Ausbildung:
- Wie seid ihr Hundetrainer geworden, durch eine Ausbildung (ich bin mir bewusst, dass es eine Ausbildung ohne "Abschluss" ist und ich den §11 benötige, sollte ich gewerblich tätig sein) oder Weiterbildungen durch Seminare? - Ausbildung bei der ATN, dann die Zertifizierung durch die Tierärztekammer Niedersachsen. Erfahrungsgemäß erkennen (fast) alle Vet.ämter die Zertifizierung durch die TÄK an. Die Anerkennung von Aus-/Fortbildungen durch das jeweilge Vet.-Amt kann ziemlich tricky sein. Je nachdem, wer da sitzt, können komplett unterschiedliche Dinge als Qualifizierung gewertet werden oder eben nicht.
- Könnt ihr hier etwas empfehlen, Ausbildungs- und/oder Seminartechnisch?
Ich stehe zwischen der Entscheidung Ziemer und Falke oder KynoLogisch -> hat hier zufällig jemand Erfahrungswerte? - Ich finde die Ausbildung der ATN grundsätzlich gut. Vor allem die Theorie ist sehr schön umfangreich und tiefgehend. Aber die Praxis kommt zu kurz. Und das ist das, was ich bisher eigentlich von allen Ausbildungen gehört habe. Also auch von Z&F und Kynologisch.
Für Webinare finde ich dog-ibox ziemlich gut.
Beruf:
- Wo seid ihr tätig? - Ich bin Solo-selbstständig. War in dem Job auch nie angestellt. Ich habe seit einem Jahr einen festen Hundeplatz mit 9000m² Fläche, in der Nähe vom Harz. Dort findet der Großteil der Trainings statt. Hausbesuche mache ich aber in den 3 Landkreisen, die um den Hundeplatz drum herum sind.
- Wie sieht euer Alltag aus? - Mo. ist mein einziger freier Tag, Di. Büroarbeit und/oder Online Training, Mi. Kurse, Einzelstunden, Platzpflege, Do. Büroarbeit und/oder Online Training, Fr./Sa./So. Kurse, Einzelstunden, Platzpflege
- Wie seid ihr bei der Gründung eurer Selbstständigkeit vorgegangen? - Ich habs "einfach gemacht". Ich war durch eine Erkrankung arbeitslos geworden (hatte parallel zum Arbeiten die Ausbildung gemacht) und dann gedacht "Wann, wenn nicht jetzt?"
- Wie habt ihr gestartet und potentielle Kunden/-innen gefunden? - Ich habe zu dem Zeitpunkt mit einer anderen Hundetrainerin, die schon lange Jahre als Trainerin etabliert war, kooperiert. Sie hat mir Kund*innen geschickt. Genau so mit einer Hundephysio.
Nach dem Kauf des Hundeplatzes profitiere ich sehr von der vorherigen Besitzerin, die 10 Jahre dort gearbeitet hat. Neukund*innen, die auf sie stoßen, leitet sie zu mir weiter.
- Übt ihr die Tätigkeit als Hundetrainer neben- oder hauptberuflich aus? - Hauptberuflich
- Auf was habt ihr euch spezialisiert oder seid ihr überhaupt auf etwas spezialisiert? - Ich bin nicht wirklich spezialisiert. Am ehesten noch auf Begegnunegn, Aggression usw. Aber ich kenne auch meine Grenzen (Angst / Alleine bleiben / Jagdverhalten) und leite da an Kolleginnen weiter. Die Kooperationen und die Kommunikation an meinem neuen Standort (hab in Stadt A angefangen, dann den Hundeplatz in Stadt B gekauft) sind großartig. Ich habe dort innerhalb eines Jahres ein tolles Netz an Kolleginnen, einer Physio und einer Ernährungsberaterin aufbauen können.
Zukunftsaussichten & Ratschläge:
- Wie schätzt ihr persönlich den Markt und die Zukunftsaussichten ein? - Schwierig. Also je nachdem, wo Du unterwegs bist. Ich hab z.B. während meiner Ausbildung 3 Leute kennengelernt, die alle im selben Bereich von Hamburg wohnen und das ist nur ein "Jahrgang" einer einzigen Ausbildung gewesen. Ich habe das Glück, dass ich den Platz habe. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, vor allem kombiniert mit der Methode, nach der ich trainiere.
- Was würdet ihr ggf. anders machen, wenn ihr nochmal neu starten würdet oder was würdet ihr mir als Tipps mit auf den Weg geben? - Ich würde es vmtl. erstmal als Teilzeitjob machen, bis der Kundenstamm "zu groß" dafür wird und dann erst in die volle Selbstständigkeit gehen.
Der beste Tipp, den ich Dir mitgeben kann:
Hol Dir von der ersten Sekunde an einen Steuerberater. Falsch gemachter Finanzkram kann Dir das Genick brechen.
Mache eine Marktanalyse: Was gibt es an Hundetrainer*innen in deinem Umfeld? Was bieten sie an? Wie trainieren sie? Wie ausgelastet sind sie?
Schau, ob Du ein Praktikum bei einer etablierten Trainerin machen kannst. Praxis ist so extrem wichtig. Außerdem haben sie idR nen guten Überblick darüber, was in der Region alles da ist und wo es vll. noch Lücken gibt. Weiterhin können sie Dir oft sagen, was das Veterinäramt an Qualifikationen sehen will, damit Du nichts "überflüssiges" machst.
Du solltest Dich auf nichts spezialisieren, nur, weil das auf dem Markt fehlt. Spezialisierungen sollten erfolgen, weil dir die Thematiken liegen. Nur dann kann das funktionieren.