Beiträge von Waheela

    Zitat

    Deprivationsschäden treten jedoch nur dann auf, wenn die Hunde in einer sensiblen Phase ihrer Entwicklung extrem reizarm aufgewachsen sind: Der Welpe, der mit acht Wochen zum neuen Besitzer kam, dort alles kennenlernen konnte und trotzdem unsicher/gestresst/ängstlich oder sogar lernbehindert erscheint, ist nicht depriviert, sondern hat ein anderes Thema - schlechte Nerven z.B. können sich auch wunderbar vererben.


    Das ist aber nun schon eher deine eigene Definition? Woher ist das? Gibt es da etwas zum Nachlesen?


    Ein Deprivationsschaden kann auch dann vorliegen, wenn man das Welpchen mit acht Wochen vom Vermehrer holt und nicht alles lässt sich bei jedem Hund dann nachholen. Reizüberflutungen nach der reizarmen/reizleeren Phase von zwei Monaten bewirken kein Nachholen. Reizüberflutungen sind schnell gegeben, wenn ein Hund, der nichts kennt, plötzlich mit dem Stadtleben konfrontiert wird ("Shut down"). Dazu kommt: wurde der Welpe zwei Monate lang isoliert gehalten oder hatte er immerhin noch die Mutterhündin und/oder Geschwisterchen bei sich? Kontakt zum Menschen oder sich selbst überlassen?


    Ich kenne zwei Hunde, die fast die gleichen Symptome haben.
    Ein Hund, der mit zehn Wochen ins Stadtzuhause kam, dort mit allem überfordert war, falsche Erfahrungen noch dazu gemacht hat und immer schwieriger zu händeln war. Er fiel in sich zusammen, hatte Ängste und ein Aggressionsproblem.
    Dann kenn ich eine Huskydame, die ebenfalls mit zwei Monaten zu sich geholt wurde, aber dann nur in der Garage lebte, also keine Reize erfahren hatte, bis sie fast ein Jahr alt war. Sie fiel ebenso in sich zusammen, entwickelte Ängste und Aggression nach der Befreiung. In der Intensität etwas *abgeschwächter* als Fall 1.


    Ich selbst hatte Hunde, die nichst außer die Einöde kannten und dann in der Zivilisation wunderbar zurecht kamen bis auf einer.
    Ich kenne reine Gartenhunde, die in Osteuropa an der Kette gehalten wurden und nun beschwerdefrei in Städten leben. Ich kenne aber auch Hunde, die mit fünf Wochen über Ebay verschachert wurden und dann ein sehr liebevolles Zuhause mit guter Vorbereitung kamen und heute noch massive Ängste haben.


    Ich empfehle noch einmal dieses Buch:





    Zaphira81
    Ich möchte überhaupt keinen Ärger vom Zaun brechen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass diese Vorgehensweise mit Gefahren verbunden ist. Ich habe keinen als dumm dargestellt? Wie käme ich dazu?
    Vielleicht liest du meine Sachen böser als ich sie meine?

    Ich hab schon einige Flexileinenhunde gesehen, die vom Halter entsprechend an die Seite genommen wurden...


    und ich bin der Meinung, dass man mit einem unverträglichen Hund nicht genau da spazieren gehen sollte, wo sich viele Tutnixe aufhalten.


    Man muss ja selbst nicht die Klischees pflegen.


    Ich hatte auch schon den Ruf weg, Killerhunde zu haben, dabei waren das immer die harmlosen. ;)

    Zitat

    Manchmal kann man einen Hund aber auch zu sehr schonen. Es geht nicht immer nur nett und auch ein deprivierter Hund kann lernen, dass es Grenzen gibt, bzw. andere Wege. Ich muss nicht immer nur nett sein, schon gar nicht, wenn mir das auch nicht entgegen gebracht wird.


    Mein armer verängstigter Collie hat mich angeknurrt, als ich ins Bett wollte, da ist die hochkant geflogen und das durchaus sehr körperlich. Pech gehabt, wer Privilegien so missbraucht bekommt Grenzen und das auch als armer, ängstlicher, deprivierter Hund.


    Ich bitte dich da zu unterscheiden: Habe ich einen deprivierten, höchst traumatisierten Hund, der durch mangelnde Erfahrungen + sehr schlechte Erfahrungen nicht gelernt bzw. gelernt hat, Menschen zu misstrauen, ist so ein bisschen unnett der Anfang vom Ende.
    Ein Hund, der menschliche Körpersprache sehr schlecht lesen und deuten kann, kann zwar erst Nähe suchen, sie aber in einem Moment bedrohlich finden. Da dann auf das Knurren bzw. Schnappen unnett zu reagieren, bringt im besten Falle gar nichts, im schlechtesten Falle Verletzungen. Da muss man Vertrauen aufbauen und langsam zeigen, dass Körperkontakt etwas sehr Schönes und Sicheres ist. Das geht auch nicht innert von sechs Monaten. Man muss als Mensch beachten, wie man selbst auf den Hund wirkt, auf die eigenen Signale achten und das ist unheimlich schwer.


