Ja, Hunde sind keine Therapeuten, aber bei Depressionen und Einsamkeit kann ein Hund schon helfen.
Ich bin selber depressiv, war vor einiger Zeit deshalb sogar eine Zeit lang im Krankenhaus. Mittlerweile habe ich meine Depressionen im Griff (sprich: ich bringe jeden Morgen die geistige Kraft auf, aufzustehen und an meinem Leben teilzuhaben), depressive Phasen habe ich immer noch. Ich weiß daher, was Depressionen mit einem Menschen machen können.
Ein Hund kann das Leben eines Depressiven auf vielerlei Weise bereichern:
- Luft und Bewegung macht nicht nur dem Hund Spaß, sondern hilft nachgewiesenermaßen so gut wie ein leichtes Antidepressivum (ja, dafür gibt es Studien)
- Man lernt bei Gassigängen Menschen kennen, und hat sofort ein Thema über das man sich unterhalten kann. Im schlimmsten Fall wechselt man täglich ein paar Sätze, im besten Fall können sich daraus Freundschaften ergeben.
- Ein Hund hilft dir / zwingt dich deinen Alltag zu strukturieren
- ...
Und all das ist für den Hund keine Last sondern eine Freude. Ein Tier nimmt einen so an, wie man ist, ob dick oder dünn, dumm oder klug. Wenn man ihn artgerecht und gut hält, hat man mit einem Hund einen Freund auf Lebenszeit.
Natürlich sollte man sich vorher absolut sicher sein, dass man dem Hund dauerhaft ein artgerechtes Leben bieten kann. Genügend Zeit zählt da genauso zu wie die Energie, sich Wissen und Kenntnisse anzueigenen über den Umgang mit Hunden.
Aber dafür hast du ja den Thread eröffnet, um dich zu informieren und erst danach eine Entscheidung zu treffen.
Von daher sehe ich überhaupt nichts Verwerfliches, dich hier zu informieren. Dafür ist ein Forum schließlich da.
Da ich etwas ängstlich, schreckhaft und zaghaft bin, weiß ich aber nicht, ob sich ein Hund überhaupt für mich eignet, weil man ja eine laute, kräftige Stimme und Selbstvertrauen braucht, um einen Hund zu trainieren. Vielleicht könnte es aber auch helfen, mehr aus mir heraus zu kommen.
Oioioi. Das beruht auf nicht mehr zeitgemäßen Vorstellungen vom Dominanzverhalten bei der Hundeerziehung. Moderne Hundetrainer erziehen über positive Verstärkung, nicht über Alpha-Mensch-Verhalten. Ein Hund benötigt keine kräftige und laute Stimme, das ist ein Irrtum. Was er allerdings benötigt ist Konsequenz. Darf er einmal auf Sofa, darf er das immer. Muß er einmal an der Straße absitzen bevor sie überquert wird, muß er das immer.
Der Besuch einer Hundeschule könnte sowohl für dich als auch für deinen Hund eine gute Idee sein, um von einem Trainer solche Trainingsmethoden zu erlernen.
Du kannst dich aber auch mal in das Thema "Clickertraining" einlesen (als Beispiel). Oder wenn du gut Englisch kannst, empfehle ich auf YouTube die Videos des großartigen Zak George.
Was die Rassenauswahl anbetrifft:
Such nach einem Hund, der viel "Will to Please" mitbringt, also besonders leichtführig ist. Wenn du selber etwas unsicher bist, könnte ein Hund, der einen starken eigenen Kopf hat, dich überfordern. Die meisten Rassen die als Arbeitshunde gezüchtet wurden bringen das mit. Collies zum Beispiel oder Labradore, dazu die meisten Jagdhunde. (und viele mehr)
Gleichzeitig sollte der Hund glaube ich für dich nicht zu fordernd sein. Je intelligenter der Hund, desto mehr "Aufgabe" braucht der Hund (mal grob gesagt). Border Collies zum Beispiel bringen viel Will to Please mit und sind unsagbar intelligent, aber sie haben auch sehr spezielle Anforderungen an das Leben und den Halter. Deshalb werden sie oft als "Problemhunde" weggegeben und landen dann im Tierheim. Such dir lieber einen Hund, der nicht soo anstrengend ist. Dann verzeiht der Hund auch eher mal einen verschmusten Tag mit nur kurzen Gassigängen auf der Couch wenn es dir nicht gut geht. (Grippe oder so kann einen immer mal erwischen).
Was das Bellen anbetrifft: Ja, es gibt Rassen, die neigen mehr zum Bellen als andere. Von denen solltest du in einer kleinen Mietwohnung vermutlich Abstand nehmen. Aber bei den meisten Hunden kann man auch Bellen "unter Kommando" bringen.
Was du unbedingt vorher planen solltest: Was macht der Hund, während du in Vorlesungen oder später dann bei der Arbeit bist? Für kürzere Zeiträume kann ein ausgewachsener Hund natürlich allein bleiben, aber sonst benötigst du Hilfe. Familie zum Beispiel? Ansonsten gibt es wunderbare Hundetagesstätten, aber die Guten kosten jede Menge Geld und die Billigen will man dem Hund nicht antun. Darüber solltest du dir auf jeden Fall vorher Gedanken machen und dich informieren.
Kosten: Mit 150 Euro kommt man im Schnitt gut hin, solange nichts unvorhergesehenes passiert. Dafür sollte man immer eine gewisse Rücklage haben, denn Tierarztkosten können auch durch die Decke schießen. Es kommt natürlich auch auf die Größe des Tiers an.
Wo wir bei Größe sind: Guck dir in Berlin die Gesetze zum Halten von Hunden an. Bei uns in NRW muß man einen Sachkundenachweis erbringen, wenn man große Hunde (über 40 cm oder über 20 kg) halten will. Bestimmte Rassen, die als besonders gefährlich gelten, können mit weiteren Auflagen verbunden sein.
Ansonsten schau dir mal Kurzhaarcollies an. Die dürften in vielen Punkten deinen Vorstellungen entsprechen.