Ich persönlich würde dieses Freilaufverhalten ehrlich gesagt nicht hinnehmen. Das ist Stress pur für den Hund.
Natürlich gehört das gesundheitlich abgeklärt, denn normal ist das nicht mehr. Aber der derzeitige Status ist ja nunmal der, dass die Hündin sehr reizoffen ist und sich quasi sofort ins Nirvana schießt, wenn sie mal frei laufen darf. Wie
@Lockenwolf das vorgeschlagen hat, nämlich immer das gleiche eingezäunte Gelände ohne Menschen und Hunde - das fände ich vertretbar, weil da nach einiger Zeit zumindest die Chance besteht, dass ein Gewöhnungseffekt eintritt und die Hündin auch mal ruhiger reagiert.
Im Moment hat die Hündin - aus welchen Gründen auch immer - offenbar überhaupt keinen Reizfilter und scheint stark drauf angewiesen zu sein, dass ihr Mensch sie da "an die Hand nimmt". Solche Hunde sind gern mal geistig völlig überreizt und gaga, bevor sie auch nur annähernd körperlich ausgelastet sind. Mein Stresskeks - der nie auch nur annähernd so schlimm war wie die Schilderungen, die ich hier lese - hat eine Weile keine Spaziergänge vertragen, die länger als eine halbe bis dreiviertel Stunde gewesen wären. Und das war dann nicht Freilauf pur... ohne Leine war er nämlich oft genug nach zehn Minuten kaum noch ansprechbar. Mir tat das auch wahnsinnig Leid, weil junger Hund und so. Aber er hat halt auch nichts davon, wenn er geistig völlig out of order ist. Die Stresshormone, die dabei ausgeschüttet werden, brauchen ja auch einfach eine ganze Weile, bis sie wieder abgebaut sind. Und offenbar wurde das hier ja auch schon ausprobiert, mit dem Ergebnis, dass die Hündin tagelang zu nichts mehr zu gebrauchen ist, wenn sie diese Form des Freilaufs bekommt.
Wäre diese Hündin meine, würde ich
1. gesundheitliche Abklärung in die Wege leiten (am besten mit einem verhaltenstherapeutisch geschulten Tierarzt)
2. gucken, ob ich ihr die körperliche Auslastung auf dem immer gleichen Gelände ermöglichen kann, ohne dass sie wieder tagelang neben der Spur ist (wegen eines Geländes kann man evtl. auch mal bei Hundeschulen/-vereinen anfragen, ob man das Gelände außerhalb der Trainingszeit nutzen darf)
3. kurze Spaziergänge an kurzer Leine zum Lösen und bei so wenig Außenreizen wie möglich (da auf Wahl der Gassistrecke, Uhrzeiten etc. achten)
Übrigens, sollte das mit dem immer gleichen Gelände nicht den gewünschten Erfolg bringen - körperliche Auslastung ohne geistiges Hohldrehen - würde ich mich einige Wochen wirklich nur mit Leinenspaziergängen begnügen. Klar ist das nicht schön für so einen jungen Hund, aber im Moment ist da irgendwo ne Schieflage drin. Wenn die "Schieflage" ein gebrochenes Bein wäre, dürfte sie auch eine Weile nicht flitzen. Es ist ein bisschen die Wahl zwischen Pest und Cholera, aber wenn es geistig so schnell kippt, ist ihr halt mit "Beine strecken" auch nicht geholfen.
Für die Hündin und ihre Menschen wünsche ich jedenfalls alles Gute. Ich kann mir vorstellen, wie anstrengend und stressig das für alle Beteiligten ist.