Zu mir hat eine Tierärztin in der Tierklinik gesagt, dass sie sich oft selber fragt, ob es noch in Ordnung ist was sie machen. Sie hat einen Hund obduziert, den eine Kollegin ein Jahr lang am Leben erhalten hat indem sie wöchentlich seinen Bauch punktiert hat - nachträglich konnte sich feststellen, dass der Hund definitiv gelitten hat.
Ich finde es heute schwieriger denn je zu beurteilen wann es Zeit ist ein Tier gehen zu lassen. Jeannie hat die letzten 4 Jahre ihres Lebens Medikamente wegen ihres Herzfehlers gebraucht - der durch eine Operation entstanden ist - zusätzlich war es nötig ihr Mittel zur Entwässerung zu geben.
8 Monate vor ihrem Tod kam Durchfall dazu - eine Darmentzündung die kaum in den Griff zu bekommen war.
Da sagten die meisten Leute schon zu mir, ich solle nicht egoistisch sein und den Hund einschläfern lassen. DAS war meiner Ansicht nach Quatsch, denn Jeannie hatte da noch soviel Freude am Leben. Ja es gab schlechte Tage, aber die waren in der Minderzahl. Sie ist noch regelmäßig schwimmen gegangen, hat noch immer gerne gegraben...
4 Monate später kam ein seltsamer Anfall. Wahrscheinlich wurde ihr Gehirn nicht genug durchblutet - wie auch immer, sie hat sich auch davon noch erholt. Aber die alte wurde sie nicht mehr.
Dann hörte sie auf zu fressen. Sie weigerte sich auch ihre Tabletten zu nehmen (klar, die bekam sie normal ja in einem Leckerli), ich musste sie ihr mit Gewalt runter zwingen.
Ich bin zum Tierarzt und dachte das wars nun. Man kann nichts mehr für sie tun.
Aber weit gefehlt. Es wurde zwar nichts gefunden. Aber probieren wir es dennoch mit Antibiotika, meinte TA. Ich hab nicht nein gesagt, ich war viel zu erleichtert sie doch noch an meiner Seite zu haben.
Die AB halfen einen Tag, dann war es wieder vorbei, sie fraß wieder nichts. TA meinte solang sie sich nicht zurückzieht sondern am Leben teil nimmt, sollen wir abwarten. Wieder bin ich erleichtert nach Hause gegangen.
Die nächsten 14 Tage hat sie manchmal ein bissl was gegessen - statt ihrer 400g Dose zb 70g Leckerli oder ein paar Bissen von einem Grillhähnchen.
Wenn sie Durchfall hatte oder sich übergeben musste schwankte sie in einem Radius von 3 bis 4 Metern durch die Gegend, wenn sie ihr geliebtes Bad im Brunnen nahm kam sie raus und hat eine halbe Stunde am ganzen Leib gezittert (Kreislaufschwäche).
Die Beine sind ihr oft weggerutscht - das kam nach dem "Anfall", die Augen haben in verschiedene Richtungen geblickt... Das hat kein TA ernst genommen, weil es keiner gesehen hat! Sie bekam Akkupunktur weil der TA das wegrutschen der Beine auf Probleme mit den Gelenken zurückführte.
Nun ja, 80 Euro pro Akkupunktur, war für ihn sicher ne feine Sache. Ich hab es machen lassen in der Hoffnung ihr irgendwie zu helfen. War bald zweimal die Woche nötig, wobei ich nie sagen konnte, dass es geholfen hat.
Tja, sie hat viel abgenommen in den letzten 2 Wochen, aber manchmal hat sie eben doch noch einen Bissen runter gebracht. Man hat gesehen, sie will fressen, kann aus irgendeinem Grund aber nicht.
Aber solang sie sich nicht irgendwo verkriecht und jeden Tag beim Gassi gehen im Brunnen badet soll sie am Leben bleiben.
Ich weiß nicht... Ich weiß wirklich nicht ob das richtig war.
Da gab es keinen schrecklichen Befund. Da gab es nur viele grenzwertige Befunde. Obwohl sie Zeit ihres Lebens immer panische Angst vorm TA hatte, war sie zuletzt dazu gar nicht mehr in der Lage und hat alles nur noch über sich ergehen lassen ohne Versuch zu entkommen, oder vor Angst zu zittern.
An ihrem letzten Tag habe ich Fotos gemacht (Ohne zu wissen, dass es der letzte Tag sein wird -- obwohl es natürlich absehbar war) und erst nachträglich habe ich gesehen wie müde und abgekämpft mein Hund aussieht.
Es kann eben sehr schwer sein objektiv zu beobachten, wenn man den Hund jeden Tag sieht.
An dem Tag, als ich sie einschläfern ließ, hat sie auch nichts mehr getrunken.
Hätte man trotzdem noch zuwarten sollen? Ich weiß es nicht. Vielleicht hätte sie noch ein paar Wochen gelebt, bis ein Notfall eingetreten wäre.
Ich wünschte ich hätte einen TA gehabt dem ich vertrauen kann. Wo ich mir keine Gedanken machen muss, ob noch etwas getan wird, weil es für das Tier sinnvoll ist, oder nur, weil es für den Geldbeutel des TA gut ist.
Sicher ist, ohne all die Medikamente wäre der Hund schon lange zuvor gestorben.
Und die Medikamente haben Nebenwirkungen, bzw können welche haben, nur wissen wir das bei einem Tier nur wenn sie sehr drastisch ausgeprägt sind (vor allem wenn man einen Hund hat, der hart im Nehmen ist und sich kaum was anmerken lässt).
Tja, nur mal so geschrieben. Meine Gedanken zum Thema.
Was Borches konkret betrifft - wenn man den Hund nicht kennt, kann man das sowieso nicht beurteilen. Aber aus anderen Zusammenhängen kenne ich das durchaus, dass ein Amt nichts tut, wo dringend Handlungsbedarf wäre, aber dort eingreift, wo es völlig unnötig ist.
Liebe Grüße
Sabine