Beiträge von buihuu

    Du musst Pansen nicht barfen. Wenn der Hund es nicht verträgt, dann bekommt er es eben nicht. Das ist ja Sinn und Zweck der Komponentenfütterung, dass man auch Bestandteile weglassen kann, um auf den Hund individuell einzugehen. Pansen/Blättermagen füttert man ja, weil es aufgrund der darin enthaltenen Bakterien sehr gut für die Darmflora ist. Du kannst das aber auch durch Joghurt/Käse, spezielle Kräuterzusätze oder mittels einer regelmäßigen Darmkur substituieren. Also don't worry.

    Das klingt erst mal plausibel, wobei es ja auch auf die jeweiligen Mengen ankommt.


    Wahrscheinlich schon in zig Threads zitiert, aber zum Thema Rohfütterung eignet sich als Einsteiger die BARF-Broschüre von Swanie Simon. Diese kannst Du für 5 € käuflich erwerben und man bekommt einen guten Einblick über die Bedürfnisse des Hundes und über die vielfältigen Fütterungsmöglichkeiten. Was ich daran gut finde, ist dass sie keine komplizierte Wissenschaft daraus macht und man einen einfachen Rationsplan selbst erstellen kann. Steht dieser erst mal, kann man danach ganz einfach einkaufen und je nach Saison und Angebot die Komponenten austauschen. So hat man dann die gebotene Abwechslung auf dem Speisplan und stellt sicher, dass der Hund ausgewogen ernährt wird.


    Ich füttere seit ca. 12 Monaten ausschließlich roh, weil ich auch so einen Allergiker zuhause habe und ich habe mich bislang ausschließlich an diesem Heftchen orientiert. Ich berechne die Ration pro Tag (meine bekommt 2,5% vom Köpergewicht, bei uns sind das rd. 600 g am Tag), rechne das dann auf den Monat hoch, teile in Einzelkomponenten auf (80 % tierische Bestandteile / 20% Pflanzliche, Getreide gibt es bei uns keines) und mache einmal im Monat den Froster voll. Obst und Gemüse füttere ich das, was wir auch essen. Ab und an ein Ei, Kräuter, Öle, Joghurt etc.


    Die tierischen Bestandteile werden dann wiederum unterteilt in Muskelfleisch, RFK, Innereien und Pansen. Hierzu kannst du im Heft alles genau nachlesen. Thats it!


    Der Rest kommt dann im Laufe der Zeit. Wir machen regelmäßig mal ein Blutbild um zu sehen ob dem Hund was fehlt, bislang läuft alles prima, sie hat super glänzendes Fell und weiße Zähne, müffelt nicht und verträgt alles super! Also go for it!

    Ich trau mich momentan gar nicht in öffentliche Verkehrsmittel und in Restaurants, weil ich genau weiß, wie das Hundetier sich da anfangs anstellen würde und wie stressig es für mich selber wäre. Jetzt noch zusätzlich zum Besuchertraining muss es auch echt nicht sein, aber schlussendlich wird sowas nicht leichter, wenn man mehr Zeit verstreichen lässt.

    Ja, so haben wir es auch gehandhabt. Man muss ja auch nicht alle Baustellen parallel bearbeiten und der Hund kommt gar nicht zur Ruhe. Beim Lernen geht es ja vor allem darum, den Hund zu fordern, ihn dosiert Reizen auszusetzen, ihm aber auch die Möglichkeit zu geben, das Erlernte zu verarbeiten und zu verinnerlichen. Ihm also Ruhepausen zu gönnen.

    ich verstehe beim meideverhalten etwas anderes, nämlich distanzvergrösserung zu einem reiz, was total erwünscht ist.

    Mit Meiden meinte ich, dass man der Situation generell aus dem Weg geht. Das ist eben nicht immer möglich, je nachdem, welche Baustellen Hund und Halter haben. Wenn ein Hund z.B. Probleme im Aufzug hat, dann kann ich nicht mit Distanzvergrößerung arbeiten. Ich kann zwar immer Treppen laufen und der Situation so gänzlich aus dem Weg gehen. Ich kann aber dem Hund den Aufzug auch einfach "zumuten" und mit ihm an seinem Problem arbeiten.

    zudem sollten situationen welche überfordernd für den hund sind durchaus vermieden werden, weil dabei nichts positives erlernt werden kann, sondern nur stress auslöst. situationen sollten immer so gestaltet sein dass ein positiver ausgang möglich und sogar wahrscheinlich ist.

