Hallo Allerseits!
Ich eröffne hier mal einen Thread, der selbstverständlich auch als Austausch genutzt werden kann, aber fürs Erste mal meine Erfahrung widerspiegeln soll, was (Flug-)Reisen mit Hund angeht. Vielleicht kann jemand davon ja profitieren und/oder ein paar Unsicherheiten und etwaige Unklarheiten abbauen. Ich zumindest war sehr überfordert am Anfang was den Behördenkram angeht und hätte mir mehr Informationen und persönliche Erfahrungsberichte dazu gewünscht, die nicht vorrangig aus Horrorgeschichten und genereller Ablehnung zu dem Thema bestehen. Was natürlich nicht heißen soll, dass ich anrate den Hund dreimal im Jahr auf ewig lange Interkontinentalflüge mitzunehmen
Um den nachfolgendenden Bericht für Ungeduldige aber aufs Wesentliche Runterzubrechen:
Meine Hündin hat einen ~14 Stunden Flug von Deutschland (München) nach Brasilien (Belo Horizonte) und wieder Zurück im Frachtraum ohne größere psychische und körperliche Schäden überstanden, aber es war etwas kompliziert.
Jetzt zur ausführlicheren Version mit ein paar Daten zu mir, meiner Hündin, den Grund der Reise und den Behördenkram, der mich teilweise in den Wahnsinn getrieben hat.
Wir sind beide aus Österreich. Ich besitze neben einer österreichischen auch eine brasilianische Staatsbürgerschaft und habe für vier Monate (Anfang Oktober bis Ende Januar) zusammen mit meiner Hündin meine in Brasilien lebende Mutter besucht. Es war keine Option meine Hündin Zuhause zu lassen, da es einfach zu lange war und mein Vater zu der Zeit auch eine Schulteroperation hatte, die es unmöglich gemacht hätte, dass er sie für diesen Zeitraum nimmt. Die Reise war sehr lange geplant und gut überlegt.
Meine Hündin Maya ist ein mittlerweile 4jähriger Langhaarcollie aus britischer Linie mit einem Gewicht von 22kg. Ihr Wesen würde ich als anhänglich, ruhig, etwas zurückhaltend und reserviert beschreiben. Generell ist sie ein angenehmer, gefestigter Hund, auch wenn sie natürlich ihre Spleens hat, die aber händelbar sind.
Die Dokumente für die Reise wurden in Österreich ausgestellt. Es war sehr schwer an genaue Informationen zu kommen, welche Dokumente genau notwendig sind. Die Website des Konsulats ist ein verwirrender Sauhaufen, die nicht sehr benutzerfreundlich ist und auch ein Anruf bei der Brasilianischen Botschaft in Wien war wenig hilfreich, da sich die Beamten dort nicht wirklich auskannten und es generell schwierig war, überhaupt jemand Zuständigen zu erreichen. Am Ende habe ich alle Informationen aus dem Internet, in dem Fall von der Homepage der Brasilianischen Botschaft in Frankfurt Wen es interessiert: Einreisebestimmungen für Hunde und Katzen für Deutschland nach Brasilien
Generell brauchte ich folgende Sachen für die Ausreise:
- Eine Internationale Zoologische-Sanitarische Bescheininung (CZI), die vom Amtstierarzt ausgefüllt werden muss
- Eine für den Zeitraum gültige Tollwutimpfung
- Eine nach IATA ( International Air Transport Association) Bestimmungen zugelassende Transportbox in passender Größe
Optional:
- Eine Serologische Untersuchung zur Bestimmung von Tollwutantikörpern für die Wiedereinreise nach Europa
Gerade die Tollwut-Titerbestimmung kann ich nur empfehlen unbedingt bereits vor der Abreise beim Tierarzt des Vertrauens machen zu lassen! Im Ausland ein Labor zu finden, das auch für Europa zugelassen ist, ist extrem schwierig und zeitaufwändig, wenn man die Sprache nicht fließend beherrscht und keine Ahnung hat, wo man sich erkundigen kann. Gerade Brasilien ist wahnsinnig kompliziert was Behördensachen angeht!
