Beiträge von Sanjoka

    ich verstehe beim meideverhalten etwas anderes, nämlich distanzvergrösserung zu einem reiz, was total erwünscht ist.


    zudem sollten situationen welche überfordernd für den hund sind durchaus vermieden werden, weil dabei nichts positives erlernt werden kann, sondern nur stress auslöst. situationen sollten immer so gestaltet sein dass ein positiver ausgang möglich und sogar wahrscheinlich ist.

    zur Distanzvergrößerung: ich finde das kann ein wichtiger Ansatz sein. Vor allem wenn der Hund auf einen bestimmten Reiz generell panisch/aggressiv reagiert aber eigentlich Distanz will.


    Bei unserem ist es total situativ, dh er hat nicht per se ein Problem mit fremden Menschen, sondern er hat ein Problem mit fremden Menschen in bestimmten Situationen.
    Andere Hundehalter, die mit ihm dutzidutzi machen; an 50 "normalen" Passanten oder Joggern und Fahrradfahrern vorbeilaufen - alles kein Problem.
    Aber wehe, die Leute kommen auf die Idee uns ohne "Erlaubnis" des Hundes anzuprechen, oder sie springen plötzlich aus dem Auto, oder kommen durch eine Tür, oder fangen an sich zu streiten, oder lassen was fallen, oder rennen plötzlich los oder kommen "unkontrolliert" auf uns zu, während wir wo stehen/sitzen - sowas war/ist kritisch. (Und drinnen ist sowieso alles schwieriger)


    Dann ist unser Hund ja auch selber völlig distanzlos, Angst ist da auch echt das falsche Wort, denn er würde den Leuten im Zweifelsfall die Meinung geigen. Deswegen ist die Distanz schlussendlich nicht unser Mittel der Wahl (auch wenn wir auch mal Bögen laufen oder ihm erstmal auf paar Meter Entfernung die Chance geben sich an eine Situation zu gewöhnen).


    Zum Stress: man darf nicht vergessen, dass nicht nur wir und unsere Umgebung den Hund stressen - sondern dass sich ein Hund auch ganz schön viel Stress selber machen kann. ZB wie unserer, der sich irgendwann zum großen Wachhund erklärt hat und sich damit ja immensen Stress und eine riesen Verantwortung aufhalst, er muss dann jede Situation analysieren und am besten kontrollieren und kann nicht einfach denken "äh mir doch egal was die komischen Leute da treiben, ich penn einfach weiter".
    Schätze, das ist immer eine Mischung aus Veranlagung und Prägung.

    Was meint ihr genau mit Aussitzen?

    ZB
    - ich bummle gaaanz langsam am Baumarkt vorbei und schaue die komischen Leute an, wenn der Hund hektisch wird mache ich nooooch langsamer
    - wenn mich einer anspricht und nach dem Weg fragt, renne ich nicht panisch weg sondern versuche möglichst gechillt mit dem zu plaudern und den Hund zu managen
    - ich gehe auch mal im Wohnviertel spazieren, obwohl es für das Hundetier und mich schöner und stressfreier wäre auf anderen Wegen
    -ich setze mich mal auf ne Wiese und mittlerweile ist Milo auch in der Lage, sich dort einfach hinzulegen und nicht sofort in den Wachmodus zu wechseln (sofern dort nicht zuviel los ist)
    -ich bleibe auch mal stehen und gucke Enten an, und wenn dann jemand vorbeikommt, umso besser, dann bleibe ich erstrecht noch etwas dort stehen
    -wenn wir an 10 ballspielenden Kindern vorbeimüssen u Hundetier ist gestresst, bleibe ich kurz stehen, bis er sich wieder beruhigt hat und dann führe ich ihn ganz langsam ran und langsam vorbei

    Beim Meiden lernt der Hund ja nichts und viele Dinge lassen sich ja auch gar nicht vermeiden.

    Und das eigene Meideverhalten ist auch nicht zu unterschätzen ;) Für einen selber ist es ja auch erstmal viel bequemer.
    Ich trau mich momentan gar nicht in öffentliche Verkehrsmittel und in Restaurants, weil ich genau weiß, wie das Hundetier sich da anfangs anstellen würde und wie stressig es für mich selber wäre. Jetzt noch zusätzlich zum Besuchertraining muss es auch echt nicht sein, aber schlussendlich wird sowas nicht leichter, wenn man mehr Zeit verstreichen lässt.

    An der Leine Konfetti ohne naja.... mein Bruder hatte den Fall das er sich aus dem Halsband wand vor Wut. Als er merkte da hängt keiner mehr dran verflog sein Zorn ncoh auf dem Weg.

    ah ok krass, da scheint ja wirklich die Leine eine riesen Rolle zu spielen.
    Habt ihr mal überlegt, parallel zum anderen Training wieder mehr positive Sachen mit Halsband+Leine zu verknüpfen? evtl. damit ruhig zum Fressnapf führen (nur so eine Idee). Und draußen positives Leinenführigkeitstraining zu machen (auch unabhängig von Hundesichtung). ZB belohnen, wenn er positiv auf Leinenimpulse reagiert, also langsamer macht oder seinen Hundeführer anschaut, wenn er nen leichten Zug spürt. Wie ist die Leinenführigkeit generell? Und wie wurde die trainiert?
    Vllt würde es auch was bringen, Halsband und Leine auszutauschen, wenn da so viele negative Erfahrungen mit verknüpft sind. Oder mal von Halsband auf Geschirr wechseln? Keine Ahnung, obs was bringt, nur so als Idee.

