Jetzt ist definitiv zu spät, vergiss das. Auch CDs, Videos usw. dürften nur bei wenigen Hunden irgendwas bringen. Ich bin auch nicht sicher, ob Desensibilisierung überhaupt funktioniert, bei uns war es eher ein "besser mit der Panik umgehen lernen". Und das hat so ca. 4-5 Jahre gedauert, deswegen ist es jetzt auch definitiv zu spät um irgendetwas auszurichten.
Mein Hund reagiert(e) bei Silvesterknallern und auch bei Gewittern absolut panisch, die ist dann überhaupt nicht mehr ansprechbar und völlig kopflos. Futter wird nicht wahrgenommen (sonst absolut verfressen) und sie will eigentlich einfach nur wegrennen oder in irgendeinem Mauseloch verschwinden. Sie ist dann so weggetreten, dass sie nichtmal mitbekommt, wenn man ihr versehentlich auf die Pfoten tritt oder so.
Ich kopiere dir mal was rein, was ich mal in einem anderen Forum über meinen Silvester/Gewitter-Paniker geschrieben habe:
2008 hab ich Buxi im Sommer bekommen, da war sie vierjährig. Dass sie bei Gewitter Angst hat, wusste ich, aber diesen Sommer war sie eh noch an der Schleppleine. Dass Sylvester so schlimm werden würde, damit hatte ich allerdings nicht gerechnet. Wir waren da auch leider mitten in Frankfurt, also nun wirklich nicht der ideale Ort fürs erste Sylvester mit Ersthund, der auch noch Angst hat. Es war die Hölle, Hund hat die ganze Zeit zitternd unterm Bett verbracht, an draußen lösen war über 2 Tage nicht zu denken und ich war fertig mit den Nerven.
2009 waren wir in irgendeinem Kaff, das war deutlich besser, weil da einfach nichts los war. 1 Stunde Angst im Vergleich zu 48 Stunden dauerhafte Panik.
2010 war der Sommer, wo wir extreme Probleme mit der Gewitterangst hatten. Zum Gassigehen musste ich den Hund unter dem Bett hervorziehen, sie hatte vormittags schon Angst vor dem Gewitter, das abends kam. Im Wasser planschen wollte sie nicht,
obwohl sie sonst eine Wasserratte ist, spielen wollte sie nicht,herumschnüffeln wollte sie nicht, Futter wollte sie nicht, sie wollte einfach nur nach Hause und unter dem Bett verschwinden. Den ganzen Sommer lang war mit dem Hund absolut nichts anzufangen. Auch diesen Sommer haben wir irgendwie überstanden und Sylvester waren wir in Münster, diesmal mit Medikament. Es hat geholfen, sie war zumindest drinnen etwas entspannter. Als wir zum Pinkeln irgendwann rausgehen wollten,
hatte es schon nachgelassen und leider knallte es dann auch noch ganz nahe bei uns. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie die Hauswand hochgegangen.
2011 waren wir im Frühjahr auf einem Wochenseminar und haben einiges gelernt. Der Sommer war mit wenig Gewittern gesegnet und Sylvester waren wir in Hamburg, im Keller. War nicht perfekt, aber erträglich und Lösen im Garten war möglich.
Die Tage vor und nach Sylvester gab es dann halt auch immer wieder Stress, weil sie draußen Angst hatte und von Spazierengehen eigentlich so gar nichts wissen wollte.
2012 waren wir Sylvester wieder in Hamburg, diesmal nicht im Keller. Endlich, endlich waren wir soweit, dass sie bis um Mitternacht einfach in ihrer Box schlafen konnte. Ab Mitternacht wars vorbei mit der Ruhe, ich hab mich dann zu ihr gesetzt und nach ungefähr zwei Stunden wars auch gut und drinnen war sie wieder ziemlich entspannt. Draußen hatte sie Angst, aber sie war ansprechbar, Lösen war möglich.
