Gefunden und für gut befunden :)
Man ersetze das Wort Goldi, durch Retriever allgemein
Golden Retriever ein Engel auf 4 Pfoten
Spätestens seit der
Chappi-Werbung der 80er Jahre, in der ein blonder Hund elegant über
einen Graben springt, ist der Golden Retriever als eine der beliebtesten
Rassen in viele Familien eingezogen. Leider wusste vorher keiner, was
er sich damit antut.
Schon als Welpe beeindruckt der Goldie mit
seinem niedlichen Aussehen. Große dunkle Knopfaugen, freundlicher Blick,
lächelnder Gesichtsausdruck, umrahmt von weichem Fell sind neben dem
unbeholfenen Gang die erste Strategie, die der Goldie anwendet, um sich
in das Herz des Besitzers zu schleichen und die jegliche spätere
Versuche einer strengen Erziehung von vornherein zunichte macht. Das
Heimtückische dabei ist, dass beim Goldie diese optischen Attribute ein
Leben lang anhalten.
Bereits in jungen Jahren beweist der Goldie eine als "will to please"
(=
gefallen wollen) missverstandene besondere Eigenschaft. Meist wird
diese als bereitwillige Kooperation mit dem Menschen definiert. In
Wahrheit geht es nur darum, jeglichem Stress erzieherischer Maßnahmen
aus dem Weg zu gehen und dem Besitzer entweder das scheinbare Gefühl von
Autorität zu geben oder eine Belohnung für sein Tun zu kassieren. So
wirft sich der Goldie mit geradezu schauspielerischer Theatralik und
Begeisterung in jede erdenkliche Position, egal, ob diese von ihm
verlangt wurde oder nicht. So erlebt man nicht selten, dass der Goldie
beim reinen Augenkontakt mit seinem Menschen die Sitz-Position einnimmt,
sich sofort danach ins Platz wirft, um in einem fließenden Übergang
wieder ins Sitz zu gehen, bevor er am Ende eine Rolle macht. Ganz extrem
zeigt sich dieses Verhalten in Erwartung von etwas Essbarem.
Überhaupt ist der Goldie äußerst empfänglich für alles Essbare, wobei er
den Unterschied zwischen essbar und genießbar nicht kennt. Auch mit
Verpackung hält sich der Goldie nicht auf. Nicht selten findet man
deshalb in seinem Kot Alupapier, Kunstgras vom letzten Osternest oder
Ü-Ei-Figuren. Für das Zusammenleben mit Menschen bedeutet dies, dass
alles, was auch nur entfernt als essbar gelten könnte, unerreichbar
weggeräumt werden sollte. Dabei muss das Katzenklo ebenso bedacht werden
wie die Mülltonne, Zuckerkringel am Weihnachtsbaum oder der gelbe Sack
im Keller, bei dem die Verteilung des Inhalts im gesamten Haus für den
Goldie eine besondere Freizeitbeschäftigung ist.
Ebenso zeichnet den
Goldie eine schier unglaubliche Penetranz aus, wenn es darum geht, der
zu Tisch versammelten Familie sein Hungergefühl deutlich zu machen.
Üblicherweise beginnt das Prozedere mit einem hypnotischen Blick aus der
Ferne. Fortgeschrittene Exemplare beginnen jedoch gleich mit der
Schnauze auf einem der anwesenden Oberschenkel. Schritt 3 ist ein
unterschwelliges Schmatzen, begleitet von verstärktem Speichelfluss (ja,
die Schnauze liegt noch auf dem Schenkel) und einem deutlich hörbaren
Grunzgeräusch. Spätestens jetzt gibt der verzweifelte Mensch nach und
der Goldie hat eine weitere Bestätigung seiner Strategie. Das Ganze
endet üblicherweise mit dem Kopf des Hundes in der offenen Spülmaschine,
um auch die letzten Reste zu vertilgen.