    Hier stellt sich eben generell die Frage, wann ein Hund überfordert ist. Das dürfte von Hund zu Hund verschieden sein, generell habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass viele Halter den Hund tendenziell eher schonen und ihm zu wenig zumuten. Bzw. wahrscheinlich selbst soviel Angst und/oder Respekt vor der jeweiligen Problemsituation haben, dass sie deswegen vorschieben sie müssten den Hund schonen. Natürlich ist es total unangenehm, wenn man sich mit einem aggressiven, geifernden Hund, der total ausrastet in der Öffentlichkeit zeigt, wo einen alle Anstarren und man automatisch stigmatisiert wird. Und hier sind wir dann wieder beim Meideverhalten...


    Um weiterzukommen im Leben muss man auch mal Scheitern. Man kann auch mal überfordert sein, solange dies kein Dauerzustand ist. Sicherlich ist es ideal, alles immer positiv abzuschließen. Leider ist das in real life schlichtweg unmöglich und das Streben danach birgt m.E. wahnsinnig viel Frustpotential für alle Beteiligten.

    Dennoch: In meiner persönlichen Erfahrung ist es so, dass auch Überforderung, wenn sie sich nicht vermeiden lässt, nicht unbedingt schaden muss und den Hund im Nachhinein reifen lässt. Provozieren muss man das deswegen natürlich nicht, aber man muss sich auch nicht ewig den Kopf zerbrechen, wenns in Ausnahmesituationen dazu kommt.

    Das sehe ich genauso :applaus:

    @buihuu aber ich glaube, so hast du es auch gemeint oder?

    Ganz genau! Beim Meiden lernt der Hund ja nichts und viele Dinge lassen sich ja auch gar nicht vermeiden. Also lautet das Motto stets: alles Situationen nehmen wie sie kommen und das (für den Hund) Beste draus machen, Stresslevel durch geeignete Hilfestellung runterfahren und den Hund souverän durch die Situation durchführen.

    wow, also da hast echt meine volle Bewunderung

    Danke :D Es war aber auch ein echt harter und langer Weg. Jetzt rückblickend kann man darüber viel gelassener Schreiben, es gab aber viele Tage die ich nur geheult habe und total am Verzweifeln war. Ich bin manchmal selbst verwundert, wie wir das geschafft haben. Ich denke aber, wenn wir das geschafft haben, kann es jeder, der nur genügend Disziplin und Durchhaltevermögen mitbringt.

    Also ich denke mal, mit fremden Menschen in einem Raum wird unser Hundetier nie so entspannt sein, aber hey, jetzt freue ich mich erstmal über die Teilerfolge

    Das dachten wir auch. Eines Tages war es aber einfach so. Dafür haben wir noch eine kleine Baustelle in Restaurants/Biergärten. Heißt wird drücken uns jetzt bei guten Wetter wieder regelmäßig mit Hundi ins solchen Etablissements herum und Üben was das Zeug hält. Und ich kann bestätigen, was ich hier gelesen habe: Nach einem vermeintlichen Rückfall wird es danach wieder ein Stückchen besser. So als ob der Hund aufdreht, korrigiert wird, dann nochmal ein paar Tage drüber nachdenkt, ausprobiert und versucht alternativ zu handeln, es verarbeitet und dann wieder etwas gelernt hat. Wir haben für uns die Erfahrung gemacht, dass es in solchen Fällen gut ist, dem Hund ein paar Tage Zeit zum "Verarbeiten" zu geben, bevor man die nächste Trainingseinheit sucht.

    Drinnen mit Besuch hatten wir jetzt auch schon ein paar schöne Erfolgserlebnisse. Das Boxentraining ist super, danke nochmal @buihuu

    Das hab ich doch gerne gemacht, es freut mich, dass es euch weiterbringt. Das Arbeiten mit der Box ist simpel und bei manch einem Hund kann sie wahre Wunder bewirken und wirklich eine große Hilfe sein.

    Was ich eine unglaubliche Befreiung finde ist, dass da eben kein Trainingsplan dahintersteckt, man keine verkrampfte Übung machen muss, sondern es ist einfach Alltag. Klar, es muss immer einer ein Auge auf das Hundetier haben und ab und an eingreifen, aber man kann trotzdem "ganz normal" zusammensitzen, einen Kaffee trinken, sich unterhalten.