Zusätzlich rate ich dringend(!) an, die Reise durch ein Reisebüro zu planen, die sich um die Anmeldung des Hundes und bei etwaigen Fragen beim Abflugsflughafen direkt kümmern. Der Hund muss mindestens drei Tage vorher am Flughafen angemeldet werden, um sicherzugehen dass genug Platz ist, vor allem wenn der Hund in den Frachtraum muss. Wichtig ist ebenfalls, weshalb ich nur nochmal empfehlen kann dies mit einem Reisebüro zu planen, die Transportbestimmungen der jeweiligen Fluglinie genau zu studieren. Dies kann je nach Anbieter variieren. Bei mir galten die Bestimmungen der Fluglinie TAP.
Ich war da auch sehr paranoid und habe wirklich ALLES genau und dreifach mit hilfe meiner Reisebüroberaterin abklären lassen mit Bestätigung per E-Mail, damit absolut nichts schiefgeht!
Gleich vorwarnen kann ich auch, dass Flugreisen mit (mittelgroßen) Hund sehr kostenintensiv sind. Allein der Transport (bei der TAP: Hunde, deren Gewicht mit Box nicht über 32kg überschreitet) für eine Strecke hat 230€ gekostet und die Titerbestimmung hat sich auch bei ~170€ bewegt. Dazu musste ich die Tollwutimpfung zusätzlich auffrischen, damit sie für die Zeit gültig ist und die passende Transportbox kaufen, die bei 150€ lag.
Plant zusätzlich am Flughafen wirklich genug Zeit ein für den Check-In. Verlasst euch niemals darauf, dass das Flughafenpersonal wirklich zu 100% Bescheid weiß was die Details beim Haustiertransport angeht, gerade bei so langen Interkontinentalflügen! Füllt den Wassernapf, bevor euer Hund abgeholt wird, weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie auch bei so ewig langen Flügen nicht zusätzlich versorgt wird! Euer Hund wird sehr wahrscheinlich wahnsinnig viel Durst haben, also packt euch ins Handgepäck einen Napf und eine Flasche Wasser, damit er sofort trinken kann.
Es besteht die Möglichkeit, dass ihr eurem Hund Beruhigungsmittel vor dem Abflug geben könnt, aber ich habe mich zusammen mit meinem Tierarzt, der meine Hündin sehr gut einschätzen kann, dagegen entschieden, da wir der Überzeugung waren dass sie mental die Reise gut wegstecken wird. Ich rate generell auch davon ab, einfach weil niemand den Hund im Frachtraum beobachtet um sicherzugehen dass sie es gut verträgt.
Ich habe meine Hündin einen Tag vor dem Abflug auf Anraten meines Tierarztes nüchtern gelassen, um zu verhindern, dass sie sich in der Transportbox entleeren muss und sichergegangen, dass sie noch am umliegendenden Flughafengelände Pipi macht. Bei so langen Flügen ist es aber sehr wahrscheinlich, dass sie in die Box pinkelt. Deshalb wirklich ausreichend saugfähige Unterlagen in die Box packen, damit sich der Hund nicht unwohl fühlen muss.
Nur damit ihr vorbereitet seid: Ihr seht den Hund erst am Zielflughafen wieder. Ich musste in Portugal umsteigen, hatte also auch da keine Möglichkeit meine Hündin zu sehen oder mich nach ihr zu erkundigen. Ihr müsst wirklich viel Vertrauen in den Prozess haben, dass alles gut geht. Sonst werdet ihr wahnsinnig!
Was ihr aber machen könnt und meiner Meinung nach solltet ist bei der Stewardess im Flugzeug explizit nachzufragen, ob euer Hund ebenfalls an Bord geladen wurde. Mir hat es zumindest Sicherheit gegeben zu wissen, dass mein Hund nicht gerade irgendwo auf dem Weg nach Mumbai ist
Wo ihr den Hund am Zielflughafen abholen müsst, kann je nach Land auch verschieden sein. Bei meiner Rückkehr musste ich meine Hündin beim Zoll (?) abholen, in Brasilien stand sie mitsamt Käfig einfach zusammen mit Surfbrettern, Gitarrenkoffern und Golfbags neben dem Rollband von den Koffern, wo sie gefühlt jeder hätte mitnehmen können
Die Ausreise war trotz allem um einiges leichter als die Wiedereinreise, das kann ich euch sagen. Sollte da ebenfalls ein Erfahrungsbericht gewünscht sein, kann ich mich da gern nochmal extra dransetzen. Aber vielleicht hilft dieser Erfahrungsbericht mal etwas.