Hi,
ich habe mir nicht alles durchgelesen, war mir gerade ein wenig viel, wollte aber doch mal eine Lanze für TS, bzw TH´s brechen.
Ich selber bin in einem TS, wir vermitteln hauptsächlich Katzen, von daher sind die hier wieder gegebene Erfahrungen etwas Katzenlastig.
Meistens wird versucht, sich schon mal ein Bild des Interessenten über das Telefon zu machen. Es werden viele Fragen gestellt, nicht um zu sagen, Du bist berufstätig, Du bekommst kein Tier, sondern um sich ein Bild von der Person zu machen und schon mal zu schauen, ob überhaupt etwas passendens da ist.
Vorteil am Telefon - das mag jetzt hart klingen - aber man kann die Leute leichter abwimmeln, wenn 1. die Leute total ungeeignet sind oder 2. einfach nichts passendes da ist.
Wenn Leute erstmal da sind, und dann unbedingt zB genau diese Katze haben wollen, sie aber, aus der Sicht, wie ich das Tier kennengelernt habe, der Meinung bin, das geht nicht gut, dann sind die Leute teilweise sehr entrüstet oder es passieren sehr unschöne, für beide Seiten tragische Geschichten (siehe auch untere Geschichte 2.).
Und dann würde genau diese Leute sagen, dieser TS will seine Tiere nicht los werden, weil ich habe jetzt auch so eine Katze/Hund und alles ist super, aber da habe ich sie nicht bekommen.
Ich kann es nur von mir sagen, aber ich kann die Tiere nur so einschätzen, wie sie sich bei mir zeigen. Es kann sein, dass sie sich woanders evtl auch anders verhalten, da steckt man leider nie drin. Ich kann ja leider nicht in das Tier hineinschauen.
Außerdem kann es ja auch sein, dass die Tiere an unterschiedlichen Orten untergebracht sind. Jungtiere und Kleintiere sind bei uns prinzipiell auf Pflegeplätzen untergebracht. Das bringt es leider mit sich, das der Interessent durchaus auch mal mit zwei oder drei Leuten telefonieren muss und ggf auch mehrmals dieselben "blöden" Fragen gestellt bekommt, bevor es zu einem "Besichtigungs"Termin kommt.
Genauso sieht es mit der Gesundheit aus, bei uns werden alle Tiere gesundheitlich durchgecheckt, behandelt und bis auf wenige Ausnahmen, die dann mit der Kundschaft abgesprochen sind, nur im gesunden Zustand abgegeben werden. Trotzdem ist man nicht davor gefeit, dass das Tier versteckte Krankheiten hat, die erst später auftauchen. Man darf nicht vergessen, jedes Umsetzen ist für das Tier erstmal Streß und setzt das Immunsystem runter, dadurch können Krankheiten, die bisher nicht zu sehen oder auch nicht da waren, auf den Plan treten und ein paar Tage nach Einzug im neuen Zuhause ist das Tier krank.
Dafür kann das Tierheim in diesem Fall auch nichts.
Vor- und/oder Nachkontrollen handhabt wahrscheinlich auch jedes TH/TS anders. Bei uns gibt es nur in Ausnahmen eine Vorkontrolle, wir machen eher Nachkontrollen, d.h wir schauen, wie das Tier aussieht, sich verhält und je nachdem wird ggf. eine 2. Nachkontrolle gemacht oder auch nicht, oder auch das Tier wieder rausgeholt (kommt leider auch vor).
Die ganzen Kontrollen sind gerade auch für die Mitglieder einer TS Orga sehr aufwendig. Gerade bei TS handelt es sich meistens um ehrenamtlich arbeitende Leute, das Geld für eine Festanstellung gibt es gar nicht.
Also bitte auch nicht enttäuscht sein, wenn die Kontakte nicht gehalten werden, aber dafür ist bei der Masse an Aufgaben und auch Tieren nicht die Zeit. Trotzdem liegen einem die Tiere am Herzen und man freut sich über positive Rückmeldungen der neuen Besitzer.
Genauso sieht es auch bei dem Geld aus. Die meisten Tiere kosten mehr Geld, als das sie bei der Vermittlung einbringen, zusätzlich kommen noch viele Kosten dazu, die von gar keinem bezahlt werden, zB Energiekosten eines Tierhauses, Futterplätze von verwilderten Katzen, Kastrationskosten von freilebenden Katzen, etc...
Viel Geld bleibt da nicht über. Wir hatten vor kurzem einen Berner Sennenhund in Vermittlung, der hat soviel an OP Kosten verursacht, das würde noch nicht mal reinkommen, wenn wir ihn 10x vermitteln würden.
