Wenn man die Rechnung nicht zahlen kann zu erwarten das die Ärzte das volle Ausfallrisiko tragen finde ich befremdlich.
Wer soll es denn bitte sonst tragen? Dass jeder (nur) das Insolvenzrisikos seines Geschäftspartners, den er sich auch ausgesucht hat, zu tragen hat ist eine der Grundregeln des Privatrechts
Ich geh übrigens davon aus, dass es in dieser Art Finanzierungsverträge ein gesetzliches Widerrufsrecht geben muss - im Prinzip könnte diesem Vertrag nach der Behandlung des Tieres dann wirksam widersprochen werden.
Davon abgesehen hat das Mahnverfahren den einfachen Haken: dass der Schuldner Widerspruch einlegen kann, dass der Schuldner einfach sagen kann "nö, nicht gerechtfertigt" und den geht halt der Papierkram erst richtig los...
Dann geht das auf Antrag vom Gläubiger zum Gericht. Dass der Anspruch des Gläubigers, in diesem Fall des TA, gerechtfertigt ist und die Gegenleistung längst erbracht wurde, wird ja anhand des Behandlungsvertrags nachzuweisen sein. Von daher weiß ich nicht, was hier der Papierkram sein soll - für all das braucht man auch keinen Anwalt. Außer die Kosten belaufen sich auf über 5000€.
Wir hatten zu diesem TA-Thema ja mal einen eigenen Thread und ich meine, dass ich dort auch schon einmal geschrieben habe, dass diese Papier-/Büroarbeit halt zu den meisten Jobs mittlerweile dazu gehört und man dies halt auch in Kauf nehmen muss wenn man am Geschäftsleben teilnimmt. Klar steht es einem frei, dann mit Drittfirmen zu kontrahieren, aber gerade WEIL es hier um emotionale Entscheidungen geht ist es umso schlimmer, dass Firmen wie Bertelsmann daran mitverdienen, OHNE dass der Kunde ausreichend aufgeklärt wird.
Muss man halt für sich selbst entscheiden inwieweit man das moralisch vertreten kann. Letztlich treffen solche Knebelvertäge mEn immer die Falschen. Klar kann man da argumentieren, dass die froh sein können, dass überhaupt jemand ihnen eine Ratenfinanzierung anbietet, und wenn dann halt zu schlechteren Konditionen.
Übrigens wird man mit solchen Drittfirmen nicht nur bei Ratenfinanzierung konfrontiert - ich hab aus so ziemlich diesem Grund meinen Zahnarzt gewechselt. Hab zwei Füllungen erneuert bekommen und mir wurde dazu irgendein Zeugs empfohlen, das nicht von der KK bezahlt wird, aber super fancy und sehr viel besser sein soll, sprich ich musste auf dem Behandlungsstuhl für die Mehrkosten der Behandlung unterschreiben. Vorgedrucktes Formblatt, Zahnarzthelferin trug handschriftlich die Kostenpositionen ein, ich unterschrieb mit einem Auge während ich mit dem Zahnarzt redete. Nach der Behandlung wollte ich an der Anmeldung bezahlen und es hieß "Nein nein, da kommt eine Rechnung!" Auch gut. Ne Woche später kam die Rechnung, nicht vom Zahnarzt sondern von irgendeiner Health GmbH, die mit der Rechnung (!) ihre AGB mitschickte zu denen ich ja durch meine Unterschrift im Behandlungsstuhl zugestimmt hätte - es ist sowas von nicht rechtlich wirksam, AGB's NACH Vertragsschluss vorzulegen, sowas wird überhaupt nicht Bestandteil des Vertrags. In den AGB's stand übrigens drin, dass bei Zahlung "auf Rechnung" eine Bonitätsprüfung per Schufa erfolgt. Wegen der 100€, die eigentlich direkt zahlen wollte, hat also eine Fremdfirma, die ich nicht kannte und mit der ich auch überhaupt nicht kontrahiert hätte, meine Bonität bei der Schufa abgefragt und behält sich auch vor, die gewonnen Daten "Konzernintern" (= alle Tochterfirmen einer Konzernmutter haben rein theoretisch Zugang zu den Daten) weiter zu verarbeiten.
Absolut illegaler Geschäftsvorgang - aber wie selbstverständlich mittlerweile gängige Praxis bei meinem Ex-Zahnarzt.
Klar, der spart sich die komplette Abrechnungsarbeit, aber ist das wirklich moralisch vertretbar, dass man seinen Patienten eine Drittfirma aufdrängt, die bei Rechnungen von 100€ Abfragen bei der Schufa (die sowieso eine der größten mafiösen Vereinigungen in Deutschland ist - O-Ton einer meiner Profs) die Bonität abfragen?! Keine Sau weiß, wie der Scoring-Wert der Schufa berechnet wird weil die das als Geschäftsgeheimnis schützen dürfen, aber fast alle Kreditinstitute vergeben ihre Kredite und vor allem deren Konditionen aufgrund des Scoring-Werts der Schufa. Wer sich also denkt: "mir doch egal, was die mit meinen Daten machen!" wundert sich dann vllt bei der Beantragung des Immobiliendarlehens, weshalb die Konditionen so schlecht aussehen... vllt weil regelmäßig Drittfirmen die Bonität bei der Schufa abgefragt haben und die Schufa dies als negativ im Rahmen des Scorings auffasst??? Weiß ja niemand.
Ich finde jedenfalls, dass die ganze Entwicklung hin zu Ratenzahlung hier, Zahlungspause dort, hey cool 0-%-Finanzierung, usw sehr bedenklich ist. Das hat eine Dynamik angenommen, die einfach nur noch krank ist. Führt mich wieder hin dazu zu sagen: Tierhaltung nur, wenn man es sich leisten kann. Wenn man schon bei der eigenen Bank keinen Kredit bekommt und auf Finanzierungs"angebote" solcher Fremdfirmen wie BFS angewiesen ist, dann lieber Abstand halten von der Tierhaltung. Für mich wäre das nur eine Option im absoluten Worst Case, nachdem mir weder meine Hausbank noch meine Familie helfen kann.