    Solche Unarten haben nichts mit einem Deprivationsschaden zu tun. Aber selbst hier muss ich mich fragen - zerstört der Einsatz von solch körperlichen Maßregelungen nicht das zerbrechliche Vertrauen eines deprivierten Hundes? Ist dein Collie depriviert?


    Ein deprivierter Hund ist nicht einfach nur ein Angsthund. Deprivierte Hunde lernen ganz schlecht über Strafen, zumindest das, was der Deprivation geschuldet ist. In meiner Szene sind diese leider nicht unüblich, ist auch im Nirgendwo Skandinaviens oder Kanadas völlig egal, da gibt es sowieso nicht viel und viele haben da gar nicht den innigen Kontakt, den auch diese Hunde eigentlich brauchen würden.
    Das Ausmaß wird erst richtig offensichtlich, wenn man wieder in die "Zivilisation" kommt.




    Sunti
    Bei deinem Hund im Zwinger scheint aber die körperliche Variante auch nicht so zu ziehen... wenn ich das mal anmerken darf.

    Die Schilderungen verändern sich stets bzw. werden im Nachhinein angepasst, das ist mir zu kindisch. DU hast doch diese Formulierungen gewählt...


    Ja, dass er nicht depriviert ist, ist mir entgangen. Ändert nichts daran, dass diese "Masche" etwas mit Misstrauen zu tun hatte. Deine Ansichten von was ein Hund ertragen muss und nicht, gehen deutlich auseinander: Ich freue mich, dass dein Hund es nun gut hat.


    Nichtsdestotrotz hast du geübt und in der Situation aufgehört, in der es ihm unangenehm war (und das ist bei einem deprivationsgeschädigten Hund vielleicht der Supergau!). Negative Verstärkung kann man auch schon früher einsetzen, erfolgreich.

    Zitat

    Also Unterwerfung akzeptiert sie durchaus. Aber eben nur passive. Blick abwenden, Erstarren, langsam weggehen, auf die Seite oder den Rücken drehen, das alles ist total ok bzw. gewünscht. Aber aktive Beschwichtigungsgesten lässt sie schlicht nicht gelten.
    Nimmt man es ganz genau, so ist aktive Unterwerfung ja auch kein "echtes" Unterwerfen, sondern eben nur "gut Wetter machen" um seine Grenzen doch noch weiter ausloten zu können. Man windet sich, wuselt umher, verteilt Küsse, stupst Maulwinkel, pfötelt und schleimt sich ein was das Zeug hält um das zu bekommen, was man sich wünscht - Aufmerksamkeit. Dabei ignoriert man ja bewusste die Drohungen, die einen eigentlich auf Distanz halten sollten unter dem "aber-ich-bin-doch-so-klein-und-welpig"-Deckmantel. Dieses Verhalten ist aber tatsächlich eigentlich nur im eigenen Rudel angebracht, denn es kommt ja ursprünglich aus dem Kontext Muttertier/Welpe. Ich kenne inzwischen viele Hunde, die so überhaupt nicht begeistert von aktiver Unterwerfung sind - nur sind nicht alle solche Hardliner wie die Skadizei.
    Bei passiver Unterwerfung ist die Sache eben glasklar: Mach was du willst, ich ergebe mich komplett und tue nichts, bis du es wieder erlaubst.


    So ganz stimmt das nicht, denn aktive Unterwerfungsgesten sind unter dem "sozialen Grüßen" zusammengefasst und haben nicht nur was von "Fiddle About", denn das ist eine Konfliktstrategie und hat eben gar nichts mit Aufmerksamkeit einfordern oder mit Mutter/Welpe zu tun. Dieses Gekaspere, um einen Konflikt zu lösen, darf man nicht mit sozialen Grüßungsgesten verwechseln. Hunde die sich freuen, wenn du nach Hause komst, zeigen diese Verhaltensweisen auch und wollen sich bei dir nicht einschleimen, sondern freuen sich aufichtig.
    Auch die passive Unterwerfung hat mit "echter Unterwerfung" nichts zu tun, es geht darum, den anderen von einem Angriff/Kampf abzuhalten. Gerade von dir erwähntes "Blick abwenden, Erstarren, langsam weggehen" ist doch keine totale Unterwerfung...?


