Die Schwierigkeit an dem ganzen Thema liegt meiner Meinung nach doch vor allem an dem Format solcher Fernsehsendungen. Es wird suggeriert, dass man mit einer einzigen Methode alle Probleme innerhalb in ganz kurzer Zeit lösen kann.
Ich habe mir viele Folgen von MMN angeschaut und über 20 Folgen dieses einen amerikanischen Kollegen. Abgesehen davon, dass ich vom Fernsehsessel aus dieses ständige "schhhhht" bzw. "Shhhhh, Hey!" (in der amerikanischen Version) extrem nervig finde, kann ich das Timing überhaupt nicht nachvollziehen. Vielleicht ist es auch einfach durch das Fernsehen nicht erkennbar? Und genau deswegen finde ich es problematisch, wenn Hundehalter diese Methoden (ohne reale Anleitung) bei ihrem Hund nachahmen, weil es im Fernsehen ja angeblich so gut funktioniert hat.
Bei meinem unsicheren Tierschutz-Mimöschen könnte ich mit der "Stüber"-Methode alles wieder kaputt machen, was ich an Vertrauen aufgebaut habe. Eingeschüchtert wurde er in seiner Vergangenheit schon genug. Das erkenne ich unter anderem daran: wenn ich ihn mit meinem Bein begrenzen wollte, damit er am Strassenrand nicht weiter nach vorne geht, ist er schon zusammen gezuckt.
Auch wenn es wissenschaftlich nicht haltbar ist, habe ich mir schon überlegt, was für ein Typ mein Hund gemäss der Rudelstellung denn sein könnte. Manchmal steht er längere Zeit einfach nur da und schaut sich die Gegend an. Vielleicht wäre er ja ein hinterer Leithund (wenn er in seiner Vergangenheit fair behandelt worden wäre), oder vielleicht liegt es auch an seinem Alter... Jedenfalls, seit ich zum ersten Mal davon gehört habe, dass ein gewisser Typ Hund mehr Zeit braucht, die Reize zu verarbeiten, bin ich geduldiger und lasse meinen Hund halt mal in Ruhe schauen, und lasse die Rudelstellungstheorie einfach Rudelstellungstheorie sein
Was ich an dem Konzept nicht verstehe ist, warum alle Hunde hinten laufen müssen. Wenn man einen vorderen Leithund hat, sollte der doch (nach meinem Verständnis der Theorie) voraus laufen. Weiss das jemand?
Kurzum: für meinen Hund kommen Stüber, Massregelung, Korrektur (oder wie man körperliche Bestrafung neuerdings so nennt) nicht in Frage. Und ich würde es auch bei keinem anderen Hund anwenden. Doch grundsätzlich möchte ich ihr Konzept (im Gegensatz zu dem ihres amerikanischen Kollegen) nicht ablehnen. Es hat auch einige gute Sachen dabei Für mich sind es:
- der Entscheidungsträger bin ich, nicht der Hund
- der Hund bekommt einen Job