Erstmal vorweg: Ich bin absoluter Anfänger und auch in der Findungsphase, allerdings habe ich Dir gegenüber den Vorteil, dass ich freiberuflich arbeite (95% von zu Hause) und mit Frau und Sohn in einem Haus mit akzeptablem Garten lebe. Also, da Anfänger kann es sein, dass ich zeimlich viel Mist schreibe, aber das wird dann bestimmt von den Profis hier schnell korrigiert werden
Es gibt einiges, was meiner Meinung nach gegen einen Hund in Deiner Situation spricht, wovon das meiste hier schon geschrieben wurde.
1. Vergleich zu Deiner Schwester und ihren Dackeln: Deine Schwester hat einen großen Vorteil, nämlich dass sie zwei Dackel hatte während ihres praktischen Jahres, d.h. die Hunde waren nie alleine. Natürlich kann sich bei zweien das "Umräumpotential" in der Wohnung drastisch erhöhen, wenn Frauchen nicht da ist, die zwei Hunde können sich aber auch gegenseitig wunderbar beruhigen, wenn Frauchen nicht da ist. Wenn der eine traurig zu werden scheint, wird der andere schon versuchen, diesen abzulenken, denn er möchte ja z.B in dem Moment spielen und kein winselndes Tier neben sich, mit dem er dann nichts anfangen kann.
2. Zur Zeit des alleine seins ist eigentlich schon alles geschrieben worden
3. Es muss meiner Meinung nach einen Plan B geben, für den Fall, dass etwas unvorhergesehenes passiert. Das kann z.B. Krankheit Deinerseits oder des Hundes sein. Was ist, wenn Du auf dem Weg in den Park einen Unfall hast und ins Krankenhaus musst? Ohne Freunde oder Familie, die sich in dieser Zeit um den Hund kümmern könnten, sieht es dann sehr schlecht aus. Oder wenn der Hund krank ist und durchgehende Betreuung braucht? Bei einem Kind muss Dein Arbeitgeber Dir frei geben, bei einem Hund wird das eher nicht der Fall sein. Da wird Dein AG Dich eher fragen, wie verantwortungslos man sei, für solch einen möglichen Fall keinen Plan B zu haben? Hinzu kommt noch Deine Branche: Wie willst Du das machen, wenn Du später mal Notdienst am Wochenende machen musst? Ohne es zu wissen kann ich mir gut vorstellen, dass es -gerade hier in Deutschland- Regelungen gibt, dass man keine Tiere mit in eine Apotheke nehmen darf.
4. Wenn Du so wenig Geld zur Verfügung hast, dass Du weißt, dass Du Dir keine Studienreise leisten können wirst, solltest Du Dir das mit dem Hund ganz genau überlegen. Neben den laufenden Kosten für den täglichen Bedarf des Hundes solltest Du entweder ein kleines Polster zur Verfügung haben für den Tierarzt oder die Möglichkeit, monatlich etwas zurückzulegen -und dann hoffen, dass ,bis genug zusammen ist, mit dem Hund nichts passiert - Wenn Du aber jetzt schon weißt, dass Du es nicht schaffst, für eine mögliche Studienreise etwas zu sparen, dann weiß ich nicht, wie das für den Hund klappen soll.
5. Jetzt der Teil, der mir nach Deinem Thread am meisten am Herzen liegt, aber auch am schwersten auszudrücken ist, ohne missverstanden zu werden: Ein Hund ist und bleibt ein Hund und ist kein Ersatz für Menschen.
Natürlich wird ein Hund zu einem vollwertigen Familienmitglied, wenn er bei einem ist, allerdings darf man meiner Meinung nach nie vergessen, dass dies kein menschliches sondern ein tierisches Familienmitglied ist. Ich habe ein wenig den Eindruck nach dem Lesen Deines Beitrags, dass der Hund als Hilfe gegen das Alleinesein in der neuen Stadt helfen soll. Dadurch könnte es schnell passieren, dass in der Beziehung zwische Dir und dem Hund was schief läuft. Ein Hund soll sich an die neue Familie und sein Herrchen/Frauchen "anpassen" (mir fällt gerade kein besseres Wort ein ) und nicht die Familie an den Hund. Wenn Du da bist und mit ihm trainierst, merkt er direkt Konsequenzen, wenn er etwas nicht so macht, wie er es sollte. (keine Lekkerlies o.ä.) In den Stunden, die er alleine ist, kann er tun und lassen, was er will. Er kannd as Sofa zerstören, den TV runterreissen usw. Darauf kannst Du dann nicht reagieren, wenn Du nach Hause kommst, denn er wird jegliche Bestrafung nicht mit seiner Randale in der Wohnung in Zusammenhang bringen sondern mit dem, was kurz vor Deinen Konsequenzen passiert ist. Wenn Du also z.B. nach Hause kommst, die zestörte Wohnung siehst während er freudestrahlend vor Dir steht und dann schimpfst, kann folgendes bei dem Hund ankommen: "Ich freue mich und bekomme Strafe, OK, dann freue ich mich beim nächsten Mal besser nicht, dannb ekomme ich wieder was von Herrchen". Das, was er den ganzen Tag gemacht hat, bleibt in seinem Kopf ohne Konsequenzen gespeichert.
Durch Dein möglicherseise schlechtes Gewissen, den Hund so lange alleine gelassen zu haben und ihm daher dann abends mehr durchgehen zu lassen, kann es auch dazu führen, dass er Dich dann nicht mehr als Rudelführer ansieht, sondern der festen Überzeugung ist, er selber sei der Chef bei Euch.
Überleg Dir das also nochmal gut und vielleicht wäre es besser, wenn Du erstmal versuchst, in der neuen Stadt Freunde oder Bekannte zu finden. Dann kannst Du immer noch den Hundewunsch in Angriff nehmen und hast dann durch die sozialen Kontakte auch mehr Möglichkeiten, einen Plan B für den Hund aufzustellen. Außerdem bin ich der Meinung, dass ein sozial gefestigtes Umfeld des Herrchens eigentlich eine Grundvoraussetzung für die Beziehung zu seinem Hund ist.