nicht schaden.


    Ein Beispiel das für den Hundekurs spricht: Im Kurs war eine erfahrene Hundehalterin mit ihrem Border Collie. Mein Hund hat ihren dann mal angebellt. Die Hundetrainerin fragte dann in die Runde, warum mein Hund wohl gebellt haben könnte. Und das Border Collie Frauchen meinte, weil er Stärke zeigen wollte. Die Hundetrainerin klärte dann auf, dass mein Hund ein unsicherer Hund ist, und er deshalb etwas mehr Abstand zu anderen Hunden braucht. Man solle auch im Alltag bei Spaziergängen drauf achten und Rücksicht nehmen :-)


    Der SKN-Kurs ist zwar nur eine Kleinigkeit, jedoch müssen sich die Leute notgedrungen etwas intensiver mit der ganzen Thematik auseinandersetzen: Pflichten des Hundehalters, Wohlergehen des Hundes, etc.
    Ausserdem verhilft der obligatorische Kurs auch dazu, dass viele Hundehalter danach noch weiterhin zur Hundeschule gehen.

    Zitat

    Von negative Strafe als böse hat gar niemand hier gesprochen. Im Gegenteil - beide Seiten in dieser Diskussion haben sich dafür ausgesprochen!


    Also, dann habe ich wohl völlig den Faden verloren. Was ich bisher verstanden habe war:


    - Strafe = positive Bestrafung im Sinne der Operanten Konditionierung
    - positive Strafe = Bedrohung oder Einschüchterung
    - Bedrohung = Ankündigung einer körperlichen Strafe im Sinne von körperlicher Gewalt
    - Einschüchterung = psychische Gewalt


    Zusammenfassung: positive Strafe ist grundsätzlich und ausschliesslich Gewalt, löst beim Hund Stress oder Angst aus :?

    Zitat

    By way negative Strafe ist für einen Angsthund gepaart mit positiver Verstärkung ein ziemlich mächtiges Werkzeug das ich nicht missen möchte.


    Genau! Beispiel: Mein Tierschutz-Hund konnte anfangs schon ein Sitz, wurde dann mit einem Leckerchen belohnt und ist dazu allerdings immer wieder aufgestanden. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihm beibringen kann sitzen zu bleiben. Die Hundetrainerin hatte dann eine ganz simple Lösung: negative Bestrafung in Kombination mit positiver Verstärkung! Und nein, mein Hund hat keine Stress-Symptome gezeigt, und hat keinen erkennbaren psychischen Schaden davon getragen (obwohl er ein sehr Unsicherer ist). Der Trick der Hundetrainerin: das Leckerchen wurde ihm vor der Nase wieder weggezogen, wenn er aufgestanden ist. Mein Hund musste dann ein bisschen überlegen, wie er an das Leckerchen kommt. Und siehe da: Popo ging zum Boden und es regnete Leckerchen. Das war eine Sache von ca. 30 Sek.


    Ich bestrafe meinen Hund sonst auch mal negativ. Zum Beispiel wenn er an meinem Schälchen mit Salzstangen riechen möchte. Ich stelle es dann einfach auf die Seite, damit er nicht mehr dran kommt. Ganz einfach und er ist dabei weder eingeschüchtert noch gestresst, denkt sich vielleicht "Verdammt, jetzt ist es weg" und fertig.