Momo und Lotte
Zum Thema Freigang:
Für mich persönlich ist es eigentlich keine Frage dass es selbstverständlich für jede Katze am tollsten ist selber entscheiden zu können wohin und wie weit sie gehen mag. Eigenentscheidung ist ganz klar eine Bereicherung.
Nur wenn man dann die komplette pro und contra Liste abwägt, dann sieht es für mich anders aus. Nicht ganz unähnlich wie bei einem Hund. Auch jeder Hund fände es besser alleine entscheiden zu können wann er eine Leine braucht. Und je nach Charakter und Lebenserfahrung macht es dem einen mehr zu schaffen und dem anderen weniger. Das Problem ist halt, dass sich alles verändert hat. Es gibt mehr Autos, mehr Gefahren und es werden mehr Tiere gehalten. Und zwar nicht nur dort wo es optimal wäre. Vielleicht der Vergleich Stadtkind - Landkind?
Für mich braucht jedes Lebewesen in erster Linie einen Unterschlupf und Nahrung um nicht direkt zu sterben. Um dauerhaft gesund zu bleiben auch Luft/Sonne bzw das korrekte Klima, körperliche Bewegung und medizinische Versorgung. Säugetiere brauchen definitiv auch Zuwendung/Liebe, halt dieses "versorgt werden" (auch emotional) und später soziale Kontakte wo sie ihr artspezifisches Verhalten ausleben können.
Bei Wohnungskatzen muss man auf die Punkte Luft und Licht, Bewegung/geistige Auslastung und artspezifisches Verhalten gucken.
Ich persönlich finde Wohnungshaltung ohne einen schön hergerichteten Fensterplatz oder Balkon nicht artgerecht. Ich finde Wohnungshaltung ohne Auslastung nicht artgerecht. Angepasst an Charakter und Alter der Katze. Ebenso kätzische Gesellschaft. Ich rede hier nicht von tragischen Fällen. Es ist unter Umständen durchaus okay, gar besser, einer 15 Jahre alte Einzelgängerin auch weiterhin ihr gewohntes Leben zu lassen statt sie zu zwingen etwas zu lernen was nicht mehr aufgeholt werden kann.
Aber Katzen sollten ihre eigene Sprache sprechen zu können, Verhalten wie Po und Kopf lecken, raufen und toben, jagen usw ausleben können.
Ich würde behaupten meinen beiden Wohnungskatern geht es gut. Sie sind 13 und 14, sie werden täglich mit Spieleinheiten ausgelastet (zum rennen animiert zb mit verschiedenen Angeln und Schnüren, Reitgerte, flexibler dünner Zweig, Laserpointer. Fummeln/Pfotenarbeit: Sie haben unzählige Fummelbretter. Vom Trixi Fummelbrett über Papierrollen bis hin zum Karton mit Löchern und Laub drin. Für weitere Kopfauslastung sorgt Klickertraining mit Tricks wie Sprung durch Reifen, Pfote geben, Rolle, mit den Vorderpfoten betteln, Spielzeugauto auf Kommando runterschubsen (einer meiner Kater liebt es einfach Dinge fallen zu sehen und Gläser sind Tabu und sollen bitte heile bleiben). Außerdem andere Spielzeuge wie Kissen mit Baldrian oder Katzenminze, zappelnde Plüschfische, ein kleiner Katzenpool mit kleinen schwimmenden elektrischen Fischen usw. Kratzbaum, Kratzpappe etc ist eh klar.
Das Leben meiner Wohnungskatzen ist anders als das unseres Freigängers. Halt wirklich wie Stadtkind-Landkind. Aber auch bei Kindern gibt es halt nicht die optimale"Haltung und Erziehung" Ein Stadtkind kann glücklich sein und nicht nur vor dem Fernseher hocken und sich mit Chips vollstopfen. Ich denke aber auch dass der Charakter und die Genetik eine große Rolle spielt. Ein Hochleistungssportler ist wahrscheinlich zwischen Couchpotatos unglücklich. Ich kann mir auch nicht vorstellen dass ein Bengalen aus aktiver Linie als Wohnungskatze glücklich ist. Wenn dieses agile und aktive so dominant ist dann reicht die Wohnung halt nicht. Ähnlich wie bei Hunden sehe ich da den Trend hin zu Rassen wo gezielt auf ein ruhiges Gemüt hin gezüchtet wird. Es sollte dann keine Qualzucht sein aber es ist nicht von der Hand zu weisen wo der Trend und das Bedürfnis der Menschen hingeht.
Zum Thema Futter und nur totspielen:
Irgendwie ist das halt die Ethik. Auch für mich macht es einen großen Unterschied ob das Tier gefressen wird oder nicht. Es ist glaube ich der Kreislauf der Natur dass Lebewesen sterben müssen damit neues nachkommen kann. Fressen und gefressen werden ist ebenso natürlich. Das eine Lebewesen sorgt mit seinem Leben und seiner Energie dafür dass es für ein anderes Lebewesen weiter geht. Klar muss eine Katze das Jagen üben und es macht theoretisch auch Sinn dass jede Gelegenheit genutzt wird obwohl man statt ist. Aber genau wie bei uns Menschen ist dieser "Überfluss" an Nahrungsangebot nicht gesund und auch nicht ethisch. Ich hasse es Fleisch wegzuwerfen und ich mag es nicht wenn niemand die erbeutete Maus/den Vogel frisst. Es passt einfach nicht. Kann man nicht beschreiben. Fühlt sich unvollendet und falsch an. Wobei es ja eigentlich egal ist woran ein Lebewesen stirbt damit etwas neues nachkommen kann. Aber dahinter verbirgt sich vielleicht der Wunsch dass das Leben und der Tod halt möglichst viel Sinn haben sollten. (Maus hatte ein gutes Leben und hat Nachkommen/neues Leben gezeugt und dann hat ihr Tod hat die Katze ernährt) Klingt kitschig und ist natürlich unrealistisch. Aber ja. So ungefähr