Beiträge von pardalisa

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    Ich möchte einen sportlich agilen Hund, der geschmeidiger, wendiger und ein wenig kleiner ist als ein DSH, der ansprechend aussieht, Haus und Hof bewacht, Fremde nicht abknutscht und mir ggü. ein sehr loyaler Partner ist.
    Ich brauche einen guten Reitbegleithund und einen Hund, der vielleicht dafür nicht die perfekten Eigenschaften hat, aber an denen man arbeiten kann.
    Einen sehr gut (!!!!) ausgeprägten Hütetrieb allerdings kann ich leider gar nicht gebrauchen. Ansonsten kann ich mit allem leben und denke der Aussie passt.


    Bei den "Anforderungen" finde ich einen Aussie ziemlich passend, nur mit dem Reitbegleithund-Wunsch wäre ich vorsichtig – da gibt's viele, die damit einfach nicht klarkommen. Als Schon-lange-nicht-mehr-Reiter sind meine Erfahrungen eventuell ein bisschen überaltert, aber wenn man damit leben kann, dass der Hund eben vielleicht nicht mit ans Pferd geht, aber sonst ein toller Begleiter ist, passt's. :smile:


    Zum Hüten: Solange man nicht denkt "Oh, ich will keinen hütenden Aussie, dann nehm' ich lieber einen aus der Showlinie", gibt's da eine Menge toller Hunde, die mit einer "Ersatzbeschäftigung" mehr als zufrieden sind.

    In solchen Threads merke ich immer wieder, dass ich als Hundetrainer total falsch wäre. Einem Hund – oder überhaupt einem Lebewesen – ins Gesicht zu schlagen und das mit "Bauchgefühl" abzutun... Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen sollte, wenn jemand mit der Aussage vor mir stünde. :( :


    Und etwas konstruktiver: Wie jemand seinen Hund genau erzieht, ist mir eigentlich ziemlich egal, solange zwei Dinge gewährleistet sind – 1. Es kommt niemand (Mensch, Hund, Umwelt) zu Schaden, und 2. Es ist für den Hund fair und nachvollziehbar wie der Mensch handelt. Das setzt eine gewisse Grundkenntnis der Lerntheorie voraus und dass man sich am Anfang ein Mal gründlich Gedanken gemacht hat "Was will ich eigentlich? Und führt das von mir gewählte Mittel zum Erfolg?"


    Beispiel: Ich arbeite (fast) ausschließlich mit positiver Verstärkung. Wenn mein Junghund an mir hochspringt, während ich einen heißen Becher Tee in der Hand habe, dann "clickere" ich ihn auch nicht mit den Pfoten auf den Boden, sondern schiebe ihn mit der freien Hand beiseite. Kein Problem, kommt mal vor. Wenn mein Hund aber ständig und an allen möglichen Leuten hochspringt, dann hat meine Erziehung schon viel früher versagt und um das zugrunde liegende Problem mit sorgfältigem Üben zu lösen, nehme ich dann eben den Clicker. Oder ein Markerwort. Und ich gucke auch niemanden schräg an, der das über positive Strafe löst ;) , solange – siehe oben – der Hund die Gelegenheit hat richtiges Verhalten zu zeigen und fair behandelt wird.


    Wenn dein Hund dich also regelmäßig "stellt", deinen Arm ins Maul nimmt und du glaubst, dass er diese körperliche Zurechtweisung braucht, dann ist ganz offensichtlich etwas in der Erziehung falsch gelaufen und deine Mittel zur Behebung des Problems schlecht gewählt.

    Schwimmen sieht bei uns so aus:



    Der Kleine dreht begeistert ein paar Runden, während der Große schon angeekelt guckt, wenn das Wasser auch nur seine Pfoten berührt. ;) Wie schon gesagt, ist eine Typfrage.


    Zur Beschäftigung hat Shawnee (jetzt 9 Jahre alt) früher mit mir Agility gemacht, mittlerweile sind wir auf Dummytraining und Suchspiele umgestiegen. Myrddin (aktuell knapp 8 Monate alt) wächst noch, ist mit der Grundausbildung beschäftigt und darf nächstes Jahr gucken, was ihm in Richtung Sport so Spaß macht.


    Shawnee ist mit Wellensittichen aufgewachsen, da schließe ich mich Brizo an: unter Aufsicht ging das, alleine hätte ich ihn mit den Geiern nicht gelassen. Anderes Kleingetier wird beobachtet, aber ansonsten in Ruhe gelassen. Wie ein dauerhaftes Zusammenleben laufen würde, kann ich aber nicht sagen.

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    kommt da der Hund durcheinander? oder merkt er, wer gemeint ist?


    Ich habe zwar keine Kinder, aber bei den beiden Fragen kann ich trotzdem helfen. ;) Meiner Erfahrung nach wissen Hunde sehr genau, wann sie gemeint sind – besonders, wenn man das Kommando von Anfang an mit ihrem Namen verbindet.


