Hallo!
Ich lese hier schon eine Zeitlang mit, aber erst seitdem mich das Thema leider selber betrifft.
Ich möchte hier mal unsere Situation schildern:
Wir haben zwei Lagotto Romagnolo, eine Hündin (knapp 5) und einen Rüden (knapp 2). In den ersten drei Jahren, in denen meine Hündin Einzelhund war, waren Begegnungsprobleme und Unverträglichkeit Fremdwörter für mich, zumindest in Bezug auf meinen Hund. Wir hatten andere Baustellen, aber unverträglich war Delia nie.
Dann kam Lino dazu. Von Anfang an hatten wir große Probleme mit seinem Ressourcenverhalten. Aber das ist wieder ein anderes Thema. Wir haben mit ihm eine (gute) Welpengruppe besucht und waren in einer Junghundgruppe. Wir sind mit uns bereits bekannten Hunden unterwegs gewesen und es gab keine Probleme. Der Jungrüde war neugierig und aufgeschlossen anderen Hunden gegenüber. Menschen wurden schon eher mal angebellt und er verhielt sich Fremden gegenüber reserviert. Auch dieses Verhalten kannte ich von meiner Hündin nicht. Sie ist stets aufgeschlossen und freundlich zu Jedermann... Aber das ist wohl einfach Charaktersache.
Irgendwann, es muss so im Alter von etwa einem Dreivierteljahr gewesen sein, veränderte sich Linos Verhalten. Er begann an der Leine andere Hunde anzubellen. Schnell steigerte sich dieses Muster in richtiges Pöbeln. Inzwischen ist es so, dass er fast jeden entgegenkommenden Hund anpöbelt, in die Leine springt und er durch nichts mehr abzulenken ist. Im Freilauf klappt es im Großen und Ganzen ganz gut, aber auch da gab es schon unangenehme Begegnungen.
Wir haben schon einige Trainer gehabt. Gerade haben wir begonnen, diese Problematik im Rahmen von Einzeltrainings anzugehen. Erste Hausaufgabe soll sein, den Hund zunächst ohne Ablenkung abzublocken, sitzen lassen, körpersprachlich hemmen. Im Ernstfall (also bei Hundebegegnung, wenn er Theater macht) zunächst einfach weitergehen, weil ich ihn dann sowieso derzeit nicht erreichen würde...
Die Situation hat sich für mich insofern sehr zugespitzt, da ich fast nur noch getrennte Runden mit den Hunden gehe. Wir wohnen in einem Wohngebiet am Stadtrand mit einer sehr hohen Hundedichte. Es ist nahezu unmöglich, auf der normalen kleinen Gassirunde keinen Hund zu treffen. Wenn ich mit beiden Hunden unterwegs bin, ist das noch schwerer zu handeln. Ich bin die ganze Zeit nur noch am Abscannen meiner Umgebung. Mit entspanntem Spaziergang mit Hunden hat das nicht mehr viel zu tun.
Wir befinden uns da in einem regelrechten Teufelskreis. Ich bin schon angespannt und gestresst, bevor ich mit dem Rüden überhaupt losgehe. Vor jeder Hundebegegnung habe ich inzwischen Angst. Kaum haben wir das Haus verlassen und kommen am Grundstück des ersten "Erzfeindes" vorbei, geht das Theater an der Leine schon los, egal ob der Hund im Garten ist oder nicht. Ich versuche, anderen Hunden weiträumig auszuweichen, was oft gar nicht möglich ist. Nach jedem "Vorfall" habe ich eine wahnsinnige Wut auf meinen Hund. Und es tut mir so Leid, dass ich mehr und mehr die Freude an ihm verliere. Ich möchte das unbedingt ändern!
Mich würde mal interessieren, wie ihr das mit euren ähnlich gestrickten "Modellen" in den Griff bekommen habt bzw. es versucht. Vor allem, wie ihr das mit mehr als einem Hund managt. Ich habe auch die Befürchtung, dass die Hündin sich das Pöbeln beim Rüden abschaut.
Ich fühle mich durch Linos Verhalten schon sehr stark eingeschränkt. Einfach mal so eben locker spazieren gehen und auch mal Kontakt zu anderen Hundehaltern haben, ist praktisch nicht mehr möglich. Mein Wunsch wäre es, dass es möglich wird, zumindest halbwegs entspannt andere Hunde zu passieren, an lockerer Leine. Aber ich frage mich, ob das jemals der Fall sein wird. Bin derzeit echt an einem Tiefpunkt meiner Mehrhundehalter-Karriere angekommen...
Es tut schon ganz gut, sich das mal von der Seele zu schreiben und hier zu lesen, dass man nicht alleine ist.