Und dann wollen die Leute den Hund am liebsten für umsonst haben, nachdem Motto, seid doch froh, dass ihr so einen überhaupt los bekommt.
Wenn man sich mal im letzten Jahr die Nachrichten angeschaut hat, konnte man mitbekommen, wieviele TH kurz vor der Pleite stehen.
Ich kann nur ein paar Beispiele aus der Praxis nennen:
Meistens habe ich Babies abzugeben und da erlebt man so allerhand.
1. Eine Frau wollte gleich 4 oder 5 Babies nehmen, sich dann zu Hause eins raussuchen und uns den Rest dann wieder zurückbringen. (Sie hat von uns kein Tier bekommen)
2. Eine für mich sehr schlimme Geschichte. Eine Familie wollte ein Katzenbaby. Sie klangen super gut und kamen deshalb zu einem "Guck"termin. Sie legten sich unbedingt auf ein Katerchen fest, welches ich eigentlich nicht so geeignet fand, da die Hauptstr. nicht weit weg war und der Kleine keine Straßen kannte. Aber von den besser geeigneten Babies, die Autos kannten, wollten sie keinen. Bei diesen Leuten machten wir eine Vorkontrolle in dem Sinne, dass wir darauf bestanden, die Katze direkt hinzubringen. Ich hatte die ganze Zeit ein schlechtes Bauchgefühl, als wir dann dort ankamen und der Hauseingangsbereich direkt an einer 4spurigen Hauptstr. lag, habe ich das Katerchen wieder mitgenommen.
Die Familie war stinksauer und tief enttäuscht. Ich möchte, nicht wissen, was diese Familie über unseren Verein erzählt und ich habe mich verdammt mies gefühlt. Aber es war genau das, was hier oft verurteilt wird: das Tier war mir wichtig und mein Bauchgefühl sagte mir, dieser Kater paßt nicht hierher, der überlebt kein halbes Jahr und dafür habe ich nicht die Arbeit in das Tier gesteckt. Ggf wäre auch alles gut gegangen, aber an was soll man sowas festmachen. Dieser für mich doch sehr tragischer Fall hat mir gezeigt, das ich mich in einem Interessentengespräch definitiv nicht mehr überreden lasse, wie toll es das Tier dort hat, wenn ich der Meinung bin, es könnte evtl nicht passen. Sonst muss ich jemanden das Herz brechen (diese Familie hatte auch Kinder), weil ich vor Ort sehe, und es paßt wirklich gar nicht.
3. Katzen wurden vermittelt, alles klang super, Vorkontrolle super und bei einer Nachkontrolle stellte sich raus, das die Tiere schwer misshandelt werden.
Man erlebt auch auf der anderen Seite "auf der Seite der TH/TSV, eine ganze Menge: viel positives aber leider auch oft negatives.
Wer von Euch schon mal ein Tier abgegeben hat, der weiß, wie es ist. Man kann den Leuten nur vor den Kopf schauen. Das heißt, einem bleibt nur Fragen und eine gesunde Portion Bauchgefühl! Das ist nicht wirklich viel, wenn man das Tier ins Unbekannte abgibt und oft genug ist es leider auch schon schief gegangen. Leute, ihr glaubt gar nicht, wie tragisch es ist, ein Tier total versaut oder misshandelt wieder rauszuholen. Und das rausholen ist trotz Schutzverträge gar nicht mal so einfach, da durchaus Bedrohungen, die ans Leben gehen dabei sind.
Damit will ich nicht allen TH und TS-Orgas einen Freibriefgeben, ich weiß, dass es da viele schwarze Schafe gibt. Aber das ist wie bei den Züchtern, es gibt die einen und es gibt die anderen. Man muss halt hinfahren oder telefonieren und sich ein Bild machen. Und dieses Bild kann bei 10verschiedenen Leuten 10 verschiedene Muster annehmen.
Also von daher, macht Euch Eure Bild, aber versucht auch immer mal, die andere Seite zu verstehen!
Davon abgesehen, wird für eine Züchterhund mehrere 100km gefahren, weil die Züchter im Ort sch... sind oder aber gerade kein passender Hund da ist, aber nur weil das TH/TS im Ort sch... ist oder nichts passendes da ist, sind nicht alle anderen TH/TS im 100km Umkreis auch schlecht. Dann muss man ggf halt auch dafür mal weiter fahren.
Sorry, wenn das jetzt etwas lang war, aber das musste ich jetzt doch mal los werden.
Übrigend wir suchen immer freiwillige Helfer, da ist jeder willkommen, der mit anpacken will.
Gruß
Nadine