Wenn Leinenkontakt grundsätzlich kein Problem für Hunde und bloß reine Übungssache wäre, dann hätten wohl nicht tausende Hundebesitzer in Deutschland das leidige Problem der Leinenaggression. Die Hunde sind ja nicht alle gestört, auch wenn das gerne so dargestellt wird.
Hunde sind durch die Leine in ihrer Bewegungsfreiheit und Kommunikationsfähigkeit massiv eingeschränkt. In einer freien Begegnung gilt es unter Hunden als "guter Ton", sich dem anderen in einem weiten Halbkreis zu näher. Diese Form der Begrüßung wird durch das frontale aufeinander-zulaufen (z.B. auf Bürgersteigen) komplett ausgehebelt. Manche Hunde, die sich freilaufend einfach in einem großen Bogen aus dem Weg gehen würden und dabei absolut friedlich wären, werden an der Leine von ihren ahnungslosen Besitzern aufeinander zugeschleift, fangen dann quasi aus Hilflosigkeit an zu drohen (fixieren, knurren), kriegen dafür im schlechtesten Fall noch einen aufn Deckel ("Der knurrt grundlos andere Hunde an!"), die Leine wird gestrafft, der Druck vergrößert, und dann hängen da zwei Hunde ineinander, die sich normalerweise mitm Ar*** nicht angeguckt hätten und jetzt massig Stress miteinander haben, weil sie sich mal "Hallo sagen" sollen. Menschliche Unfähigkeit und garantiert kein "Spaß" für die Hunde. Und das hat erstmal überhaupt nichts damit zu tun, dass ein Hund sozial nicht "sauber" agiert, das wird dadurch ja erst antrainiert.
In dem hier geschilderten Beispiel bin ich mir ziemlich sicher, dass der Mops dem Airdale aus dem Weg gegangen wäre, wenn er gekonnt hätte (sofern er einigermaßen sozialisiert ist, hätte er die Signale des anderen bereits auf Distanz erkannt und einen Bogen gemacht). Die Alternative wäre, dass der Airdale wirklich nicht zu lesen war und ein echtes Verhaltensproblem hat, aber das weiß wohl (wenn überhaupt) nur dessen Besitzer.
Und zum Thema "das war schon immer so": es gibt viele Menschen, die jahre- und jahrzehntelang Hunde halten und trotzdem keine Ahnung von den grundlegenden Bedüfnissen und der Körpersprache dieser Tiere haben. Nur weil man etwas jahrelang in einer gewissen Weise gemacht hat, heißt das noch lange nicht, dass es deshalb auch richtig ist. Mir wird von einer Bekannten meiner Schwiegermama in Spe auch immer noch geraten, meine Hündin auf den Rücken zu drehen und ihre Kehle zuzudrücken, wenn sie nicht gehorcht. Denn "so macht man das mit Terriern" und schließlich habe sie "schon seit 30 Jahren Hunde".