Beiträge von Ellen2014

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    Fast richtig, nur dass nur eines der "Systeme" im limbischen System lokalisiert ist (das, was du low road und andere Hinterhirn nennen) und das andere im frontalen Cortex lokalisiert ist (Vorderhirn).


    Mag sein, dass ich nicht mehr ganz up to date bin... ich kenne es eben so:
    low road: Thalamus => Amygdala
    high road: Thalamus => Cortex => Hippocampus => Amygdala


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    Wenn der Hund sehr stark im "Hinterhirnbereich" unterwegs ist, kann es durchaus sein, das er Signale etc. nicht umsetzen kann und sehr impulsiv und emotional agiert.


    Genau das vermutete ich ja bei meinem Hund, da er anfangs innerhalb kürzester Zeit von null auf hundert war, wenn er einen Hund (oder was einem Hund ähnlich sah) in 100m Entfernung gesehen hat.


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    Ich finde aber, das gerade unter dem Aspekt der funktionalen Verhaltensanalyse Strafe durchaus auch ihre Berechtigung haben kann.


    Negative Strafe ist ja ein Teil der heutigen Erziehungsmethoden. Ich finde es eben unfair einen Hund dann zu strafen, wenn es bei ihm um einst überlebenswichtige Emotionen geht wie zB. Angst. Wenn mich der Hund aus Frust anbellt, weil er nicht schnell genug sein Abendessen bekommt, kann ich ihn ja mal damit negativ strafen, dass es dann eben noch länger dauert :smile:


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    Das bei sämtlichen Hundesichtungen erstmal das Periaquäduktales Grau aktiviert wird, halte ich auch für sehr unwahrscheinlich bei den meisten! Hunden. Daher würde ich diesen Maßstab definitiv nich bei dem durchschnittlichen Hund anwenden.


    Dafür vielleicht beim ganz durchschnittlichen ängstlichen Hund (so wie meinem) ;)
    Doch die low road könnte man als Erklärung ja nicht nur bei Angst heranziehen, sondern auch zB. bei ganz leckerem Rehduft. Hardcore-Jagdhunde-Halter wissen ja, wie wenig ansprechbar ihr Hund ist, wenn es ums Jagen geht. Ich vermute da auch, dass der Rehduft vom Thalamus ohne Umwege direkt in die Amygdala saust und dort eine erstmal extrem schöne Emotion auslöst. An diesem Punkt dem Hund wiederum Wasser über den Kopf zu leeren, halte ich ebenso für unfair, wenn es eine Strafe sein soll. Und um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, kann man sicherlich freundlichere Sachen finden.


    Ich denke, das ganze Anti-Jagd-Training basiert ja darauf, Zugang zum Bewusstsein seines Hundes zu bekommen (high-road). Genauso wie beim Anti-Angstpöbel-Training.

    Was das Massregeln angeht bin ich sehr zurückhaltend. Zum einen bin ich noch Hundeanfängerin und habe ein Sensibelchen aus dem Tierschutz, das schnell eingeschüchtert ist. Zum anderen unterstelle ich dem Hund zunächst, dass er für sein Verhalten nichts kann. Denn ich habe da so meine eigene Erklärung...


    In der (Menschen)-Psychologie gibt es ein Modell, dass es zwei Systeme (im Limbischen System gibt), die die Reizwahrnehmung bearbeiten. Zum Beispiel der Reiz "anderer Hund":


    - die "low-road", die zwar ungenau ist, dafür schnell erste Einschätzungen vornimmt und die erste Emotion auslöst (sichert aus evolutionärer Sicht das Überleben)
    "anderer Hund" => Fight Or Flight


    - die "high-road", die zwar genauer arbeitet und dem Bewusstsein zugänglich ist, dafür mehr Zeit braucht
    "anderer Hund" ignoriert mich => keine Gefahr, weiterlaufen
    oder
    "anderer Hund" glotzt mich an => Hör auf zu glotzen und schleich dich!


    Da so viel ich weiss alle Säugetiere das gleiche Gehirn haben (also auch Limbisches System), gehe ich davon aus, dass es bei Hunden gleich abläuft. :smile: Einen Hund an so einem Punkt für ein unerwünschtes Verhalten zu bestrafen, fände ich ganz komisch.


