Ich habe gestern auf dem Geburtstag meiner Oma jemanden kennen gelernt, der seine Hunde komplett ohne Kommandos erzieht. Ich fand es sehr interessant, grüble jetzt aber darüber nach, inwiefern das wirklich so umsetzbar ist. Dieser Mann macht es so, dass er seinen Hunden ein Feedback gibt, wenn nötig: also positiv oder negativ. So lernen sie, welche Verhaltensweisen wann erwünscht sind oder eben nicht. Er benutzt z.B. auch kein Abrufkommando. Stürmt der Hund auf etwas zu, worauf er nicht zustürmen soll, bekommt er ein negatives Feedback. Nach Auslastung, also welche Art von Beschäftigung er darüber mit den Hunden macht, habe ich ihn leider nicht gefragt. Wobei vieles sicher auch da ohne Kommando geht. Arbeitet jemand von euch in der Richtung? Wo sind da Grenzen?
Ich habe es heute auf unserem Spaziergang ausprobiert. Grisu spricht generell sehr gut auf so ein positiv/negativ-Marker-System an, Lucy eher weniger. Heute habe ich also versucht, ganz ohne Kommandos auszukommen. Wildsichtung und Leinenführigkeit sind bei mir eh ohne Kommando aufgebaut, klappte also. Anleinen, hm, ich nehme die Leine von der Schulter in die Hand, die Hunde kommen dann automatisch. Aber das ist ja dann eigentlich auch ein Kommando?! Ob es verbal ist oder ein vertrautes Muster, ist doch eigentlich kein Unterschied?! Da habe ich mich dann schon gefragt, ob man sich nicht nur was vormacht, wenn man sagt, man braucht keine Kommandos. Man selbst als Mensch überbewertet vielleicht das gesprochene Wort?!
Dann kam ein Hund in Sicht, der vom Besitzer angeleint wurde, als der uns bemerkte. Grisu zögerte und winselte, wollte hin. Ich überlegte, wie ich ihn ohne Kommando dran hindern sollte, ging aber: als ich nicht rief, ging Grisu vorsichtig 2 Schritte in die Richtung des Hundes, von mir kam daraufhin ein knurren und Grisu kam zu mir Lob. Wie gesagt, Grisu reagiert auf diese Art Kommunikation eh gut.
Der Selbstversuch von mir ist darauf begründet, dass ich mich auch schon öfters gefragt habe, ob man Kommandos wirklich braucht und wenn ja, wofür eigentlich. Was heute auffiel: ich selbst denke sehr in Kommandos. „Warte“, „Weiter“, „Komm“ und vor allem viel an „Auslastung“ läuft bei mir verbal. Tricks, Grundgehorsam, Suchspiele, das mache ich soweit auf jedem Spaziergang und es ist begleitet von Kommandos. Zumindest Lucy schien heute sehr irritiert von meiner Schweigsamkeit, dass da so wenig kam.
Wie denkt ihr darüber? Habt ihr Erfahrungen damit gemacht?