Während dieser Zeit habe ich mich halt auch über einiges informiert und viel nachgelesen. Rescuetropfen bzw. Globuli brachten keine Veränderung, ein anderes Homöopathikum auch nicht. Zylkene und diese Stecker, deren Name mir gerade nicht einfällt, habe ich nie probiert, weil ich oft gelesen hatte, dass es auch nichts hilft. Mit Konditionierung (Stichwort: Entspannungsignal) kann ich persönlich wenig anfangen. Eine Geräusch-CD hatte ich erwogen, aber auch hier überwiegen die Negativberichte und auf Gewitter/Feuerwerk im Fernsehen bzw. aus dem PC reagiert mein Hund absolut gar nicht. Das Medikament wie in 2010 wäre natürlich eine Option, aber ich möchte den Hund nicht jedes Jahr mit sowas versorgen, zumal wir das Problem ja auch im Sommer mit Gewitter haben.
Was letztendlich ausschlaggebend war, weiß ich gar nicht so genau. Sicher, ich bin wesentlich entspannter geworden und das Vertrauensverhältnis ist insgesamt in der Zeit enorm gewachsen. Wir haben ein wenig T-Touch gemacht, aber auch das liegt mir nicht so. Die Körperbandagen hatten wir allerdings eine Zeitlang im Einsatz und kurzzeitig ein Thundershirt.
Longieren war auch noch ein Ansatz, der uns insgesamt weitergebracht hatte, auch wenn wir es nicht mehr regelmäßig machen.
Luftballons hatte ich auch, ich habe Leckerlis reingefüllt und sie durfte dann die Ballons kaputtmachen um daran zu kommen. Das war nach kürzester Zeit gar kein Problem mehr. Dann bin ich eine Zeitlang mit Knallerbsen spazierengegangen, aber auch davon war ich nicht so ganz überzeugt.
Für sie ist das Laufen in solchen Angstsituationen sehr wichtig. Was ich heute bei Gewitter bzw. danach ganz gerne mache, ist, den Hund eine Runde am Fahrrad richtig rennen zu lassen, so kann sie ihren Stress ablaufen und ist hinterher deutlich ruhiger. Allerdings ist es mir im Dezember/Januar auf dem Rad oft einfach zu kalt, wobei ich das in den letzten zwei Jahren um Silvester rum durchaus gemacht habe. Mittlerweile kann ich sie auch frei am Rad rennen lassen und dieses Rennen tut ihr richtig gut.
Ich versuche auch immer den ersten Impuls = Wegrennen zu unterbrechen, indem ich einfach kurz stehenbleibe. Wenn sie dann ihren Kopf so halbwegs wiedergefunden hat, können wir gerne den Rückweg nach Hause antreten, aber ich lasse mich nicht mehr nach Hause zerren. Das geht so allerdings nur in Nicht-Akut-Situationen, aber es wird weiterhin besser.
Im Freilauf muss ich halt rechtzeitig reagieren und wenn sie Angst bekommt, sicherheitshalber anleinen. Um Silvester rum bleibt die Leine eh dran.
Finde heraus, was für deinen Hund in solchen Situationen wichtig ist und ihm hilft. Bei meiner war es das Laufen, bei dir kann es wieder anders aussehen.
TTouch und therapeutisches Longieren wären auch noch Ansatzpunkte. In der Anfangszeit würde ich aber auch einen vernünftigen Medikamenteneinsatz nicht verteufeln. Ansonsten mit gaaaaaaaaanz viel Ruhe und Geduld arbeiten (das fiel mir furchtbar schwer, ich bin in der Hinsicht kein geduldiger und ruhiger Mensch). Abgesehen davon warte ich ein bisschen darauf, dass sie im Alter taub wird, denn vollständig ablegen wird sie diese Angst wohl nie.
Was hab ich mir in den ersten Jahren Gedanken gemacht. Mir wesentlich weniger Gedanken darüber zu machen, war wohl auch ein wichtiger Schritt in der ganzen Geschichte. Aber auch das dauert eben.
Und wenn dein Hund nur ansatzweise mal Tendenzen zum Rückwärtsziehen zeigt, in den entsprechenden Zeiträumen nur absolut gesichert rausgehen.