    Und genau das ist aus meiner Sicht das ganze "Geheimnis". Simple Strukturen, die einfach und verständlich umzusetzen sind und die per se eigentlich gar kein Fehlerpotential beinhalten. Der Hund weiß, was er tun soll, er bekommt alles mit und kann sich trotzdem zurückziehen, Frauchen kann nichts großartig falsch machen, Hund kann nichts großartig falsch machen, Hund hat eine Chance zu lernen und Frauchen kann sich auch entspannen. Da ist Erfolg doch eigentlich unausweichlich :applaus: Und man dreht die Negativspirale einfach ins Positive und freut sich über seine Fortschritte und ist stolz auf Hundi, das spornt enorm an. Wenn man erst großartig nachdenken und auf einen Plan schauen muss, wie man sich wann zu verhalten hat, das ist doch total unpraktikabel und am Leben vorbei.


    Ich freue mich heute noch wie bolle, wenn zu Hause Trubel ist und sich das ehemals aggressive und beißwütige Hundi entspannt inmitten von 6 Besuchern im Wohnzimmer ablegt, tief durchatmet und einfach einpennt. Da ist es völlig egal ob jemand über sie drüber steigt, sie anspricht o.ä. Sie holt sich sogar ihre Streicheleinheiten ab. Das ist wahres Mamaglück :cuinlove: Und das haben wir nicht etwa durch kompliziertes Clickern (da kann ich mich ja heute noch drüber aufregen), hochwissenschaftliches Anti-Reiz-Desensibilisierungstraining oder gar durch das Tragen eines Thundershirts (ja, was es so alles gibt) erreicht, sondern durch einfachste aber dafür umso wirkungsvollere Methoden.


    Hat jemand ein Tipp was man tun kann wenn der Hund zusehr gestresst ist?

    Ich würde per se sagen, dass man so weit es eben geht versuchen sollte, den Hund aus der stressigen Situation heraus zu nehmen. Er lernt in einer solchen Situation wenig bis gar nichts. Ich versuche dem Hund in solchen Situationen eine "Ruheinsel" zu sein bzw. ihm den Stress abzunehmen. Wenn meine Hündin Stress hat, wenn uns z.B. ein anderer Hund entgegenkommt, nehme ich sie einfach auf meine Schutzseite und laufe zwischen ihr und dem entgegenkommenden Hund, im Aufzug, wenn viele Menschen mitfahren, stelle ich mich wie ein Schild vor sie, wenn Kinder aufgeregt herumrennen und Ball spielen, laufen wir einfach einen Bogen bzw. ich schaue, dass die Kinder nicht frontal sondern eher seitlich auf uns zukommen, wenn ein fremder Hund auf sie zu donnert, blocke ich diesen und schicke ihn weg. Es sind auch hier eigentlich einfache Dinge, die ich so verinnerlicht habe, dass ich nicht mehr groß darüber nachdenke sondern automatisch handele. Meine Hündin hat so gelernt, dass sie sich in jeglichen ihr unbehaglichen Situationen nicht zu kümmern braucht, dass ich das für sie regele und sie ist eigentlich so gut wie immer in einem entspannten Zustand und bleibt immer ansprechbar.


    Was wir auch mit ihr geübt haben, ist ein Entspannungssignal. Bei uns heißt das Kommando "easy" und sie entspannt sich tatsächlich auf Kommando. Das funktioniert eigentlich genauso wie Sitz, Platz und Bleib, ist ganz einfach aufzubauen und kann in Ausnahmesituationen helfen, den Hund runter zu fahren. Dafür braucht es aber ein bisschen Vorarbeit. Wir verwenden das gerne mal beim Tierarzt, wo ja eigentlich fast jeder Hund aufgeregt ist und Stress hat.

    Ich habe die Hoffnung das wenn ich ihn anleite, sich etwas bessert er auch spaß an der Sache bekommt, Laune und dann selber aktiver wird.


    Er will nicht mal ne BH mit dem machen. Dabei wäre ein Ziel zum erarbeiten genau der richtige Anreiz. Was soll ich amchen, ich bemühe mich halt weiter um beide.

