Macht es in Zeiten in denen die Lebensmittelpreise steigen bzw. nach wie vor Menschen Hungern Sinn?
Ich denke durchaus. Wir werden uns wohl damit abfinden müssen, dass fossille Ressourcen endlich sind. Und wir leben in einer Zeit, die besser nicht sein könnte, denn wir verfeuern das, was eine sehr lange Zeit gebraucht hat, um zu entstehen, in einer relativ kurzen Zeit. Ich sehe darin eine Möglichkeit, allerdings wird sich langfristig etwas am Konsumverhalten ändern müssen.
Bevor wir uns Gedanken darüber machen sollten, ob Bioplastik den Welthunger verschlimmert bzw. verschlimmern könnte, sollten wir darüber nachdenken, was wir ansonsten alles tun, das sich dort derzeit auswirkt. Solange Nationen andere zwingen, Freihandelsabkommen abzuschließen, weil andernfalls Entwicklungsgelder wegfallen könnten, nur damit wir unseren subventionierten Lebensmittel auf diesen Märkten verkaufen können, dort die Landwirtschaft zerstören, weil u.a. Hühnerkleinteile aus der EU 50Ct. kosten, der ansässige Hühnerlandwirt für ein Huhn aber 5Doller benötigt, Konzerne durch Konsum unterstützen, die den Menschen in den ärmsten Ländern wortwörtlich das Trinkwasser verwehren und nicht mal langsam damit aufgehört wird, immer mehr Fleisch zu konsumieren, Fleisch von Vieh, dass ohne Soja aus Südamerika nicht ernährt werden kann, weil man hier so viel Viehfutter gar nicht anbauen könnte - ja so lange dürfte das Bioplastik wirklich eine untergeordnete Rolle spielen. Beim Bioplastik sehe ich zumindest irgendwie einen Sinn, wohingegen der Rest wirklich "unnötig" ist.
Zudem ist die verringerte Anbaufläche eben nur ein Problemfaktor hinsichtl. Welthunger und steigender Lebensmittelpreise. Dazu kommen:
- wachsende Kaufkraft und Anstieg der Nachfrage nach veredelten Produkten(Fleisch, Milchprodukte) insbesondere im asiatischen Raum (China, Indien)
- steigende Produktionskosten in der Landwirtschaft
- andauernder Nutzflächenverlust für Siedlungs- und Infrastrukturzwecke sowie für Kompensationsmaßnahmen nach Naturschutzrecht
- historisch niedrige Weltgetreidevorräte
- Handelsbeschränkungen
- politische Instabilitäten in bestimmten Weltregionen
- spekulative Investments in Agrarrohstoffe
Welternährungskrisen basieren nicht in erster Linie auf einer zu geringen Nahrungsmittelproduktion auf der Welt, sondern insbes. auf Armut und fehlender Kaufkraft.