Zitat von Cattlefan
Dann ist er doch nicht deswegen Rudelführer geworden, weil er am vehementesten auf dieses Recht gepocht hat, sondern weil er sich als zuverlässig, souverän und stark erwiesen hat, seinem Rudel Schutz bietet usw.
DESWEGEN würden die anderen ihn sich satt essen lassen (wenn es denn so wäre)
Ich weiß, das wird gerne so geschrieben - aber wo ist das denn bitte so bei einer Rudelgemeinschaft, die aus Individuen zusammengestellt ist, die teilweise keine Verwandschaft zeigen?
Nehmen wir ein Löwenrudel, dort sind nie alle Individuen miteinander verwandt. Dort frisst zuerst der stärkste männliche Löwem und dann der Reihenfolge nach die durchsetzungsstarken vor den schwächeren Tieren.
Derjenige, der am vehementesten auf sein Recht pocht, ist zuerst dran - und das geht eben oftmals auch mit körperlicher oder eben geistiger Überlegenheit einher, und die hat der Mensch eben in der Regel über den Hund.
Zitat von Cattlefan
Aber dennoch ist es Blödsinn, dass ein "Rudelführer" immer als erstes ißt und die anderen erst dürfen, wenn er satt ist.
Außerdem ist es einfach völlig falsche Logic, den Effekt, den die Stellung eines "Führers" angeblich haben soll (nämlich das zuerst sattessen) als Maßnahme dar zu stellen, diese Position zu schaffen.
Wieso nicht?
Stellen wir uns vor, es wird eine neue soziale Gemeinschaft geschaffen aus Säugetieren. Immer wird sich zumindest eine primitive "Hackordnung" um Ressourcen ausbilden. Nehmen wir nun mal an, die Individuen werden zusammen in einen Raum gelassen und die erste verfügbare Ressource ist ein erhöhter Ruheplatz. Ein durchsetzungsstarkes Individuum, den anderen entweder körperlich überlegen oder von mentaler Stärke sichert sich diesen Platz und verteidigt ihn. Die anderen erkennen seine Stärke an.
Nun ist Fütterung, die anderen weichen ggf. schon direkt vor dem "dominanteren" zurück und lassen ihn kampflos zuerst fressen.
Es kann aber genauso gut auch anders herum laufen. Erst wird gefüttert und es formiert sich darüber eine Rangordnung, und dann wird ein erhöhter Liegeplatz angeboten, den die anderen schon kampflos dem deutlich überlegeneren Überlassen.
Was ich damit sagen will:
Das Leben bietet diverse Möglichkeiten, seine Überlegenheit zu demonstrieren. Wenn du deinem Hund durch Gehorsam schon deine Überlegenheit demonstiert hast, ist die Wahrscheinlichkeit hoch dass er dir das Futter kampflos überlässt. Da braucht es keinen Machtkampf am Napf.
Ist aus welchen Gründen auch immer der Hund am Napf aggressiv und lässt dich nicht heran, kannst du diese Situation nutzen um ihm zu zeigen, dass du über die Ressourcen verfügst. Verschiedene Wege führen dazu, dass der Hund dich als "Familienoberhaupt", "Führer", "Papa", wasausimmer ansieht.
Was hier als "Impulskontrolle" beschrieben wird, also das Abwarten des Hundes vor der Fütterung, ist auch nichts anderes als die Demonstration von Überlegenheit des Hundeführers, über die Ressource Futter zu entscheiden. Er frisst zwar selbst nicht, kontrolliert aber trotzdem das Futter des Sozialpartners, entscheidet darüber, wann er fressen darf. Ob ich jetzt mit dem Hund "impulskontrolle" übe indem ich ihm den Zuganz zum Napf verwehre und so Zeit verstreichen lasse zwischen "ich will fressen!" und "ich fresse!" oder es so gestalte, dass ich zuerst esse und dann der Hund, beides ist dasselbe: Der Hund hat sich zu kontrollieren, bis ICH sage, er darf nun fressen. Ob ich in der Zeit selbst esse, einen Handstand mache oder die Bibel rezitiere, ist dem Hund völlig schnuppe.