Ich möchte dir gerne ein paar Gedanken da lassen. Hier wohnt ja auch eine territoriale Jagdsau, die war allerdings vorinstalliert leinenführig. Aber so einiges kommt mir sehr bekannt vor. Mich hat das irre gemacht. Immer nach Außen fokussiert, immer die Nase am Boden, immer am scannen. Jederzeit bereit innerhalb von Sekundenbruchteilen durchzustarten. Oft mit Verletzungen bei mir endend. Ich hätte das gerne weg gehabt. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Es war einfach nur anstrengend. Hab viel trainiert, mit und ohne Trainer. Aber irgendwie war das alles nicht zielführend für uns. Was sicherlich auch viel an mir lag, weil ich mir mit konsequentem Training schwer tue. 
Was ja schon viele geschrieben haben, die Einstellung hat was geändert. Nicht dagegen, sondern mit dem was der Hund mitbringt zu arbeiten. Seinen Frieden machen damit. Damit, dass der Hund vielleicht nie von der Leine kann (was soll’s
), damit dass der Hund immer eine Jagdsau bleiben wird, damit dass der Hund nicht so ist, wie man sich das vorgestellt hat, sondern eine eigene Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Das nimmt jede Menge Druck raus und macht einem das Leben sehr viel einfacher. Egal was und wie andere Hunde sind, das sind nicht meine und die haben vielleicht andere Baustellen, die man auf den ersten Blick nicht sieht.
Das Buch „Wege zur Freundschaft“ von Ulli Reichmann (wurde hier schon erwähnt) fand ich dabei ganz gut. Ungewöhnlich, nicht alles passt zum Leben, aber ich habe dadurch meinen Blickwinkel auf die Kleine und was sie da macht, verändert. Man muss halt auch schaun, was zu einem passt und zum Hund. Hier darf zb nicht gemäuselt werden unterwegs, einfach, weil sie sich da wahnsinnig reinsteigern kann. Das macht hier unguten Stress. Aber sie darf und soll mir Wildspuren anzeigen, manchmal schummelt sie
und möchte einen Keks, weil sie mir was zeigt. Sie darf scannen und ich mache mit. Ich zeige ihr interessante Dinge unterwegs, vielleicht eine Feder, Fell oder so. Nach dem Motto, guck, ich kann dir auch Tolles zeigen. Manchmal findet sie meine Funde einfach nur lächerlich, manchmal aber toll. Fakt ist, sie kommt und guckt, was ich da gefunden habe.
Die Anerkennung ihrer jagdlichen Fähigkeiten, echte Freude darüber, fand sie toll. Und sie hat angefangen mit mir zusammen zu arbeiten, mehr auf mich zu achten. Man kann viele kleine Dinge unterwegs einbauen, die die Jagdsau im Hund zufrieden stellen. Kekse suchen, mal einen Dummy aus dem Gebüsch holen, usw. Oben, unten, gibt so viele Möglichkeiten.
Das sind oft ganz kleine Dinge, die aber irgendwann anfangen zu fruchten. Und plötzlich macht es Spaß, dem Hund und dem Menschen. Anfangs ist es schwer von, nervt mich zu, hey, find ich toll oder ok, umzuschalten, und nicht immer und jeden Tag gelingt das, aber erstmal anfangen, der Rest fügt sich dann. So richtige Jagdsäue haben ziemlich herausragende Fähigkeiten. 
Beim territorialen Tier hier hilft in der näheren Umgebung eigentlich nur, vorausschauend zu gehen und Abstand zu halten. Und in gut aushaltbarem Abstand zu üben, gucken, zu loben. Und auch hier hilft ungemein die eigene Einstellung zum Auslöser. Je genervter ich in der Situation bin, desto heftiger die Reaktion vom Hundetier. Hund flippt aus
, tja mei, ist halt jetzt so, wir könnten dann mal weiter. Völlig emotionslos. Muss man üben und braucht auch ein dickes Fell.
Ob dir das jetzt irgendwie hilft, weiß ich nicht. Du bist auf alle Fälle nicht alleine, vielleicht hilft das auch schon. Ich wünsche dir aber alles Liebe für euren Weg. Das wird schon! 🍀
Ich finde den Thread auch sehr nett und freundlich gehalten bisher!
Sehr schön! 