Sollte jemand bis hierher
den Eindruck haben, dass es im Leben eines Goldie weitgehend ums Fressen
geht, dann hat er recht. Auch beim Spaziergang lässt der Goldie keine
Gelegenheit aus, sich an Obst, Gemüse, unachtsam weggeworfenen
Wurstbroten oder Aas sowie menschlichen und tierischen Exkrementen
gütlich zu tun.
Wenn Ihr Goldie Sie dann Stunden später in einem
entspannten Moment anrülpst, können Sie mit ihren Kindern ein lustiges
Ratespiel machen, ob das nun der Geruch von verwestem Eichhörnchen,
Misthaufen oder Menschenkacke ist.
Wenn Ihrem Goldie ausnahmsweise
einmal nicht gerade nach Fressen oder Nahrungssuche zumute ist, nutzt er
die oben genannten Objekte, um sich darin zu wälzen und ihren Geruch
über den ganzen Körper aufzunehmen. Dabei bevorzugt er jedoch die
letztgenannten: Aas und Exkremente. Achten Sie beim Gassigehen also
stets auf die Körpersprache des Hundes: sobald er zielstrebig in eine
Richtung läuft, stehen bleibt und sich mit dem Schulterblatt voraus
Richtung Boden bewegt, können Sie sicher sein, dass es bereits zu spät
ist.
Dass Golden Retriever hervorragende Schwimmer sind und das
Wasser lieben, macht die Sache nicht besser. Denn Wasser ist Wasser, und
der Goldie unterscheidet nicht zwischen einem klaren Gebirgsbach und
einer stinkenden Pfütze aus abgestandenem Regenwasser, Matsch und Gülle.
Somit sollten Sie zuhause stets einen Schlauch zum Reinigen greifbar
haben, was jedoch nur oberflächlich hilft, denn nach seinen Eskapaden
stinkt der Goldie trotz Reinigung über Tage hinweg wie eine ganze
Büffelherde.
Besonders hervorzuheben wäre noch das überaus
freundliche Wesen des Goldie. Dieses darf nicht unterschätzt werden,
denn für die Praxis bedeutet dies, dass der Goldie everybody's darling
sein möchte und das auch deutlich zeigt. So manchen Halter hat es schon
in die Bredouille gebracht, wenn sein Goldie freudig bellend auf
wildfremde Menschen zurennt, um begeistert die Grundlage einer
wunderbaren Freundschaft fürs Leben zu schaffen. Dabei ist es
unerheblich, ob die betreffende Person Angst, Wut oder Freude zeigt,
denn die Tatsache, dass überhaupt eine Reaktion kommt, bestätigt den
Goldie in seinen gut gemeinten Absichten. Daher ist er auch zum Schutz
von Haus und Hof keinesfalls geeignet. Der Goldie würde jeden Einbrecher
freundlich empfangen und ihm sogar beim Tragen helfen, sofern es dafür
ein nettes Wort oder womöglich ein Leckerli gibt. Genauso verhält er
sich gegenüber Artgenossen. Auch diese möchte er am liebsten alle in
sein großes Herz schließen. Stößt er dabei auf Widerstand, versucht er
durch unterwürfige Gesten sein Freundschaftsangebot zu unterstreichen
und kann nicht nachvollziehen, dass die Welt nicht nur aus
Schmetterlingen, rosa Einhörnern und "wir haben uns alle lieb" besteht.
Wer nun glaubt, hier ist nur von Welpen oder Junghunden die Rede, der
täuscht sich gewaltig. Der Golden Retriever behält all diese
Eigenschaften bis ins hohe Alter bei und würde für Fressen oder
Zuneigung selbst das Sterbebett nochmals für einen letzten Keks und eine
letzte Streicheleinheit verlassen.
Überlegen Sie sich also gut, ob Sie sich dieses Chaos antun wollen, denn es beginnt am ersten Tag und endet erst am letzten.
Can you handle it?