    Entschuldige, dass ich das Frage aber aus welchem Grund hat sich denn Dein Bruder einen Hund angeschafft, wenn er keine Lust hat, sich mit dem Tier zu beschäftigen? Ich finde es super, dass Du Dich kümmerst aber vielleicht wäre eine dauerhafte Lösung, den Hund in fachgerechte Hände abzugeben, eher erstrebenswert?

    Sowas liebe ich auch immer man wartet extra und dann bleiben die Leute auf einmal stehen und machen irgendwas.
    Hatte schon manche ,die sich genau dann Fische angeguckt haben, in Wasser obwohl vor und nach uns auch Wasser ist.
    Oder welche die stehen bleiben, mein Hund angucke,n und nichts sagen nur stehen und glotzen und dann nach paar Minuten gehen findet Amy natürlich nicht lustig.

    Solche Situationen wird es immer geben und wie bereits @Sanjoka auch schon geschrieben hat, man wird daran (leider) nichts ändern können, weil dem Grunde nach jeder Mensch ja das Recht hat, sich frei im Raum zu bewegen. Oftmals hat man es ja auch einfach mit unbedarften Nicht-Hunde-Menschen zu tun, die schlichtweg überhaupt gar keine Ahnung davon haben, dass Hund und Halter vielleicht gerade eine Problemsituation durchstehen. Jetzt kann man sich jedes mal aufs Neue darüber ärgern; man wird sich in der Situation automatisch versteifen und angespannter werden, was sich wiederum auf Hundi überträgt. Denkbar schlechte Voraussetzungen also und ein Scheitern ist meist vorprogrammiert. Wir haben uns angewöhnt, solche Situationen schlichtweg als Übungseinheit zu nehmen. Vielleicht hilft euch das auch, einfach mal die Perspektive zu wechseln und zu sagen: ".. joah, da läuft jetzt jemand, wenn der gleich stehenbleibt und blöde glotzt, super, dann haben wir heute mal wieder eine willkommene Gelegenheit, dem Hund etwas beizubringen. Dieses "tschakka" und "wir können endlich üben" und eine positive Grundeinstellung zu eigentlich völlig normalen Alltagssituationen, hat uns wahnsinnig weiter gebracht.

    Er hat mir auch schon mal aus lauter Frust während des Fuß Laufens in die Hüfte geschnappt. Also der mutiert zum wilden Tier und man muss sich dann selbst in acht nehmen das er einem nicht das Gesicht etc. zerfetzt. Er springt einen auch durchaus an.

    Das klingt nach einem sehr schwerwiegenden Problem, dass ihr da habt und ich bin etwas erstaunt, dass Du so vermeintlich locker damit umgehst. Bitte nicht falsch verstehen!


    Sicherlich wird das Verhalten Deines Hundes an der Leine nur ein Ausläufer bzw. Symptom eines wesentlich schwerwiegenderen Problems sein. So wie Du es schilderst, kann ich mir gut vorstellen, das in eurer Mensch-Hunde-Beziehung einige Baustellen im Argen liegen. Ein Hund, der seinen Besitzer als Anführer respektiert, wird nicht in die Leine springen und selbst wenn er das tut, dann ist er mit einer Korrektur gut handelbar und akzeptiert diese. Er springt seinen Besitzer nicht an und schon gar nicht attackiert er diesen. Ich kenne natürlich eure Geschichte nicht und will mir auch nicht anmaßen, hier per Ferndiagnose Ratschläge zu erteilen. Aber vielleicht hilft es euch/Dir wenn Du mal in Richtung Rangordnung denkst und darüber reflektierst, wie Du mit Deinem Hund in ganz alltäglichen Situationen bzw. Situationen außerhalb des Aggressionsverhaltens so umgehst. Hier helfen oft Fragen, wie: Wie ist euer Verhältnis zueinander? Gibt der Hund den Ton an und bestimmt wann was getan wird oder gehen die Initiativen von Dir aus? Bist Du eine Autorität für Deinen Hund? Akzeptiert der Hund ein "NEIN" von Dir bzw. eine Verhaltenskorrektur anstandslos (bspw. wenn er etwas lassen oder hergeben soll)? Kennt der Hund klare Strukturen und eine konsequente Erziehung mit festen Regeln?


    Es ist nicht selten so, dass Probleme in der Mensch-Hund-Beziehung von einem ungeklärten Rangordnungsverhältnis herrühren. Manch einer mag diese Sichtweise als antiquiert bezeichnen, schlussendlich ist es aber ein ganz natürliches Streben der Spezies Hund sich einem Rudel anzuschließen und seinen Platz dort zu kennen. Wir mussten dies auch erst Lernen, aber wenn man das Gesamtgefüge betrachtet und der Hund sich einzuordnen weiß und seinen Besitzer nicht (mehr) in Frage stellt, klären sich tatsächlich viele andere Probleme fast von selbst.

    In der Box habt ihr Eure aber auch erst mal toben lassen, wie sie wollte, so lange sie nicht rausgeschossen kam?

    Erstaunlicherweise hat sie sehr schnell geschnallt, dass Box = Ruhe bedeutet, d.h. sie hat in der Box eigentlich nie großartig Krawall gemacht. Und hatte so natürlich auch die Möglichkeit überhaupt etwas zu lernen in solchen Situationen. In der roten Zone nimmt wahrscheinlich kein Hund großartig etwas auf geschweige denn, dass man einen Lernerfolg hat. Unser zweiter Therapeut hat uns zu der Box mal folgendes gesagt: je begrenzter der Raum für einen ängstlichen Hund ist, desto weniger Verantwortung muss er tragen. Will sagen: in der kleinen Box hat sie wenn überhaupt lediglich das Gefühl, diese Box verteidigen zu müssen und nicht das ganze Zimmer oder gar die ganze Wohnung. Das nimmt dem Hund eine enorme Last von den Schultern. Leuchtet ein und hat bei uns auch einwandfrei geklappt.


    Die Box stand bei uns an einer ganz abgelegenen Stelle am Rand, außerhalb des Geschehens, in einer ruhigen Ecke, wo auch keiner vorbeilaufen musste. Sie war also dabei und konnte beobachten, war aber sozusagen aus der Schusslinie. Das könnte auch wichtig sein.


    Die Verknüpfung mit der Box war dann schon nach einigen Tagen so, dass sie von sich aus, wenn es geklingelt hat (Verknüpfung = Klingeln bedeutet, es kommt jemand Fremdes) direkt in die Box ist, da brauchte man noch nicht mal etwas sagen. Daran hat man erkannt, dass ihr das echt geholfen hat sich zurecht zu finden.

    Was mich noch interessieren würde:
    Was war denn eure erste Trainingsmethode, die überhaupt nicht gefruchtet hat und was waren die Probleme dabei?
    Wie ist es jetzt in fremden Umgebungen? Ihr habt euren Hund ja erstmal recht stark auf die Box fixiert, kann sie auch ohne Box in Gegenwart von fremden Menschen entspannen? Also zB Restaurant, Urlaub, Freunde besuchen etc?

    Also der erste Trainer hat empfohlen, den Hund stets neben sich abzulegen und abzuschirmen (was toll ist, wenn man einen Hund hat, der in einem Erregungszustand einfach nach vorne donnert), ruhiges Verhalten zu bestätigen (was in Gegenwart von Fremden, besonders daheim - so gut wie nie vor kam). Das mit dem Abschirmen gelingt natürlich nicht immer vor allem nicht in Restaurantsituationen, wo plötzlich von jeder Seite aus jemand auftauchen kann und manchmal sogar von mehreren Seiten gleichzeitig. Es ist dann sehr mühsam und total unentspannt für alle Beteiligten - Frustration ist vorprogrammiert. Es wurde also tendenziell eher schlimmer denn besser mit dem Verhalten, weil wir das einfach nicht gewährleisten konnten.


    Der nächste Trainer hat uns auf den Maulkorb gebracht (was ja gut war) und hat mit uns an der Box - also zunächst erst mal zuhause - gearbeitet. Dieser Trainer (Verhaltenstherapeut) hat uns sehr viel über Aggressionsverhalten beim Hund beigebracht. Er hat sich beim ersten Besuch zunächst mal das Verhalten des Hundes angeschaut, um zu sehen welche Motivation dahinter steckt. Wir durften nicht einschreiten, nichts machen. Sein Ratschlag lautete, den Hund einfach machen zu lassen und sein Verhalten zu ignorieren, Besucher sollten sich "anfallen" lassen und durften nicht zurückweichen, sie durfte eben kein Erfolg haben. Weiterhin sollten wir permanent Leckerli in sie hineinschieben, weil die Kaubewegungen die Erregung umleiten sollen. Im Restaurant beispielweise haben wir sie mit Maulkorb mitgenommen und anders als der erste Trainer sollten wir sie ruhig mitten rein legen ins Getümmel und nicht abschirmen. Wir waren also permanent mit der Leckerliedose unterwegs und haben wohl auch sehr oft Aufregung und Anspannung bestätigt, was bei ihr zu noch massiverem Verhalten geführt hat. Sie wurde zunehmend unberechenbarer.


    Der nächste Trainer, der kam, war ein Verfechter des Clickertrainings, das war eigentlich die ärgste Erfahrung, den hat sie schon beim ersten Click in der Luft zerrissen und ist total ausgeflippt und ihn bei ihrer nächsten Attacke mitsamt dem Sessel umgeworfen. Der Arme hatte richtig Angst, was super ist, denn so hatte sie das was sie eigentlich nicht haben sollte: Bestärkung in ihrem Verhalten. Seine Empfehlung war, mit großer Distanz zu arbeiten und den Abstand zum Reiz schrittweise in sehr kleinen Abständen zu verringern. Das war für uns abgesehen davon, dass ihre erste Clickererfahrung und wohl auch ihre Verknüpfung damit völlig fehlgeleitet war, total unpraktikabel. Soll man seinen Besuch eine halbe Stunde vor der Tür versauern oder gar nicht erst herein lassen, bis der Hund sich irgendwann mal in der Lage sieht, Nähe zu zulassen? An Restaurantbesuche gar nicht erst zu denken. Nicht unsere Methode! Wir sind gerne unterwegs, haben viele Freunde und Bekannte und der Hund soll nicht stundenlang alleine zuhause oder eingesperrt in einem anderen Raum rumdümpeln müssen.


    Es folgten noch zwei weitere Trainer, wobei die letzte eine Sie war und uns die Augen geöffnet hat.. Das war jetzt natürlich wirklich nur sehr kurz zusammengefasst, aber insgesamt ein Zustand der sich über ein Jahr hinzog, ohne nennenswerte Fortschritte.


    Sicherlich waren einige hilfreiche und auch einleuchtende Tips dabei und ich will die Trainer und die Methoden gar nicht alle verteufeln. Was rückblickend aber auffällt, ist dass kein einziger Trainer - bis auf die letzte - jemals davon gesprochen hat, dass man auch die Option hat, den Hund einfach zu korrigieren. Das war denke ich auch das Hauptproblem und wenn wir das von Anfang an so durchgesetzt und den Hund von klein auf bei Fehlverhalten korrigiert hätten, wäre es wahrscheinlich nie soweit gekommen und sie hätte sich das Fehlverhalten gar nicht erst angewöhnt und sich so hineingesteigert.


    Die Box hat sie heute nicht mehr. Zuhause ist sie unproblematisch mit Fremden, wenn Handwerker kommen, wird sie nochmal eingeschworen. Wir haben manchmal noch Probleme in Restaurants, wo sie gerne mal Kellner erschreckt - bei 4 von 5 Restaurantbesuchen geht alles gut und beim 5. mal überlegt sie sich, man könnte doch mal wieder.... Und auch bei Freunden, in fremden Wohnungen, ist es noch nicht immer einwandfrei. Da muss man sie noch sehr gut im Auge behalten und beim geringsten Ansatz einschreiten. Manchmal arbeiten wir da auch noch mit der Box. Und auch bei uns passiert es auch heute noch mal, dass sie ansetzt in alte Muster zurückzufallen. Was sich aber bei uns geändert hat, ist die Einstellung dazu. Wir nehmen es zur Kenntnis, korrigieren sie und gehen zur Tagesordnung über. Früher hat uns ein solcher Vorfall tagelang aus der Bahn geworfen und uns zur Verzweiflung gebracht. Ich glaube die innere Einstellung macht sehr viel aus.

    Heute morgen war eine Bekannte da, die der Hund noch nicht wirklich kennt, ich habe darauf bestanden, dass der Hund in der Box bleibt und das war klasse. Sie saß auf dem Sofa, anfangs hat Herr Wachhund permanent geknurrbellt und wollte bei jeder "falschen" Bewegung einschreiten, habe ihn ein paarmal zurück in die Box beordert (wenn er aggro losgeschossen ist ziemlich unsanft, wenn er ruhig und vorsichtig rauskam ganz freundlich) und er hat sich tatsächlich beruhigt und wir konnten ziemlich entspannt Frühstücken :)
    Wir haben ja in letzter Zeit schon häufiger mit Fremden trainiert, aber das war so eine Klingel-und-Wegführ-Übung und hatte ehrlich gesagt nicht den Eindruck, dass die viel gebracht hat...

    Ja, die Box ist bei uns wirklich auch das Mittel der Wahl gewesen und hat sehr, sehr viel gebracht. Ich würde sogar sagen, dass wir ohne die Box nicht soweit gekommen wären. Heute ersetzt ihr Korb zuhause die Box. Da gilt für Besucher stets: keiner rührt sie da an und der Korb ist ihr Rückzugsort, an dem sie keiner stören darf. Das ist die Voraussetzung, der Hund vertraut darauf, deswegen müssen alle das respektieren. Wir wollen ja nicht das Vertrauen des Hundes in uns erschüttern.

    achso, was ich noch fragen wollte:
    Ihr habt euren Hund erstmal komplett aus der ganzen Begrüßungssituation rausgenommen oder? Also erstmal ab in die Box, und später, wenn sie sich komplett beruhigt hat, darf sie evtl raus und mal gucken gehen (wenn sie in der Lage ist, das neutral-freundlich zu machen) oder?

    Genau. Wichtig war, ihr zu vermitteln, dass sie mit alldem nichts zu tun hat, es einfach nicht ihre Sache ist wer da kommt und geht und sie sich auch gar nicht kümmern soll. Die ersten Besuche durfte sie gar nicht raus, sie hat von Tag zu Tag mehr entspannt in der Box. Ich hatte es ja schon geschrieben. Nach ca. 2 Wochen haben wir angefangen, ihr auch zu erlauben heraus zu kommen, vorausgesetzt sie war ruhig und entspannt. Dann begann die Kontaktaufnahme mit dem "Feind".

    Unser Hund differenziert halt sehr stark, kennt er die Leute gut ist es gar kein Problem und Fremde sind definitiv nicht erwünscht. Aber deswegen waren wir bei der Begrüßungssituation bisher auch nicht konsequent genug, sprich, er durfte doch auch mal direkt hin, wenn er die Leute kannte. Ich denke, um dem Hund mehr Handlungssicherheit zu geben, sollten wir erstmal keinen Unterschied machen bei Fremden und Bekannten. Also generell erstmal ab in die Box und Hund ignorieren oder was meint ihr dazu?


    Hm ja, das Problem ist eben, dass er so ja immer selber entscheidet, wen er doof findet und wen nicht. Und er bestimmt auch den Zeitpunkt der Begrüßung.

    Du hast Dir die Antwort schon selbst gegeben aus meiner Sicht. Nach meiner Erfahrung ist es gerade bei unsicheren Hunden wichtig, dass man ihnen erst mal keine Entscheidung überlässt. D.h. ich entscheide alles, ich entscheide wer kommt und geht, ich entscheide ob der Besucher Freund oder Feind ist, ich entscheide ob der Hund dabei sein darf oder eben in der Box liegt, ich entscheide ob der Hund zur Tür darf oder nicht usw. Der Hund bekommt einen abgesteckten Handlungsrahmen und es fällt ihm so leichter sich an mir zu orientieren und er lernt, mir zu vertrauen und vor allem lernt er, dass meine Entscheidungen nicht zu seinem Nachteil sind und diese zur Entspannung beitragen.

    Nun ja, solche Situationen gibt es natürlich auch immer mal. Nicht entmutigen lassen. Ich stelle mich bei solchen Vorkommnissen immer vor meine Hündin und schirme sie ab. Das hat gleich 3 Vorteile:


    a) Sie weiß, dass ich ihr Schutz biete und lernt mit der Zeit, dass Mutti dass schon für sie regelt
    b) Fremde kommen nicht an sie heran und man riskiert auch keinen Rückfall in alte Verhaltensmuster
    c) sie wird wegen a) den Lerneffekt haben, dass sie sich zukünftig nicht mehr kümmern muss, weil sie sich auf Frauchen verlassen kann