Hallo liebe Forengemeinde,
zuerst geb ich mal einen kurzen Steckbrief damit ihr euch ne bessere Vorstellung von unserem Hund machen könnt.
Name: Gandalf
Alter: zwischen 8 und 9
Rasse: Setter/Münsterländer Mischling
Kastriert
Den kleinen haben wir jetzt seit Weihnachten 2014 also 5 Monate.
Wir haben ihn über einen Tierschutzverein Adoptiert. Er hat die letzten 8 Jahre wohl in einem Italienischem zwinger/Tierheim verbracht und dort angeblich verträglich in einem Rudel gelebt. Was er vor dieser Zeit erlebt oder gemacht hat konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen.
Vermutlich hat er sich auf der Straße durchbeissen müssen.
Wir haben ihn adoptiert da wir einer verlorenen Hundeseele noch einen schönen Lebensabend geben wollten.
Er ist von seinem Wesen her eigentlich ein sehr zutraulicher, ruhiger, freundlicher und bescheidener Zeitgenosse.
Seit wir ihn haben hat er erstaunlicherweise schon unglaubliche Fortschritte gemacht.
Wir haben ihn Stubenrein bekommen
Er hört auf seinen Namen
Er kann auch schon die ersten "Kunstückchen" wie Sitz, Platz, Bleib, Komm, Aus und Schau
Ein beachtlicher Fortschritt wenn man bedenkt, dass er sein leben lang nie in einer kleinen Menschenfamile gelebt hat.
Es gibt eigentlich nur noch ein Problem und das ist in meinen Augen aber sehr schwerwiegend und Tragisch.
Es ist nahezu unmöglich ihn mit anderen Hunden in Kontakt zu bringen da es bis auf wenige Ausnahmen auf die ich noch zurückkommen werde immer im Desaster endet!
Es spielt dabei auch kaum eine Rolle ob er einem Weibchen oder einem anderen Rüden begegnet.
Eine Begegnung bei ihm läuft in der Regel wie folgt ab.
ER zeigt interesse und geht auf den anderen Hund zu.
Beide beschnüffeln sich zuerst an der Schnauze. Soweit so gut.
Beide beschnüffeln sich GLEICHZEITIG am Hinterteil. Soweit immer noch gut.
ER versucht dann allein am Hinterteil des anderen Hundes zu schnüffeln meistens auch noch kein Problem.
Doch jetzt kommts!
Sobald der andere Hund auch nur versucht dasselbe bei ihm zu machen(Also sein Hinterteil zu beschnüffeln um seinen Ausweis zu betrachten) greift er ohne jegliches calming signal direkt an. Explosionsartig!
Leider hatte er damit warum auch immer er das tut zu 99 Prozent Erfolg, da der andere Hund logischerweise nicht damit gerechnet hatte und völlig von der Rolle fällt und total verängstigt quiekend zu seinem Frauchen/Herrchen läuft und Schutz sucht.
Das tut mir jedes mal in der Seele weh da er ja eigentlich Sozialkontakt sucht aber alle mit seinem Verhalten verprellt!
Es gibt zum Glück ein paar tolerante Hundebesitzer die er nicht gleich ebenso verprellt hat. Somit war es mir möglich zu beobachten wie es nach so einem Intermezzo weitergeht mit ihm und den anderen Hund.
Er hat so immerhin schon 3 Freundininnen gefunden mit denen er sich mehr oder weniger versteht, was heisst ich kann wenn ich auf diese Hunde treffe mir sicher sein, dass beide die Verhältnisse bereits geklärt haben und jetzt miteinander auskommen. Wenn auch sich beide eher ignorieren als gemeinsam die Gegend unsicher zu machen. Aber immerhin kann man so gemeinsam einen Spaziergang ohne Leine durchführen.
Was ich an seinem Verhalten am allerwenigsten verstehe ist: Er beherscht eigentlich alle Stufen der Deeskalationsleiter perfekt. Aber nur beim Menschen!
Also wegschauen, oder unterwürfig auf den Rücken legen, oder knurren wenn ihm was nicht passt usw.
Wieso wendet er diese Hundesprache nicht bei artgenossen an?!
Wie kann ich ihm beibringen, dass es zum natürlichen Hundebegrüßungsritual gehört sich ebenso beschnüffeln zu lassen? Er machts ja schließlich auch!
Ich hatte zum Glück neulich mal die seltene Gelegenheit ihn mit Leberwurst zu füttern während ein anderer Hund sich von hinten angenähert hat um ihn zu beschnüffeln. Ich wollte damit bei ihm eine positive Assoziation verknüpfen aber ich glaub er hat den anderen Hund garnicht bemerkt weil er mit halbgeschlossenen Augen genüsslich an der Leberwursttube rumgeschleckt hat.
Gestern ist seine Rechnung übrigens das ertemal nicht aufgegangen.
Eine Frau kam mit zwei Riesengroßen Bulldoggen entgegen wobei einer der beiden nicht angeleint war. Sie hatte eben wohl eine Leine im Wald verloren.
Ich konnte eine Begegnung nicht mehr verhindern.
Und das kleine Dummerchen hat mal wieder gemeint er müsse ohne Vorwarnung den ca. 3mal schwereren Bulldoggerich angreifen als er noch friedliebend an sein Hinterteil ran wollte. Der Bulldoggenrüde hat sich kurzerhand in seinem Hals verbissen und versucht ihn niederzuringen. Gandalf hat wie am Spieß gequiekt und ich und das andere Frauchen haben fast 5 Minuten gebraucht um ihn zu befreien. Die Dogge hat nicht abgelassen und hatte mehr Kraft als wir beide zusammen. Ich hab nur das Dumme Gefühl dass ihm selbst dieses Erlebnis keinerlei Lehre war. Mir kommt es so vor als ob er lieber sterben würde bevor er sich einem anderen Hund unterwürft. Als sei es ein Zwang?!
Mangelt es ihm an selbstbewusstsein? Denn ein selbstbewusster Hund stellt sich ja sogar auf und richtet die Rute hoch und lässt an sich schnüffeln um zu zeigen: Riech ruhig an mir. Du kannst schon wissen wer ich bin!
Ich hoffe irgendjemand hat eine Idee wie ich die Situation verbessern kann oder vielleicht dasselbe Problem schonmal gehabt oder beobachtet.
Wenn noch detailiertere Informationen benötigt werden einfach fragen. Ich hab sein gesamtes Verhalten genauestens beobachtet und analysiert.
Vielleicht versteckt sich da ja noch ein für euch hilfreicher Hinweis.
Danke schonmal im Vorraus für eventuelle Tipps
Auri und Jo