Ich denke, es ist wie mit allem - man muss für sich und sein(e) Kind(er) eine gute Balance finden.
Wir sind recht "lax" ins unserer Erziehung, denke ich - es gibt aber trotzdem Regeln und Grenzen, an die sich unser Kind auch von sich aus hält. Glück, dass er so ein lieber kleiner Kerl ist und nicht per se ein rebellisches Kind? Keine Ahnung, glaube ich nur bedingt.
Ich erlebe es in der Generation meiner Eltern, also zb bei meinen Schwiegereltern, ganz sehr, dass da viel unaufgearbeitetes aus der Kindheit belastet. Ich für mich finde es wichtig, mit meinem Kind auf Augenhöhe zu reden, ohne ihn wie einen kleinen Erwachsenen zu behandeln. Und ja, dazu gehört für mich auch, mal seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen - natürlich finde ich, dass mein Kind, das beste Kind unter der Sonne ist, und das sage ich ihm auch ab und zu. Trotzdem läuft er nicht wie "King von der Ecke" durchs Dorf - wisst ihr, was ich meine?
Meine Schwiegermutter zb hat nie so eine Liebe und Wertschätzung durch ihre Eltern erfahren und konnte das dadurch auch nie richtig an meinen Mann weitergeben. Der reflektiert erst seit wir ein Kind haben die Bindung und Beziehung zu seinen Eltern. Leider haben die nie gelernt, wie man miteinander redet, weil innerhalb der Familie auch nie geredet sondern Anweisungen gegeben und Probleme tot geschwiegen wurden -und jetzt machen sie bei Problemen, die man anspricht dicht oder fühlen sich gleich total angegriffen.
Mit meinen Eltern war das nie so, die haben schon immer mit uns geredet, Regeln, als wir alt genug waren, es zu verstehen, auch erklärt und uns ihre Beweggründe dargelegt. Dafür habe ich halt andere "Unzulänglichkeiten" (jedem alles Recht machen wollen und nicht auf sich selbst schauen ist definitiv ein anerzogenes Problem bei mir) von meinen Eltern übernommen.
Ich gehe einfach erstmal davon aus, dass jeder nach bestem Wissen und Gewissen handelt in der Kindererziehung. Gibt natürlich immer Ausnahmen.
Was ich noch zu der Sache "Während Corona haben alle die Krise gekriegt, weil das Kind selbst betreut werden musste" sagen wollte - find ich ein wenig polemisch. Es gibt nicht umsonst das Sprichwort "Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen" - ich finde, dass Kinder in einem größeren (oder kleineren) sozialen Gefüge aufwachsen ist wichtig und richtig so. Und ja, dazu gehört zb auch Fremdbetreuung, wenn beide Elternteile arbeiten gehen müssen und sonst keiner aus der engeren Familie da ist um das Kind zu betreuen. Wir haben die Zeit ganz gut überbrückt bekommen, HO sei dank und auch einem sehr verständnisvollen AG sei Dank. Dennoch habe ich mich ob der Doppel- und Dreifachbelastung (Pflege meiner Großeltern kam hier noch dazu) manchmal komplett fertig gefühlt - gar nicht so sehr während diesen Episoden, aber danach habe ich gemerkt, dass diese Monate Spuren hinterlassen haben. Wenn ein gut organissierter Alltag aus den Fugen gerät, durch Umstände, die man selbst nicht beeinflussen kann, dann finde ich es legitim auch mal "die Krise zu kriegen"...