Ich möchte aus eigener Erfahrung dringend davon abraten, mit Kindern vor der Schule schon Schulinhalte zu üben, weil das Kind (vermeintlich?) hochintelligent ist. Sollte man den Eindruck haben, dass das Kind davon profitiert, in frühem Alter schon speziell gefördert zu werden, gibt es genug andere Möglichkeiten.
Damit meine ich nicht ein paar Buchstaben und Zahlen zu erkennen oder malen zu können. Damit meine ich tatsächliche Unterrichtsinhalte. Das führt nämlich leider nur dazu, dass das Kind sich in der Grundschule furchtbar langweilt und dann ganz schnell eher unterdurchschnittlich "gut" ist.
Eine Hochbegabung ist oft kein Segen für alle Beteiligten.
Es ist auch nicht jedes Kind, was in einem bestimmten Bereich Talente hat unbedingt direkt hochbegabt. Entwicklung geschieht immer unterschiedlich schnell. Manche sind ihrer Zeit voraus in Motorik, manche in Sprache, manche in logischem Denken oder Erinnerungsvermögen.
Konkrete und aussagekräftig sind daher die Tests auch erst so mit 9, 10 Jahren. Möglich sind sie auch früher. Aber sollten in dem Alter nochmal wiederholt werden um eine Hochbegabung zu bestätigen oder eben den Verdacht zu revidieren.
Alles anzeigen
Ich habe selbst ja Lehramt studiert und sträube mich aus genau diesem Grund auch davor, Schulinhalte zu vermitteln, bevor Karl in die Schule kommt. Natürlich könnte ich es, aber ich möchte es nicht. Mein Mann möchte ihm unbedingt lesen beibringen, das möchte ich aber wirklich nicht.
Ende August geht es erst einmal in den KiGa und das wird bestimmt auch keine entspannte Zeit mit ihm - sowohl die Eingewöhnung als auch die Zeit danach.
Karl ist seit gestern drei. Er ist motorisch extrem weit, sprachlich noch mehr (er spricht sehr altklug und wir werden wirklich ständig angesprochen, wie alt er ist, mit ganz ungläubigem Blick), er erinnert sich an Details aus der Vergangenheit, einfach an alles, er kann logische Zusammenhänge erfassen, bildet wenn-dann und falls-Sätze, er möchte nur Kontakt zu Erwachsenen, vor allem Berührungen von Kindern sind ganz schlimm, ihm ist immer langweilig… die Liste ist endlos. Karl spielt ja auch nicht allein, generell ist Spielen schwierig. Alles ist langweilig. Wir lesen Bücher für Grundschulkinder, hören Hörspiele, schauen auch mal eine Kinderserie, bauen zusammen Dinge und erledigen Dinge auf dem Grundstück (er sägt uns ständig irgendwas zurecht mit einer kleinen Säge), und es ist einfach anstrengend. Alles, was Kinder normalerweise mögen, geht nicht. Irgendwas erledigen, wenn er wach ist, geht nicht.
Gestern haben wir seinen Geburtstag umdisponieren müssen, weil am Umweltzentrum zu viele Leute für ihn waren, er war den ganzen Tag schlecht drauf. Da spielt natürlich auch mit rein, dass er vermutlich hochsensibel ist - so wie ich auch. Das äußert sich aber in anderen Dingen als den oben genannten.
Ich freue mich nicht darüber, dass er vermutlich sehr sehr intelligent, vielleicht sogar hochbegabt ist. Es ist so anstrengend und seit circa einem Jahr wird es immer schlimmer. Aber ich möchte ihn natürlich bestmöglich fördern, wenn es so sein sollte. Bei mir wurde da einiges versäumt in meiner Kindheit und das möchte ich für ihn nicht.
Deswegen besorge ich vermutlich ein paar Lernbücher für den Kindergarten und schaue mal, wie er das so findet. Ansonsten fördern wir sein technisches Interesse und hoffen, dass er irgendwann einen Gruppensport aufnehmen darf - dafür ist er leider noch zu jung.
Ob da Autismus oder AD(H)S mit reinspielen, wird sich zeigen. Letzteres kann ich mir in einem gewissen Umfang gut vorstellen, da ich sehr wahrscheinlich auch ADS habe. Und vielleicht auch eine leichte Form von Autismus. Nie diagnostiziert, da es als Frau ja eh sehr schwierig ist… Aber so ist die Lage…