    Bei meinem Hund war es vor unserem Training bestimmt so, dass er beim Anblick eines anderen Hundes sofort explodiert ist ("low-road"). Ich interpretiere das jetzt mal so, dass wir durch das Training erreichen konnten, dass der Reiz "anderer Hund" nun über die "high-road" geht und er somit über sein Bewusstsein die Möglichkeit hat, die Situation erstmal einzuschätzen. Das merke ich daran, dass er den anderen Hund erstmal genauer beobachtet. Wenn ich merke, dass es in ihm anfängt zu brodeln (bzw. die Leine vibriert), kann ich mit meinem "Komm, wir gehen lieber"-Programm intervenieren. :smile:

    In einem Video von Ute Blaschke-Berthold habe ich gesehen, dass sie bei ihren Hunden ein Entspannungssignal einsetzt, wenn es mal dicke Luft gibt. Nach ihren eigenen Aussagen mischt sie sich in Konflikte zwischen den Hunden recht spät ein. Doch als sie in dem Video merkte, dass es komisch wird, hat sie das auftrainierte Entspannungssignal "EASY" verwendet, um die Hunde zu beruhigen. Das fand ich eine gute Alternative, da man in solchen Situationen ja wahrscheinlich dazu neigt böse zu werden und die Hunde dann auch noch anblökt.


    In einem anderen Beispiel konnte man sehen, wie Hunde untereinander Konflikte lösen können: man sah wieder ihre beiden Hunde, wie sie anfingen sich in kritischer Weise auf die Nerven zu gehen. Dann ist die dritte Hündin (wer weiss, vielleicht die Ranghöhere) vom Sofa runter, ist zu den beiden hin, um zu kucken. Dann gab es ein gegenseitiges Geschnüffle und Ruhe war. Also, schon alleine diese kurze Unterbrechung hat den beiden Steithähnen gereicht, um sich zu beruhigen. :smile:

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    Ich versteh auch nicht so wirklich, was so schlimm und falsch daran sein soll, wenn ich dem Hund, so er seine Pfoten in die Küche setzt, mit einem RAUS wieder rausschicke, zur Not auch, indem ich auf ihn zugehe und er somit rausgehen muss.


    Genau. :smile: Das hat sogar bei meinem Supersenibelchen funktioniert als es um den Flur ging, wenn es an der Tür geklingelt hat. Ein freundliches "Zurück" mit auf ihn zugehen in Kombination mit einem Handsignal gefolgt von einem Lobwort, ganz ohne Strenge und Druck. Nach ein paarmal hat er es kapiert (ist vermutlich auch ganz froh darüber) und lauscht mittlerweile freiwillig von seinem Körbchen aus, was an der Haustür los ist. Meinetwegen darf er auch bellen und zuschauen von weiter hinten, nur eben nicht mehr im Flur.

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    Und jetzt nach dem Biss, ist er total Aggro Vorallem auf große Hunde,vertraut mir nicht mehr und zittert die ganze zeit!
    Leider hat es auch meine Hand erwischt also kann ich ihn im Moment auch nicht richtig führen und unsere Spaziergänge sind sehr sehr kurz im Moment!:(


    Ohje! Ich wünsche dir und deinem Hund gute Besserung!
    Ich kann dir wirklich empfehlen, wenn nur irgendwie möglich, fremde Hunde zu vermeiden. Dein Hund muss erstmal von seinem hohen Stresslevel runterkommen (Zittern). Zittert er denn wirklich die ganze Zeit? Seit Dienstag? Oder ist das nur bei den Spaziergängen? Was meinte der Tierarzt?


    Mir wurden damals auch Rescue-Tropfen für den anfänglichen Schock empfohlen (hilft denen, die daran glauben ;) ). Mein Hund hat auch Zylkene bekommen (gibts beim Tierarzt), was dem Hund so ein wohliges Gefühl geben soll. Falls dein Hund jedoch starke Stress-Symptome zeigt, würde ich nochmal beim Tierarzt nachfragen.
    Wenn er jetzt besonders aggressiv auf Hunde reagiert, kann das auch an den Schmerzen liegen. Das kennt man ja von sich selbst auch... hat man Schmerzen ist man schneller gereizt.


    Übrigens, finde ich die Buchempfehlung "Das andere Ende der Leine" auch sehr gut. :smile: Patricia McConnell hat auch noch ein kleines Büchlein geschrieben, das ich auch gelesen habe: "Alter Angeber: Leinenaggressionen bei Hunden verstehen und beheben".

