Ich kann ja mal die berufliche Sicht anschneiden:
Ich bin jetzt seit knapp 3 Jahren in einer relativ großen Tierarztpraxis tätig (ehemalige Klinik).
Von gebarften Kitten und Welpen mal abgesehen, die im Alter von 4 Monaten komplett schiefe Beine haben, weil nach Züchterempfehlung ohne Calciumquelle gebarft wurde, Hunde die weil sie nichts anderes Vertragen seit 3 Monaten täglich 2 kg blankes Muskelfleisch serviert bekommen...
Wir haben und verkaufen natürlich auch Fertigfutter der gängigen Tierarztmarken. Viele Patientenbesitzer wollen auch gar nicht in Richtung selbst zubereiter Rationen, das muss man auch verstehen und für die ist es ein Seegen, wenn sie ein zur Krankheit passendes Diätfutter bekommen. Sicher gäbe es optimalere, individuelle Lösungen, aber was tun wenn der Besitzer Fertigfutter geben WILL?
Wenn sich jemand lieber an Selbstgemachte Rationen hält, dann geben wir soweit wir können Tipps und empfehlen in der Regel eine Rationserstellung oder -Überprüfung vom Fachtierarzt und geben Kontaktdaten für entsprechende Stellen mit. Das wird auch sehr oft sehr gut angenommen und alle Beteiligten sind auf der sicheren Seite. Prinzipiell hat unsere Praxis nichts gegen barfen, selbst kochen etc, aber wir fragen schon kritisch nach und versuchen Fehler zu entschlüsseln. Und der Großteil der Rationen die wir sehen ist in der Regel tatsächlich nicht bedarfsdeckend und deckt sich hingegen häufig mit den Symptomen, mit denen das Tier hier ankommt.
Wir sehen die Tiere halt häufig erst dann, wenn sie schon krank sind. Das darf man als Tierhalter nicht vergessen.
Bei gesunden Tieren wird bei uns übrigens meistens auf die normalen, guten Fachhandelsmarken zurückgegriffen wenn wir Futter empfehlen. Nur eine unserer TÄs füttert selbst eines ihrer Tiere mit einem „Tierarztfutter“ und das auch nur, weil der Hund Allergiker ist. Es wird also für die breite Masse durchaus Futter empfohlen, an dem der Tierarzt wirklich nichts verdient und das auch von den klassischen Marken der Praxis abweicht ?