    Kurzes Beispiel: Ich bin mit meinem beiden Hunden fast nur gemeinsam unterwegs und gebe gelegentlich Kommandos, die nur einer von beiden in dem Augenblick befolgen muss. Ich habe das so geübt, dass ich mit dem Welpen von Anfang an das Blickkontakt-zu-mir-Suchen belohnt habe, d.h. "Welpe guckt sich draußen nach mir um" -> Click und Keks. Zusätzlich sehr hilfreich ist "Welpe reagiert auf seinen Namen" -> Click und Keks.


    Langsam bin ich dann dazu übergegangen, Kommandos immer mit vorangestellten Namen zu geben und schließlich habe ich noch Sichtzeichen eingeführt, damit ich den einen, der gerade wegguckt, rufen kann, während ich den anderen, der neben mir steht und guckt, mit dem Handzeichen ins Platz schicken kann. Ist auf Kinder nur begrenzt anwendbar :D , aber so ähnlich würde ich das in deiner Situation auch machen: Wenn dein Hund lernt, dass alles, was nach seinem Namen kommt, für ihn wichtig ist und er den Rest "ausblenden" kann, musst du keine anderen Kommandos haben.


    (Kannst du natürlich trotzdem, wenn du magst – ich kenne einen Hund, der italienische Kommandos hat – aber unbedingt nötig ist es nicht.)

    Meine beiden bekommen die erste Mahlzeit des Tages aus dem Napf, d.h. ganz ohne "Gegenleistung" – weil der Senior sonst Bauchgrummeln bekommt ;) und ich Hunger einfach ein fieses Gefühl für den Start in den Tag finde.


    Den Rest der Tagesration gibt's dann meistens über "Arbeit": Suchen im Garten, Rückruftraining unter Ablenkung, Futterdummy, Kongfüllung, Clickern, usw. Ist für meine Hunde genau das richtige System. :smile:

    Meine beiden haben auch so ein Teil – der Kleine schiebt es gerne lautstark durch die Gegend, der Große knabbert tatsächlich daran herum. Der frisst aber auch alles und ist deshalb kein Maßstab. ;)


    Sie finden es beide besser als die Kauwurzel, aber lange nicht so spannend wie z.B. Rindernasen oder -kopfhautstücke. Wenn man's nicht teuer im Internet bestellen will: Ich würd' einfach mal den Jäger/Förster/Hegering in der Umgebung ansprechen. :smile:

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    Und ich schau mir immer meine 10 Ausies an und denk mir, ich scheine wirklich nur Ausnahmehundehunde zu haben [...]


    Nein, keine Ausnahmehunde – die Zücherin meines zweiten Aussies hat auch ein Rudel aus knapp zehn Hunden zu Hause und führt die völlig problemlos. Natürlich kenne ich auch zahlreiche Aussiebesitzer, die nie ein Problem mit ihrem Hund hatten und absolut glücklich sind. Aber, und hier wiederhole ich mich, nur weil es diese positiven Beispiele gibt, heißt das noch lange nicht, dass es nicht auch ganz anders laufen kann. Diese "Bei mir klappt das aber!"-Haltung und die damit zusammenhängende Verallgemeinerung stößt mir sauer auf, sorry.


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    Selbst die Hunde, die reine Arbeitslinie mit hohem Drive (und damit in den Augen mancher ja schon reine Agressions- Jagd- und Terriorialmonster) sind, kommen gut mit Menschen und Hunden aus, können überall frei laufen, sind immer abrufbar und laufen frei an Pferd und Fahrrad.


    Da fühl ich mich jetzt einfach mal angesprochen, weil ich die Funktion des Wachhundes in der Rassebeschreibung so hervorgehoben habe... ;) Ich finde nicht, dass Aussies "Aggressions- oder Terrotorialmonster" sind – es ist nur fatal für Erstaussiebesitzer, wenn ihnen von Züchterseite dieses Wachhund-Erbe der Rasse verschwiegen wird. Dass der Aussie als Hütehund besondere Bedürfnisse und rassetypische Eigenschaften hat, hat sich selbst bei Nicht-Rassekennern schon lange herumgesprochen, aber dieser Punkt, so kommt es mir zumindest vor, wird sträflich vernachlässigt. Vielleicht ist das eine Typfrage beim Hundekauf bzw. bei der Wahl einer passenden Rasse, aber mir ist es immer lieber, die Leute sind auf den "worst case" vorbereitet und werden positiv überrascht, als andersherum.


    Und der "worst case" ist beim Aussie nun mal ein Hund, der mehr Terretorialverhalten, mehr Schutztrieb und eine niedrigere Reizschwelle mitbringt, als der durchschnittlich gewünschte Familien- und Begleithund.


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    Für mich sind Aussies genauso für Mehrhundehalter wie für Einsteiger geeingnet, mir ist für die Welpen viel wichtiger, dass die neuen Besitzer bereit sind, sich wirklich in die Erziehung des Hundes einzubringen und konsequent sind.


