Danke erstmal allen Beteiligten für die tollen Diskussionsbeiträge und natürlich @buihuu für den ausführlichen Erfahrungsbericht!!!!
Ich hoffe sehr, dass wir unsere Diskussionsgruppe so konstruktiv weiterführen können, denn Hundeerziehung ist immer ein sehr kontroverses Thema, und insbesondere wenn auch aversive Maßnahmen diskutiert werden, wird es uU schnell ungemütlich
Das ist hier eine riesen Chance, mit unseren unterschiedlichen Erfahrungen voneinander zu lernen. Und was dann jeder wie umsetzt, ist ja jedem selbst überlassen und jeder mensch und jeder Hund ist auch unterschiedlich.
Also erstmal vorab, ich bin heilfroh, dass sich in der Hundeerziehung in den letzten Jahren einiges gewandelt hat und will ganz sicher nicht zum "Kasernenhofton" und der Einstellung "nicht bestraft ist genug gelobt" zurück.
Ich bin ganz klar der Meinung, das Training so positiv wie möglich zu gestalten und möchte zB nie meinen Hund bestrafen, wenn er eine halbe Sekunde zu langsam das Sitz ausführt.
Jetzt ein paar ABER (kann natürlich nur für mich und meinen Hund sprechen)
- wir sind durch unsere Wohnsituation gezwungen, immer wieder Situationen zu meistern, die zu schwierig sind, um rein positiv zu arbeiten. Das heißt nicht, dass wir ihn völlig unsensibel überall durchzwingen, aber wir brauchen einen "Notfall-Plan". Und seit ich mich wieder traue, den einzusetzten, klappt alles viel besser, weil mein Hund doch eher mal ein Sekündchen über die Konsequenzen nachdenkt, anstatt direkt abzudrehen.
- unser Hund kann auch alles andere als nett sein, und er ist zwar ein sehr unsicherer Hund, aber er hat auch nicht immer Angst. Bei Menschen hat er ganz klar gelernt, dass er diese im Zweifelsfall kontrollieren kann. Und auch mit Maulkorb kann er eindrucksvoll genug sein, um seine Interessen durchzusetzen (idR Distanz)
- Verständnis und Mitleid (aufgrund einer schlechten Vergangenheit oder so) finde ich menschlich gesehen eine tolle Eigenschaft, aber in der Praxis nützt sie einem leider wenig. Man muss auch echt aufpassen, dass man seine eigenen Interessen nicht permanent hinter die des "armen" Hundes stellt (in meinem Beispiel zB Besuch zu empfangen, auch von Leuten, die der Hund nicht kennt).
- es ist generell immer schwierig dagegen anzutrainieren, wenn sich ein Hund etwas gewaltig "falsch" angewöhnt hat und damit bisher auch gut durchgekommen ist. Meiner Meinung nach schließt sich der Einsatz von "Bestrafung" und ansonsten positivem Training eben nicht grundsätzlich aus. Man muss aber dann die nächstbeste Gelgenheit nutzen, um dem Hund wieder positive Erfahrung zu vermitteln. Und die "Strafe" darf natürlich auch nicht unangemessen sein.
-Ehrlichkeit und Spontanität dem Hund gegenüber finde ich sehr wichtig. Lieber freue ich mich von Herzen, wenn er was toll gemacht hat und raunze ihn auch mal an, wenn mir was nicht passt, anstatt erstmal nachzulesen, ob ich das jetzt "darf". Ich werde auch ganz gerne sehr frustriert, wenn ich mir zuviel Gedanken um alles mögliche mache und das ist dann richtig doof (auch dem Hund gegenüber).
Ich finde, ein Problem bei der Hundeerziehung ist, dass sehr viel verkompliziert wird und das Bauchgefühl völlig verloren geht. Ohne Erziehungskonzept, Trainingsplan und den passenden Trainer kann man anscheinend keinen Hund mehr erziehen
Wie gesagt, ich bin ein großer Freund von positiver Verstärkung, aber für manche unserer speziellen Probleme konnten mir die entsprechenden Konzepte leider nicht weiterhelfen.