Beiträge von Wanchan

    Wenn die Dame im Bio-Laden fragt:"Wieder für den Hund?" Ja sicher, für mich selbst muss es Obst und Gemüse ausm Supermarkt tun. Manchmal fällt mir schon selber auf, wie verstörend sich das anhört. Ich möchte nicht wissen, was andere Leute denken.

    Das kenne ich nur zu gut. Meine Mutter holte das Fleisch für unseren Yorkie immer beim Bio-Metzger. Das sah so lecker aus, dass ich sie bat, mal auch was für uns dort einzukaufen.
    Antwort meiner Mutter: "Wozu das denn, ihr esst doch sowieso alles, der Hund möchte aber nichts anderes!"

    Bei Menschen stimme ich PodpLoco voll zu, aber wie mag das bei Hunden sein?


    Wir Menschen werden irgendwann selbständig, streben Unabhängigkeit an und sind auch meist in der Lage, diese Ziele zu erreichen. Und das ist sicher mit einer der Gründe, warum Menschen auch so leiden, wenn sie dement werden, denn genau diese Dinge sind dann nicht mehr da.


    Bei Hunden wäre ja das Streben nach Unabhängigkeit nahezu fatal, weil sie kaum ohne uns, ihren Rudel, überleben könnten. Das bedeutet, selbst im nichtdementen Zustand sind sie schon sehr viel abhängiger von uns und haben sicher kein schlechtes Gewissen deswegen. Angst oder Unsicherheit sind mit Sicherheit da, wenn sie dement werden; aber anders als Menschen sind sie auch gewohnt, dass wir ihnen ohnehin beistehen und sie notfalls auch aus der Situation retten. D.h. können sie nicht schon mal sehr viel besser Hilfe zulassen als Menschen?

    Liv hat recht, mit anderen einen Plan für den Notfall aufzustellen ist psychisch eine grosse Entlastung.


    Meine erste Eurasierin wurde auch im Alter dement, es begann damit, dass sie mich beim Gassigehen für einen Moment nicht mehr erkannte oder nicht mehr wusste, wo sie sich befand. Später hat sie sich sogar so weit von mir abgesondert, dass sie sich im Garten eine eigene Höhle gegraben und nur dort geschlafen hat. Ins Haus wollte sie gar nicht mehr, höchstens in den Wintergarten, wenn es allzu sehr geregnet hatte. Tagsüber lief sie irrend im Garten herum oder schlief, manchmal bellte sie stundenlang ohne ersichtlichem Grund. Aber ihrer ganz wenigen lichten Momente wegen, wo sie sich über mich und den Katzen gefreut hatte, habe ich sie einfach nicht einschläfern lassen können.


    Aber auch ich hatte im Kopf immer wieder Szenario und Plan durchgespielt, was zu tun wäre, falls es so weit war - meine besten Freunde wussten alle Bescheid und waren bereit zu helfen, was mir damals sehr geholfen hatte.


    Letztlich bekam der Hund dann einen Schlaganfall und konnte sich nicht mehr erheben, was der direkte Grund für die Euthanasie war.


    Was ich damals gelernt habe: Dass es bei der Pflege von Demenzkranken leider nicht ausreicht, wenn man an deren Stelle ans Essen oder an die Hygiene denkt, sondern sich auch mit der Art und dem Zeitpunkt des Sterbens auseinandersetzen muss, weil der Kranke das nicht kann. So stirbt leider der Hund mehrmals in unserer Vorstellung, bevor er wirklich von uns geht, weil wir für jeden Fall gewappnet sein wollen. Das ist furchtbar und tut schrecklich weh, ich aber halte das für sehr wichtig, um im entscheidenden Moment wirklich loslassen zu können.


    Vielleicht solltest du mal deiner Mutter das erklären und mit ihr darüber sprechen, dass, egal, wie Luna letztlich gehen wird, es wichtig für sie ist, dass gerade der geliebte Mensch weiss, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist - und sich schon Gedanken darüber gemacht hat, ohne sich abzuwenden. Der Hund ist uns immer treu; aber ob wir dem Hund auch treu sind, bewahrheitet sich vor allem am dessen Ende - so meine Meinung.

    Noch vor einigen Monaten habe ich nach einem Hund gesucht und hatte Kontakte zu vielen Besitzern und Tierheimen.


    Es war erstaunlich, wie sehr sie sich zum Thema Abgabe unterschieden: Da gab es welche, die offenbar keine weitere Minute mehr mit dem Hund verbringen wollten (Extremfall: Abends um 19 Uhr telefoniert - "holen Sie ihn noch heute ab?"), aber auch welche, die sich gar nicht von dem Hund loslösen konnten (erst 1 Monat lang mehrmals in der Woche Gassigehen, und nach Abgabe mindestens einmal in der Woche Vorbesitzer besuchen mit dem Hund).


    Zwar habe ich mich für Bella entschieden, weil ich mich einfach in sie verguckt habe, aber auch, weil die Vorbesitzer toll waren. Eigentlich wollte ich die 6 Stunden Autofahrt auf mich nehmen, um sie kennenzulernen, aber statt dessen ist die ganze Familie zu mir gekommen, weil sie sich mich und mein Haus anschauen wollte. Was ich auch sehr vernünftig fand: Schliesslich kann ja jeder sagen, dass er ein Haus mit Garten oder keine Kinder hat. Ich fühlte mich keineswegs gekränkt oder genervt, im Gegenteil, ich war regelrecht begeistert, dass den Leuten ihr Hund so viel wert war, um extra von so weit her zu kommen.
    Es wurde vor dem Treffen gar nicht davon gesprochen, ob Bella dann hierbleibt oder nicht, alles wurde offengelassen, und hätten die Leute darauf bestanden, dass ich trotzdem den Hund bei ihnen abholen sollte, so wäre auch das kein Problem gewesen.


    Fazit: Ich finde es schon wichtig, dass man auch als Käufer merkt, wie wichtig der Hund für den Vorbesitzer war, denn auch manch "schweren Herzens..." in Anzeigen sind genauso zu misstrauen wie potenzielle Käufer mit angeblichen Idealbedingungen.