    Wenn ich dich nicht verwechsele, züchtest du Mini-Aussies, oder? Was machst du denn, wenn Interessenten explizit bei dir eine Welpenanfrage stellen, weil sie einen Hund suchen, der "lieber" ist, als die triebigen Arbeitslinien-Standardaussies? Oder wenn jemand sagt, er will auf jeden Fall eine bestimmte Sportart machen oder den Hund unbedingt mit ans Pferd nehmen? Oder noch kleine Kinder hat, die viel Besuch bekommen? Weist du dann darauf hin, dass sie sich mit einem Aussie da eventuell auf erhöhten Trainingsbedarf einstellen müssen (und mache Dinge vielleicht nie klappen werden) oder ist das für dich "nur" eine Frage von Konsequenz?


    (Das klingt jetzt sehr provokativ, so ist's aber wirklich nicht gemeint – ich finde das ganz ehrlich eine spannende Frage. :smile: )

    Danke, SteffiStuffi! :smile:


    Hier der Vollständigkeit halber die entsprechenden Passagen aus dem ASCA-Standard:


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    The Australian Shepherd is primarily a working dog of strong herding and guardian instincts. He is an intelligent, exceptional companion. He is versatile and easily trained: performing his assigned tasks with great style and enthusiasm. He is reserved with strangers but does not exhibit shyness. Although an aggressive, authoritative worker, viciousness toward people or animals is intolerable.


    Übersetzt ungefähr: Der Australian Shepherd ist in erster Linie ein Arbeitshund mit starkem Hüte- und Schutztrieb. Er ist ein außergewöhnlicher, intelligenter Begleiter. Er ist vielseitig und leicht zu trainieren und erfüllt die ihm gestellten Aufgaben mit Leichtigkeit und Begeisterung. Er ist Fremden gegenüber reserviert, zeigt jedoch keine Scheu. Obwohl er ein aggressiver und durchsetzungsfähiger Arbeitshund ist, ist Bösartigkeit gegenüber Menschen und Tieren nicht tolerabel.

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    Reserviertheit, Schutztrieb? Kennen die nicht! Aber alle beide - und die anderen Aussis die ich kenne sind genauso.


    Ohne das jetzt böse zu meinen, aber: Dann entsprechen weder deine, noch alle anderen Aussies, die du kennst, dem Rassestandard. Der Australian Shepherd ist ein Hüte- und Wachhund, eine Reserviertheit gegenüber Fremden wird nicht nur toleriert, sondern ist ausdrücklich erwünscht.


    Natürlich sollte der Hund kontrollierbar sein, keine zu niedrige Reizschwelle haben und nach vernünftiger Sozialisation "gesellschaftstauglich" sein. Aber zu sagen: "Meine Aussies sind ganz lieb und unkompliziert, deshalb wird das bei anderen Leuten auch so klappen!" ist eben sehr blauäugig und kurzfristig gedacht. Wer wissen möchte, was bei einem Hütehund im Leerlauf oder in den falschen Lebensumständen alles schief gehen kann, muss sich nur mal die Vermittlungstexte von Aussie in Not durchlesen...


    Warum es in vielen Fällen dazu kommt, dass Besitzer eines Aussies von der (unüberlegten) Anschaffung dieser Rasse abraten? Weil viele, die einen Aussie hübsch oder niedlich finden oder "einen sportlichen Hund" haben wollen oder dem Irrglauben anhängen, dass "das ja ein Hütehund ist und der schon nicht jagen gehen wird" sich ganz offensichtlich nicht darüber im Klaren sind, dass der Australian Shepherd als Arbeits- und nicht als Begleithund gezüchtet wurde.


    Viel zu häufig liest oder hört man, dass sich der Gesprächspartner angeblich schon durch ganz Stapel von Fachliteratur gelesen hat und hat dann auf die einfach Frage: "Und was machst du, wenn dein Hund doch jagt/am Pferd zu gestresst ist/keine Besuchskinder im Haus toleriert/für Agility nicht geeignet ist?" keine Antwort parat. Aussies sind fantastisch, keine Frage, aber sie erfordern, wie das hier schon häufig und sehr treffend betont wurde, eine ordentliche Portion Kompromissbereitschaft. Und genau die vermisse ich bei solchen "Es muss aber unbedingt ein Aussies sein!"-Leuten leider meistens.

    Falls es dich beruhigt: Mein Junghund (7 Monate) macht genau das Gleiche - alle anderen Besucher werden kurz und eher desinteressiert begrüßt, nur wenn meine Eltern kommen, wird er "undicht" und tut zusätzlich so, als hätte er seit Tagen keine Streichleinheiten bekommen... :D


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    Wie kann ich mich denn am besten Verhalten? Die Familienmitglieder bitten, sie erstmal zu ignorieren,bis sie sich beruhigt hat?


    Das wäre warscheinlich am besten, aber ich weiß, dass das der Familie häufig schwer fällt... Meistens hilft es schon, wenn man ein bisschen Ruhe in die Begrüßung bringt, d.h. kein wildes Begrüßungstoben, sondern z.B. stattdessen die Familie mit Leckerli ausstatten den Welpen für ruhiges Warten und "alle Pfoten auf dem Boden" belohnen. Und ansonsten: Begrüßungen draußen oder auf gut wischbarem Untergrund stattfinden lassen, das geht vorbei. :smile: