Zitat
Ich hatte nur das Gefühl das ihr Bellen mit Unsicher gleich zu stellen ist und habe daher ihre ganze Geschichte und auch den Wochenablauf aufgeschrieben.
Ich seh das auch als Unsicherheit.
Stell dir mal die Frage, warum Unsicherheit auftaucht? Was laesst sie ploetzlich da sein und wie/wodurch geht sie wieder weg?
Ich schreib dir mal von Hollys Welpenzeit.
Es war ein 12er-Wurf unter Aufsicht von Mutter, Vater und Tante. Kennengelernt hab ich sie mit 10 Tagen und bis zur Abholung mitbegleitet.
Holly war der Typ Welpe, der vor nix Angst/Respekt hatte.Sobald Massregelung/Erziehung bei ihr anstand (das war oft) tauchte sie im Welpengewuehl unter, Mama war direkt wieder abgelenkt, Holly ging ihren eigenen Weg und machte ihr Ding einfach gnadenlos weiter. Ihre Geschwister parierten unter ihr, die Erwachsenen kamen nicht dazu mal richtig Tacheles mit ihr zu reden.
Unsere Welpenzeit bestand nur aus Beziehungsarbeit und minimalen Grundregeln. Das war was ist erlaubt/absolut nicht erlaubt, Stubenreinheit lernen und mit Alltagsdingen vertraut machen und an allererster Stelle, dass ICH die Richtung vorgebe.
Ich hatte gar keine Zeit fuer Tricks, weil Holly immer - und immerwieder versuchte ihr eigenes Ding durchzusetzen.
Ich haette mit Druck arbeiten koennen, haette sie nicht gekratzt und sich nur eingeigelt. Deshalb hab ich einen Deal mit ihr geschlossen. Du darfst dich draussen umschauen, ALLES ausprobieren, kenenlernen, aber ICH gebe Zeit, Ort und Dauer vor.
Gab oefters Palaver, weil Madame meinte sie koennte auch laenger/weiter/ mehr etc..Sie war einfach gewohnt zu machen, was und wie sie wollte und sich umzudrehen und dahin zu gehen, wo keiner sie "stoert".
Sie wurde nicht bloed nach muede, sondern kratzte und biss und tobte auch rum, wenn sie ihren Willen nicht bekam.
Du fragst nach dem konkreten Alltag.
Dazu kann ich dir lediglich sagen, dass er von den Regeln her immer gleich war, nur an verschiedenen Orten. Die ersten 2 Wochen hab ich in einer Sackgasse verbracht, weil sie alles genau anschauen musste und davon todmuede war.
Nach 3 Wochen ging ich die erste Strasse hoch und nach 4 Wochen kam ich um den Block. Mit 4 Monaten fuhren wir Oeffis und ab da hatten wir unseren "Kampf"beendet, dass ICH den Ton angebe. Da hats bei ihr Klick gemacht, dass sie nur durch mich an geheime,spannende Orte kommt und sie entdecken kann.
Ab da war es ein Kinderspiel Es fluppte von alleine weiter.
Wir sind z.Bspl. zu ner Hundewiese gefahren, haben uns ganz an den Rand gesetzt und sie durfte alles erkunden, ausprobieren und Kontakt zu anderen Hunden zulassen. Sie durfte aber nicht hinlaufen, sondern musste warten, dass der andere kommt.
Wir haben am Bahnhof gesessen, im Eiscafe, am Spielplatz, im Reitstall, an der Schule. Immer dasselbe Spiel: Sie darf gucken, ausprobieren, kennenlernen, aber nur, wenn ich die Erlaubnis dazu gebe.
Du fragst dich sicher, wie ich sie ausgelastet gekriegt habe. Mit Gucken, Kennenlernen und um Erlaubnis fragen.
Mehr brauchte es nicht und mehr Kapazitaeten hatte sie auch nicht.
Was ich dir hier geschrieben habe, wird dich evt. etwas irritieren, weil Nein, es gab keine Tricks, keinen Clicker, kein gar nix in dieser Richtung. Auch kein Trainer und keine Hundeschule, sondern nur versierte Hundemenschen an meiner Seite.
Es gab nur eine Aufgabe fuer uns, naemlich dass ICH sage, was wo wie gemacht wird und sie mir vertrauen kann/soll, dass meine Entscheidung richtig/gut ist. Das sitzt so derbe drin bei ihr, dass sie mich bei unangenehmen oder spannenden Dingen jetzt aufmerksam macht, anstatt kopflos hinzustuerzen oder selber Streit anzuzetteln.
Sie ist jetzt knapp 2 1/2 Jahre alt, super verlaesslich im Zughundesport, Umgang mit anderen Hunden, umweltsicher und offen und freundlich.
Die letzte Baustelle, die wir hatten war und ist ihr Jagdtrieb. Das ist nicht bewusst von ihr steuerbar, sondern viel Instinkt, aber selbst da hat sie lernen koennen, wenn sie den Drang fuehlt, mich aufmerksam zu machen und ich kann dann enstprechend handeln.
Wie ich sie heute auslaste?
Immernoch genauso. Sie darf gucken, rumprobieren etc., aber Entscheidungen werden mit mir zusammen getroffen, wie z.Bspl. zu anderen Hunden hinlaufen, uebers Feld zu duesen, etwas zu fressen etc..
Wenn sie irgendwo ellenlang schnuppert, dann macht sie das. Sie hat Spass dabei und gefaehrlich ist es nicht.
Das ist das, was ich in deinen Texten so vermisse.
Die Beziehungsarbeit zum/mit Hund. Bei dir lese ich viel raus, Situation ist so, Hund muss das und das dann abspulen weil es sich so gehoert.
Welt entdecken heisst, dass du dich auch mal auf ihre Welt einlaesst. Dir mal Gedanken machst, warum sie evt. wo lange schnuppert(das auch ruhig laut aussprichst), wenn sie buddelt ansprichst ob da ein Maeuschen ist, dich mit ihr ueber einen gefundenen Stock freust, nach einer Hundebegegnungen mit ihr freust dass ihr grad xy getroffen habt.
Dann fuelt sie sich auch ernstgenommen und verstanden, sucht deinen Schutz bei unangenehmen Situationen, anstatt unsicher kopflos zu bellen.