    Ich freue mich heute noch wie bolle, wenn zu Hause Trubel ist und sich das ehemals aggressive und beißwütige Hundi entspannt inmitten von 6 Besuchern im Wohnzimmer ablegt, tief durchatmet und einfach einpennt. Da ist es völlig egal ob jemand über sie drüber steigt, sie anspricht o.ä. Sie holt sich sogar ihre Streicheleinheiten ab. Das ist wahres Mamaglück

    wow, also da hast echt meine volle Bewunderung :respekt:
    Also ich denke mal,mit fremden Menschen in einem Raum wird unser Hundetier nie so entspannt sein, aber hey, jetzt freue ich mich erstmal über die Teilerfolge :D Müssen jetzt nur dranbleiben mit denn Trainingsbesuchen, denn momentan ist alles etwas stressiger und wir haben weniger Zeit.
    Genau, das Boxentraining ist simpel, und vor allem kann man das auch ohne tamtam mit allen Leuten machen, die nicht gerade panische Angst vor Hunden haben. Hört sich ja auch viel einladender an, wenn man sagt, "hey komm einfach vorbei, verhalt dich ganz normal und wir trinken einen Kaffee. Der Hund wird ab und an mal blöd machen, aber er ist in seiner Box" als wenn man erstmal das Setup und den Sinn von einer speziellen Übung erklären muss.

    Ich würde per se sagen, dass man so weit es eben geht versuchen sollte, den Hund aus der stressigen Situation heraus zu nehmen. Er lernt in einer solchen Situation wenig bis gar nichts. Ich versuche dem Hund in solchen Situationen eine "Ruheinsel" zu sein bzw. ihm den Stress abzunehmen.

    super erklärt!
    Ich finde, das "Herausnehmen" und "Stress abnehmen" darf auf keinen Fall verwechselt werden mit solche Situationen meiden und beim kleinsten Stresszeichen des Hundes zu flüchten - Für mich geht es darum, den Hund zwar soweit wie möglich IN der Situation zu lassen, aber ihm dabei trotzdem den Stress abzunehmen. Meiner Erfahrung nach kann ein minimaler Körperblock oder ein winziger Bogen oder ein kleines Aufmerksamkeitssignal mit dem richtigen Timing viel mehr bringen, als auf 20 m Abstand zu "flüchten".
    @buihuu aber ich glaube, so hast du es auch gemeint oder?


    Das hat natürlich alles seine Grenzen, ich würde mich jetzt zB nicht mitten auf eine Wiese voller spielender Kinder zu setzen, weil ich da mit dem "Beschützen" selber völlig überfordert wäre und ganz bestimmt zu nervös wäre, um eine Ruheinsel zu sein. Aber ich setz mich schon auf eine ruhige Wiese, und wenn dann halt mal einer in einem Meter Entfernung vorbeiläuft oder zwei Meter weiter sein Angelzeug auspackt oder andere Hunde miteinander spielen, dann ist es halt so. Dann muss ich selber ruhig sitzen bleiben, vllt kurz die Aufmerksamkeit des Hundes wiederholen, wenn ihn die Situation stresst und warten, bis er sich wieder beruhigt ("Aussitzen" im wahrsten Sinne des Wortes).

    Wenn man ihm nicht immer mal sagt was er tun soll verfällt er genau wie sein Hund in Unruhe und Wut/Zorn über das Verhalten. Die beiden geraten ganz schnell in einen Teufelskreislauf aus hoch puschen gegenseitig. Was denke ich das ganze auf die Leine manifestiert hat.

    Kann ich mir gut vorstellen. Ruhig zu bleiben ist auch echt schwer ;) Wie ist es denn dann ohne Leine?? Ja also ich bin ja auch ein totaler Rotti-Fan, tolle Hunde - und jetzt hab ich so ein kleines Nervenbündel hier sitzen xD

    Sonst steht der ja hochkant in der Leine und rastet völlig aus. jetzt saß er zwar angespannt aber schweigend neben mir.

    Hört sch doch richtig gut an. Dann fällt ihm irgendwann auf, dass es auch ohne Ausrasten geht und das Leben dann viel entspannter ist.
    Was glaubst du, warum regt sich der Hundes bei anderen Hunden so auf?
    Weißt du wie sich das Verhalten entwickelt hat?

    @Rotti03 Super, das hat sich ja schon deutlich besser angehört als bei den ersten Beiträgen!! Bestimmt fühlt sich der Hund deines Bruders in der größeren Gruppe auch sicherer, wenn du noch dabei bist mit deinem Hund oder? Hoffentlich klappts dann auch bei den beiden alleine besser, ich drücke euch alle Daumen!! Ist dein Bruder generell Hundeanfänger oder mit dem jetzigen einfach überfordert? (sorry falls ich es überlesen habe)

    Achso und wichtig finde ich auch, dass man es schafft, dem Hund eine Alternative zum Stress aufzuzeigen damit er sich nicht immer weiter reinsteigert.
    ZB in die Box zurückziehen oder bei Frauchen verstecken oder manchen hilft ein klarer Alternativbefehl.


    Geraten eure Hunde auch besonders in Stress, wenn man stehen bleibt/sich wo hinsetzt und sie "nichts" tun sollen?