Ich würde ich in diesem Fall als erstes an der Unsicherheit arbeiten, die scheint der Grund für all eure Probleme zu sein. Du kannst zig Methoden zur Leinenführigkeit durchprobieren, keine wird funktionieren, solange der Hund kopfmäßig nicht bei dir ist. Dazu ist es wichtig, dass ihr immer ruhig bleibt, sonst landet ihr in einer Spirale, in der Hund und Halter sich gegenseitig hochpushen.
Mit 8 Monaten bekam Fili auch solch eine Phase, alle Geräusche im Hausflur wurden gemeldet, draußen willkürlich Leute angebellt, oder Gegenstände. Lauter werden hätte bei ihr nur dazu geführt, dass sie auch immer lauter wird. Gegenstände waren am Einfachsten, Leine locker lassen, hingehen, anfassen, den Gegenstand benennen. Lasst euch, wenn sie bellt, nicht aus der Ruhe bringen. Für gewöhlich sind junge Hunde sehr neugierig, wenn sie merken, dass für den Halter vom Gegenstand keine Gefahr ausgeht, beruhigen sie sich meist recht schnell und untersuchen den Gegenstand.
Bei Menschen sage ich ruhig "Nein, alles gut...weiter", bestenfalls noch bevor sie anfängt zu bellen, nehme die Leine kurz und lasse sie an der Außenseite direkt neben mir laufen. Wenn möglich laufe ich mit ihr kleine Bögen. Selbst wenn sie dabei bellt, gehe ich weiter und bleibe ruhig. Sie beruhigt sich sehr schnell wieder, und dass ist erst einmal mein Zwischenziel, dass sie sich nicht ins Gebelle reinsteigert. Mit der Zeit wird es dann zur Routine und der Hund sieht von sich aus keinen Grund mehr anzuschlagen.
Zuhause hat sie in dem Alter angefangen jedes Geräusch im Hausflur zu melden, teilweise sogar, was auf der Straße passierte. Sie war zu der Zeit auch insgesamt sehr schreckhaft. An ganz heftigen Tagen habe ich meine Zimmertür zu gemacht, damit sie nicht in den Flur kam und ließ Musik laufen. Ich untersage das Gebelle, schick sie auf ihren Platz, lasse sie nicht in den Flur rennen. Mit "Schau" ließ sie sich immer öfter gut umlenken, dafür gab es Leckerlie.
Wenn deine Kleine bellt, wenn dein Kind aus seinem Zimmer kommt, erschreckt sie sich wahrscheinlich, ich kenne das von meiner vorstorbenen Hündin Chucky. Ich habe sie dann immer kurz angesprochen, und alles war wieder okay.
Leinenführigkeit würde ich mit ihr jetzt nur dann üben, wenn sie völlig entspannt ist. Mit Fili ging das lange Zeit nur im Wald oder nachts, wenn keiner mehr unterwegs war. Jetzt nach 1,5 Jahren machen wir langsam Fortschritte, weil sie erwachsener/entspannter wird, die Großstadt langsam zur Routine wird, sie lässt sich weniger ablenken, orientiert sich immer stärker an uns. Gerade jetzt nach ihrer 3. Läufigkeit hat sie so einen Schub Richtung Erwachsenwerden gemacht, plötzlich funktionieren Dinge, die wir seitdem wir sie haben, bisher scheinbar erfolglos trainiert haben. Manche Sachen brauchen neben Training auch erst einmal die nötige geistige Reife.