    Das tut mir sehr leid! :( :


    Mein Hund und ich kennen das leider auch. Es war vor etwa einem Jahr als er tierarztreif geschüttelt wurde...
    Auch mit dem Rat der Hundetrainerin habe ich es dann so gemacht:
    - Zeiten und Orte wählen, wo es möglichst keine anderen Hunde hat
    - Spazierwege in Gegenden mit Leinenpflicht wählen, zB. Naturschutzgebiete
    - die erste Zeit Hundekontakte vermeiden (ausser mit Hunden, mit denen dein Hund kein Problem hat! Bei uns waren's die beiden freundlichen Nachbarshündinnen. Ich denke, dass positive Kontakte mit Hundefreunden dem Hund gut tun)
    - Hundebegegnungen bei Spaziergängen auch vermeiden (da bin ich dann halt auch mal den ganzen Weg wieder zurück gelaufen, wenn es keine Ausweichmöglichkeit gab)
    - beim Erblicken von freilaufenden Hunden sind wir sofort abgehauen
    - kein fremder bzw. unverträglicher Hund kommt mehr an meinen Hund ran (abblocken, verscheuchen, etc)



    Gerade auf dem Abhauen/Ausweichen basiert unser Training, wovon wir am meisten profitiert haben. Zum Einen musste sowohl mein Hund als auch ich wieder Sicherheit beim Spazierengehen gewinnen und zum Anderen wollte ich meinem ängstlichen Hund beibringen, Konflikten mit Artgenossen lieber aus dem Weg zu gehen anstatt sie durch Pöbelei auch noch zu provozieren. Inzwischen können wir je nach Hund auch mal in 3m Abstand passieren, ohne dass sich mein Hund aufregt.

    Vielleicht hilft dir dieses kleine Büchlein von Patricia McConnell...
    "Einmal Meutechef und zurück: Mit mehreren Hunden leben"


    Bei youtube gibt es auch ein paar Videos von ihr, wo man ein bisschen eine Idee davon bekommt, wie sie Hunde trainiert.

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    Ein anders Beispiel, wir sind Essen und er liegt völlig brav unterm Tisch, dann haben sich fremde dazu gesetzt und er blieb völlig gechillt, nur auf einmal musste der Herr neben uns lachen, weil er die Füße geschleckt bekommen hatte.


    Dann sind wir ein andermal in der in ner Wirtschaft und zack bäfft er die Kellnerin und eilt jedem der ihn anschaut an, da kann ich dann noch so viel sein Abbruchkommando geben, oder ablenken wie ich möchte, er macht es jedes mal wieder.


    Konntest du in dem unterschiedlichen Verhalten schon ein Muster erkennen?


    Bei meinem Hund habe ich festgestellt, dass er im Restaurant wesentlich ruhiger unter dem Tisch liegt, wenn er genug müde ist, dh. wir sind unmittelbar vorher etwas länger spazieren gegangen. Bei ihm kommt die Aufregung in Restaurant, Gartenwirtschaft und Co. bestimmt daher, dass er mit den vielen Aussenreizen überfordert ist. Wir suchen uns deshalb wenn möglich einen Platz, wo der Hund etwas abgeschirmt ist und von der Umgebung weniger mitbekommt. Ausserdem haben wir immer eine kleine Decke dabei, die dann als sein Platz deklariert ist. Dazu er liegt auch etwas bequemer mit seinen alten Gelenken, seinem kurzen Fell und seinem zierlichen Körperbau.


    Es ist zwar viel Management und ich fand es früher immer albern, wenn die Leute so ein "Gschiss" wegen ihrem Hund gemacht haben. Doch nun bin ich auch an diesem Punkt und ich versuche meinen Hund daran zu gewöhnen, sich in einem Restaurant gepflegt zu langweilen :-)

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    Bei mir gibt`s nur: er macht`s oder er macht`s nicht und wenn er es nicht macht, ist die Heulerei groß (bei mir...) Es gibt Situationen, in denen ich mir realtiv sicher bin, dass er das Kommando ausführt und dann tut er es doch nicht. Ich bestehe dann darauf, dass er es macht. Ich will doch nur konsequent sein...wenn es draußen nass ist verlange ich auch kein "Sitz", es ist nicht so, dass ich ihm andauernd Dinge abverlange, die er nicht umsetzen kann/will.


    Seit etwa einem Jähr habe ich nun meinen ersten eigenen Hund und ich bin nicht nur annähernd da, wo ich mich als Hundehalterin gesehen, bevor ich ihn bekommen habe. Ich dachte, wenn ich einen Hund habe, übe ich mit ihm schön den Grundgehorsam, damit er zu einem gesellschaftstaugkichen Begleiter in allen Lebenslagen wird.