    Hunde, die ein Fiddle About aus der Fassung bringt, haben meist kein so gutes Nervenkostüm. ;)

    Ist das nun so schwer für euch beide, zu akzeptieren, dass ich so ein Vorgehen vom Abschauen eines Youtube-Videos brandgefährlich finde? Es wurde genau einmal am Schluss darauf verwiesen, dass das keine Trainingsanleitung sein soll, gleichsam aber betont, dass es sehr viel gebracht hat bei diesem Hund. Der Hinweis kam genau ein einziges Mal. Ich würde das schon als Inspiration sehen - weil eben die Umstände noch dazu so schwammig erklärt werden, da kann so viel passieren...


    Ja, wenn der Hund bereits mit Knurren Distanz einfordert, ist man meiner Meinung nach schon zu weit gegangen, wenn man es absichtlich herausfordert. Die Einstellung, dass ein Hund nicht knurren und schnappen darf, wen er eben aus diversen Gründen nicht angefasst werden will, deckt sich einfach mit der Art deines Trainings. Ihc muss das nun so offen sagen, denn mich schockiert diese Aussage sehr:
    "Mein Hund wurde x mal vermittelt und hat gelernt, dass er mit Knurren und Schnappen weiterkommt. Klar ist es dann wichtig, dass er erst nicht in solche Situationen gerät, dass er so entscheiden muss, allerdings muss er ebenso lernen, dass Knurren und Schnappen in dem Moment bei mir ein Tabu ist. Klar darf er mich, wenn ich Müll fabriziere, mich anknurren, aber er hat die Wahl zwischen Knurren oder der Person (gezielt) ins Gesicht schnappen. ;)"


    In dem Moment, wo du eine Manipulation an ihm vornimmst und er das nicht mag, hat er das Recht, dich anzuknurren, denn ihn zu streicheln, wenn ers nicht will, ist "Müll fabrizieren". Gerade deprivierte Hunde, die x-mal vermittelt werden haben kein Vertrauen zu Menschen.



    flying paws
    Kein Problem :)



    @Mäusezahn
    Ich hab nicht gesagt, dass es nicht funktioniert, dass es aber bei gefährlichem Verhalten nicht gerade so ins Forum gehört.

    Ich weiß nicht, wieso du so aggressiv reagierst? Ja, ich finde, dass solche Trainingsanleitungen nicht auf eine Forum gehören, sondern dass solche Leute in erfahrene und gute Hände vor Ort gehören! Ganz allgemein finde ich das... nichts gegen dich/euch.


    Auch andere haben scheinbar das Geschriebene so verstanden wie ich, wenn ich das so falsch verstanden habe, dann tut es mir leid, wenn ich jemanden damit verletzt haben sollte.


    Ich habe nicht gesagt, dass ihre Handlung falsch ist...?


    Sie hat geschrieben:
    "Das haben wir dann versucht zu üben, er trug einen MK und ich hab ihn gestreichelt und sobald es ihm unangenehm wurde, habe ich ihn weggeschickt und ein Leckerlie flog."
    Da kann ich leider nicht ableiten, dass sie nur das Gefühl hatte, sondern eben, dass es dem Hund bereits unangenehm wurde (es also schon zu spät ist).


    Er hat zugeschnappt und ein Maulkorb war nötig. Das reicht doch...
    Ich hatte sehr viele Hunde und davon, wie du in einem anderen Faden lesen kannst, auch einen, der immer einen Maulkorb tragen musste. Der hat nicht nur geschnappt, ich kenne also den Unterschied - aber das ist eine andere Geschichte.

    Wenn Hunde kein gefährliches Verhalten an den Tag legen, kann man sich das schon eher leisten.



    Zaphira81
    Hab ich mich echt so unverständlich ausgedrückt? Ich habe gemeint, dass ein Haftungsausschluss wie "Ist keine Anleitung", obwohl man siein Vorgehen dann ziemlich genau geschreibt, nicht so besonders wirksam ist.
    Wenn ein Hund beißt löst man das Verhalten !bitte! nicht (fast) aus.

    Gegen den Maulkorb hab ich nichts. Sie hat eine Anleitung mit fragwürdigem Training, ganz gleich mit welchem Disclaimer, in ein öffentliches Forum gepostet. Ich bin da halt ein wenig empfindlich, hab da sehr unschöne Sachen mit tödlichem Ausgang erlebt...


    Sorry :dead:

    Das kann man sicherlich, aber nicht bei potentiell solch gefährlichem Verhalten, dass man einen Maulkorb aufsetzen muss, um Verletzungen auszuschließen.


    Man ändert ja nicht nur die Erwartungshaltung, allerdings darf der Hund dann nicht überreagieren... ich finds grob fahrlässig das in ein Forum so zu schreiben, sorry.


    Da hat kein Trainer mitgearbeitet, da wurde sich von Youtube was abgeschaut und selbst herumgedoktert und Gott sei Dank hat man mit Maulkorb abgesichert und keine seltsamen Verhaltensketten aufgebaut.