Huhu.
Ich habe eben erst gesehen, dass ich markiert wurde. Wahrscheinlich, weil ich einen SWH halte?
Generell finde ich die Hysterie, die teilweise in Bezug auf Wolfhunde herrscht, übertrieben. Eine gesunde Portion Realismus, ja, aber Wolfhunde sind auch keine Ausgeburten der Hölle, die es nur darauf abgesehen haben deine Wohnung zu zerlegen und ihre Besitzer und Fremdhunde zu dominieren.
Wolfhunde sind, wie so ziemlich jede Rasse mehr oder weniger, "speziell". Sie haben ihre Eigenheiten und Bedürfnisse. Wenn man als Halter zu einem Wolfhunde passt, dann schränkt man sich auch nicht weit ein, denn ansonsten würde man schlicht und einfach nicht passen.
Ich habe einen Golden Retriever und einen Wolfhund. Beide männlich, unkastriert und aus der Geschlechtsreife draußen. Ich persönlich habe mit meinem Golden Retriever mehr Probleme. Ich komme mit der eigenständigen Art und der auf Vertrauen aufgebauten Beziehung der Wolfhunde einfach besser klar, als mit dem vor WTP strotzenden Golden Retriever. Letzteres hat bei uns nun mal auch zur Folge, dass er dauernd meine Führung braucht und fordert und ich empfinde das im Vergleich zu dem Wolfhund mittlerweile nur noch als anstrengend und unnötig kompliziert.
Muss der Wolfhund nicht alleine sein, wird er keinen Grund haben etwas zu zerstören und wenn man lieber abgeschieden und viel in der Natur unterwegs ist, dann gibt es auch keine Einschränkung durch die eventuell vorhandene Scheu vor Menschen oder den Problemen mit anderen Hunden.
Wer etwas davon als Einschränkung sieht, weil er eben einem normalen Beruf nachgeht und den Hund damit mehrere Stunden alleine lassen muss oder vom Typ her lieber auf der örtlichen Hundewiese oder dem Wochenmarkt mit dem Hund spazieren gehen will, der wird mit einem Wolfhund wahrscheinlich eher unglücklich werden.
Wolfhunde generell als "nicht alltagstauglich" und "für niemanden passend" zu betiteln, finde ich allerdings einfach falsch. Unser Wolfhund passt wunderbar in unseren Alltag und ich würde mir immer wieder einen Wolfhund holen (und das trotz Stadtwohnung und kleinem Kind!).
Man muss sich nur eben bewusst sein, was im Extremfall auf einen zukommt:
-Ein Hund, der nicht mal wenige Sekunden aushält, wenn er seinen Besitzer nicht in direktem Blickkontakt hat
-Ein Hund, der sogar von vielen professionellen Betreuungsmöglichkeiten abgelehnt wird, weil sie um die Probleme wissen
-Ein Hund, der ansonsten mit einer wahnsinnigen Zerstörungswut alles (egal ob Holz, Metall oder Stein) zerstört und sich dabei auch verletzen kann.
-Ein Hund, der nach der Geschlechtsreife eventuell keinerlei Kontakt zu Fremdhunden mehr duldet
-Ein Hund, der keine fremden Personen in das eigene Revier lässt (vor allem TWH)
-Ein Hund, der extreme Scheue vor anderen Menschen zeigt (vor allem SWH)
-Ein Hund, der im Auto sabbert, kotzt und kotet (oder wie Askan früher: schon anfängt zu sabbern, wenn man die Autoschlüssel in die Hand nimmt!)
-Ein Hund, der einen so starken Jagdtrieb hat, dass man ihn nicht ableinen kann
-Ein Hund, der so gut wie keinerlei WTP (will-to-please) hat und sehr eigenständig und intelligent ist
-Ein Hund, der mit seiner intelligenten und eigenständigen Art die Kommandos und Führung der Besitzer hinterfragen wird
Das Extreme muss natürlich nicht alles auf einmal kommen und bei einem guten Züchter und einer kompetenten weiteren Erziehung, wäre es auch wirklich sehr unwahrscheinlich, dass wirklich alles auf einmal in diesem Ausmaß rauskommt, aber trotzdem sollte man sich den Extremfall anschauen und sich überlegen, ob man damit zurecht kommen würde und das idealerweise OHNE sich und seinen Alltag groß einschränken zu müssen, denn ein Wolfhund ist
-Ein Hund, für den man den passenden Alltag braucht, weil er sich nicht deinem Alltag anpassen wird.
Aber auch einen Wolfhund kann man "erziehen". Es funktioniert nur nicht wie bei einem Golden Retriever, der nur darauf wartet, dass du ihm aufzeigst, was er machen und lernen soll. Ein Wolfhund braucht Führung durch Vertrauen (Nein, keine Führung durch "falsche Dominanz oder Gewalt"!). Wie oben kurz in Klammern eingefügt sabberte mein Wolfhund damals schon bei der Sicht der Autoschlüssel und mittlerweile fährt er ohne Probleme im Auto mit. Erst am Samstag sind wir an einem Tag über 10 Stunden gefahren (natürlich mit entsprechenden Pausen) und er hat es sich entspannt im Kofferraum gemütlich gemacht. Das haben wir einfach mit viel Vertrauen und Übung geschafft.
Askan kommt auch entgegen aller Vorhersagen noch wunderbar mit anderen Hunden zurecht, auch wenn es durchaus ab und an mal ein Eingreifen meinerseits braucht, dass ihm zeigt "das ist nicht deine Aufgabe" und er hat auch nur eine sehr geringe Scheu gegenüber Menschen. An letzterem haben wir allerdings auch von vornherein immer gearbeitet. Nicht, weil ich es unbedingt brauchte, denn ich bin eh meist Abseits unterwegs, aber ich empfinde es trotzdem als "nice to have".
Ich kann Askan auch ableinen, selbst im Wald. Er hört wunderbar, hat mich immer im Blick und ich muss ihn meist nicht mal rufen, eben weil er so auf mich achtet und an meiner Körperhaltung merkt, dass er jetzt zu mir kommen soll. An Kommandos kann er auch nicht viel. "Sitz" und "Hier". Das war es an zuverlässigen Kommandos und mehr braucht es nicht.
Mal Abends länger "ausgehen" oder in Urlaub fliegen ist für uns nicht drin, denn wir können Askan nirgendwo über einen Tag hinaus abgeben! Nicht mal professionelle Hundepensionen in unserer Umgebung nehmen ihn. Zwar kann Askan sogar im Gegensatz zu vielen, vielen anderen Wolfhunden die wir kennen, mal einige Zeit "alleine" (zusammen mit dem Golden Retriever!) bleiben, aber länger als einen Tag ist nicht drin. Wir haben nicht das Bedürfnis dazu und wenn, dann fahren wir alle zusammen mit dem Auto, aber solche Dinge kann man nicht oft genug betonen.