    Tja, ich habe einen Senior aus dem Tierschutz und ich habe inzwischen schon viele meiner Vorstellungen - nicht aufgeben, jedoch - anpassen müssen... In der Hundeschule konnten wir in eine Gruppe integriert werden, wo der alltägliche Grundgehorsam geübt wird. Während die anderen Hunde (waren fast alles Border Collies mit best ausgestattetem "Will-To-Please") freudig erwartend ihr Signale ausführten, schaut mein Opa nur zur Seite mit einem "Ach, nee. Nicht schon wieder!" - Blick. Will to please... Fehlanzeige. Und das blöde Sitz kann ich mir sonst wohin stecken.


    Manchmal hat er keine Lust Spazieren zu gehen (oft auch beim Social Walk der Hundeschule). Dann kann er bocken, dass nicht mal das freundlich, aufmunternde, Greifen ins Geschirr und anschliessendem Mitschleifen ihn dazu bringt, die Beine selbstständig zu bewegen. Da bin ich dann auch schonmal eine geschlagene halbe Stunde auf einem Fleck gestanden und wir spielten dann das Spiel "Wer den dickeren Kopf hat...". Meine Nachbarin meinte, ich solle unbedingt gewinnen ;-)


    Also, meine Erwartungen an meinen treuen Freund habe ich deutlich herunter geschraubt, Klar, er ist ein Senior und ich weiss nicht, wie lange er noch da sein darf. Deshalb hat er schon auch ein bisschen den Senioren-Tierschutz-Senibelchen-Bonus, das gebe ich zu. Doch letztendlich übe ich mit ihm einfach - statt am Gehorsam - an der Kooperation.

    Deine Geschichte hat sehr viel gemeinsam mit der meines Hundes. Er stammt auch aus einer Beschlagnahmung, ist allerdings schon ein Senior und erst seit einem Jahr bei mir. Anfangs lies er sich von den Leuten streicheln. Ab und zu hat er jedoch zuhause auch aufgeschriehen und rumgeschnappt. Damals wussten wir nicht, ob er evtl Schmerzen hat. Inzwischen vermuten wir, dass es eine Masche von ihm ist (vermutet auch die Tierärztin)... er fühlt sich unwohl und schnappt rum (mit anschliessendem empörtem Gebell) weil er gelernt hat, dass die Leute am schnellsten von ihm ablassen, wenn er dramtisch wird. Und dabei kann er den Leuten dermassen einen Einlauf verpassen, dass manche schon kreidebleich waren im Gesicht ;)


    Er wurde in der Anfangszeit von zwei grossen Hunden überfallen. Ein paar Tage danach hat ihn ein Nachbar trotz meiner Vorwarnung am Kopf gestreichelt. Das tat ihm sicherlich weh, weil er verletzt war. Und seither ist seine Toleranz gegenüber fremden Händen sehr gesunken.


    Ich denke, bei deinem Hund könnte es ähnlich sein wie bei meinem. Vermutlich fand er das Streicheln von Fremden noch nie toll. Doch mit wachsendem Selbstvertrauen und stetigen Lernerfahrungen ("Als Dramaqueen habe ich Erfolg"), lassen sie es sich nicht mehr gefallen. Und das ist wirklich schwierig zu managen, weil es immer Leute gibt, die die Warnung missachten. Erschwerend kommt hinzu, dass mein Charly auch neugierig auf die Leute zugeht. Das wird dann als Streichelaufforderung interpretiert, dabei reicht ihm das Schnüffeln am Hosenbein.


    Zylkene bekam er auch die ersten paar Monate. Gerade wegen dem Beissvorfall mit den beiden Hunden und gleichzeitig unterstützend zum Anti-Leinen-Pöbelei-Training bei den Social Walks. Ob Zylkene gewirkt hat kann ich wirklich überhaupt nicht einschätzen. Als ich es zwischendurch mal ein paar Wochen abgesetzt habe, konnte ich kein anderes Verhalten beobachten. Es gibt Hunde, denen es hilft. Ich denke, wichtig ist vor allem, dass der Hundebesitzer davon überzeugt ist, dass es hilft. :smile:


    Und nochmal wegen dem Schnappen: da mein Charly schon alt ist, akkzeptiere ich nun einfach, dass er Fremdstreicheln total schlimm findet. Also bekommen alle (Besuch und Passanten) ein Streichelverbot. Leider halten sich ja nicht alle dran. Ich versuche dran zu denken, dass ich Charly bei nahender Streichelgefahr anspreche und zu mir locke (eine Hundebesitzerin aus der Hundeschule hat ihrem Hund ein Signal zum Weggehen beigebracht). Und sollte alles nichts helfen - dazwischenstellen, abblocken, Leute warnen, Hund weglocken - dann darf Charly es den Leuten halt ausnahmsweise mal selber sagen, dass er es blöd findet. Diese Ansage sitzt dann auch. ;)