Das sind wirklich alles super Antworten! Ich danke euch echt für diese anregende Diskussion :-) So richtig bringt es mich noch nicht weiter, weil ich in beinahe jedem Beitrag genau meine eigenen pro bzw contra Gedanken lese.
Es kamen noch ein paar Fragen auf, ich versuche mal, sie aus dem Kopf zu beantworten. Wenn ich was vergessen habe, dann sagt kurz Bescheid.
Wir wohnen absolut ländlich und ich suche mir meine täglichen Runden eigentlich so aus, dass wir nie/kaum jemanden treffen. Ich gehe niemandem gezielt aus dem Weg, aber es ist hier einfach so weitläufig und ich selbst mag einfach ruhige Natur und kann da gut entspannen. In direkter Nachbarschaft habe ich fast ausschließlich Rüden, kastriert und intakt. Berührungspunkte mit intakten Hündinnen haben wir nur in der Hundeschule und bei meinen Schwiegereltern. Und natürlich, wenn wir auf Runden welche treffen. Klar kommt das vor ;-) Ich weiß bzw merke halt ziemlich genau auf unseren Runden, wo gerade Mädels läufig sind. Da ist das Gehirn dann aus, wenn ich zufällig den gleichen Weg gehe und er zeigt das geschilderte Verhalten.
Es ist zum Glück so, dass der akute Stress nicht andauert. Wenn er aus der Situation raus ist (Im Auto, anderer Weg, zu Hause etc) ist er wieder normal, aber oft seeeeehhhhr müde. Ich merke schon, dass es da deutlich schlimmere Ausprägungen gibt. Das ist bei uns nicht der Fall.
Ich habe im Falle einer Kastration z.B. auch Sorge, dass sich das Jagdverhalten, was wir echt ganz gut im Griff haben z.Zt., verstärkt. Dann ist im Kopf ja mehr Platz für Wildspuren.
Mir ist sehr klar, dass sich vorhandene Aggressionen nicht unbedingt ändern, aber er zeigt ja eigentlich auch keine. Ich würde es eher als jugendlich pöbelhalft bezeichnen. Das ist dann halt nur blöd, wenn er damit sein Gegenüber auf dem falschen Fuß erwischt. Davor habe ich eher Sorge, aber ich weiß auch, dass seine Distanzlosigkeit nicht dadurch ändert. Eher habe ich Sorge, dass er immer übertrieben babyhaft bleibt.
Ich habe gerade mein zwei Videos, auf dem ersten trifft er diesen (früh) kastrierten Rüden (3) zum ersten Mal. Video habe ich nach fünf Minuten Kennenlernen gemacht. Ich hatte ihn da gerade abgeholt um ihn für eine Orga zum neuen Besitzer (meine Eltern) zu bringen. Er ist laut Vorbesitzer mit allen verträglich, das zeigt sich aber inzwischen anders. Bzw hat es dort schon, später hat er meinen auch ordentlich gekloppt ohne, dass meiner provokant war. Den hat das völlig überrascht und er hat für einen kurzen Moment die Welt nicht mehr verstanden. War ein blöder Engpass zwischen Tisch und Wand. Meiner ist zu diesem Zeitpunkt ca 1,5 Jahre alt. Ist ein typisches Bild, er spielt aufdringlich und distanzlos alles weg. Ich weiß sehr genau, dass DAS ohne Eier noch genauso wäre ;-)
Beim zweiten Treffen, zwei Monate später:
Die Hündin ist dort seit 14 Tagen kastriert wegen Scheinträchtigkeit. Olly konnte vorher kaum mit ihr ohne Leine laufen, weil er sie NUR bedrängt hat und sich bei ihr immer benommen hat, als wäre sie läufig. Die beiden können mittlerweile spielen (wenn der schwarze Rüde es zulässt...was er meist nicht tut), er hegt weiterhin größeres Interesse, geht aber weg, wenn der schwarze nur schief guckt. Es kommt schon was bei ihm an...
Heute morgen hatten wir soooo einen schönen Spaziergang, er war völlig normal und total bei mir. Gestern (anderes Gelände) war er total anstrenged. Dafür hat er nachmittags auf dem Dummykurs total super gearbeitet, obwohl wir auf einer viel genutzten öffentlichen Wiese waren und viele andere Hunde vorbeigelaufen sind usw. War ganz stolz. Und das schwankt natürlich immer sehr, was mich an manchen Tagen ganz schön verzweifeln lässt. Es ist dann auch irgendwie tatsächlich so, dass ich denke, ich bin erziehungstechnisch eine Nulpe und hab totalo versagt, Kastrieren ist was für Faule