Beiträge von Jadra

    Hach, wenn man das hier so liest, fühlt man sich doch gleich viel besser. Wir sind dann scheinbar nicht allein mit der Spinnerphase xD Vielleicht liegt's am Wetter?
    Marley war in der Hundeschule die Woche schon richtig blöd drauf, größtenteils sehr unkonzentriert und hibbelig und immer wieder die Stinkekralle ausgepackt. Dann hat überraschend manches doch ganz gut funktioniert und fünf Minuten später war er wieder völlig abgelenkt. Wenn man ihn da rausholen wollte, hat er gepöbelt und in die Leine gebissen. Das macht er sonst ausgesprochen selten.


    Heute waren wir dann am See spazieren und wollten ihm mal wieder so richtig schön Freilauf gönnen. Pustekuchen! Wer den Rückruf so konsequent ignoriert und so absolut nicht bereit ist, ein bisschen mitzuarbeiten, bleibt halt an der Schlepp! Manches ging auch da wieder ganz gut, aber er hat sich schon ziemlich für alles andere mehr interessiert. Immerhin ist er ganz gut an der Leine gelaufen, hat sich richtig weit ins Wasser getraut (der kleine Schisser xD ) und konnte sich sogar nach einiger Zeit zu uns legen, als wir eine Pause gemacht haben. Als wir aufstanden, blieb er sogar noch liegen und guckte, ob wir wirklich weitergehen. Das fand ich sehr schön, wo er doch sonst gerade draußen kaum mal ansatzweise zur Ruhe gekommen ist. Was mir auch gut gefällt ist, dass ich den Eindruck hab, das pubertierende Hundehirn schaltet sich beim Anblick von fremden Menschen nicht mehr so extrem aus. Wir kommen ja schon seit einiger Zeit relativ gut an anderen Leuten vorbei, aber oft war es von ihm so ein "bloß weg hier!" Mittlerweile habe ich den Eindruck, er guckt genauer hin, und manchmal sieht man quasi die Zahnrädchen arbeiten, wenn er feststellt, dass die Leute ja schon wieder nichts von ihm wollen und ihn gar nicht auffressen :gut: Wenn er da so weitermacht, kann ich auch mit den Pubertätsschüben leben. Wobei die natürlich auch echt nervig sind, aber ich glaube, immer noch besser als mit der Angst zu kämpfen.

    @Lucy1987: Wenn der Kennel groß genug ist, dass dein Hund sich bequem hinlegen, umdrehen und stehen kann, sehe ich eigentlich kein Problem darin, ihn für diese relativ überschaubare Zeit dort drinnen zu lassen. Ihr seid sicher nicht die einzigen, die das so machen; es ist allemal besser, als wenn der Hund sich ernsthaft verletzt. Ich kann aber auch verstehen, dass du den Kennel gern irgendwann wieder weglassen würdest. Ich glaube, ich würde es ganz kleinschrittig üben, wenn er frei im Raum sein darf, ähnlich wie bei einem Welpen. Immer nur ganz kurz raus und gleich wieder rein. Ansonsten würde ich verhindern, dass er dir im Haus ständig folgen kann. Scheinbar kann er es ja grundsätzlich aushalten, wenn du mal nicht im gleichen Raum bist (Stichwort Wäsche aufhängen). Manchmal hilft es, den Hund schon im Alltag zu begrenzen.
    Ansonsten kommen aber bestimmt auch noch einige Tipps von anderen :smile:


    Ich hab hier seit einiger Zeit nichts mehr über uns geschrieben, weil ich frustriert war. Ich hatte ja schon erwähnt, dass Marley wieder anfing, beim Alleinesein rumzukaspern, mal probeweise zu jaulen etc. Tja, kurz nach diesem Bericht war Ruhe. Ca. 1,5 Wochen ging es wieder ziemlich gut. Und Freitag hat er, laut Aussage der Nachbarin, ca. zwei Stunden durchgeheult :ugly: :verzweifelt: . Ok, war wahrscheinlich die Konstellation: Freund kam heim, wir sind kurze Zeit später zusammen weg. Er kennt weder das "wir gehen gemeinsam" noch das Alleinebleiben um diese Uhrzeit besonders gut. Wir waren da wohl etwas zu optimistisch. Das wird jetzt also nochmal geübt.
    Ansonsten hatte der Herr gestern und heute eine ungewohnt fiepsige Stimmung. Dauernd am rumjammern nach dem Motto "mir ist ja sooooooo langweilig, beachtet mich!" Daher hat er auch heute beim Training etwas gewinselt. Er im Wohnzimmer, ich im Arbeitszimmer, da höre ich das noch ganz gut. Und dann kam das Kerlchen doch nach nicht einmal zwei Stunden auf die Idee, wieder mit seinem Motz-Heulen anzufangen :rotekarte: Diese Situation, dass ich nebenan bin und die Tür geschlossen ist, haben wir jetzt seit fast zwei Monaten unter der Woche beinahe täglich! Und er kann das eigentlich gut! Auch länger als zwei Stunden... Mir ist dann heute der Kragen geplatzt. Ich weiß, eigentlich soll man da nicht schimpfen, aber das heute war motzen, nicht Angst oder sonst etwas. Sobald er also das Heulen angefangen hat, bin ich rübergestürmt und hab ihn zusammengepfiffen... klar hat ihn das erstmal verunsichert, aber ich will, dass er weiß, dass Heulen (und erst recht Motz-Heulen) keine Option ist. Er war danach nochmal ca. 20-30 Minuten allein und absolut ruhig. Als ich dann wieder reinkam, lag er entspannt auf dem Boden und freute sich, dass ich wieder da war.


    Wenn er immer noch totalen Stress alleine hätte, hätte ich ihn natürlich nicht angepampt, aber er steht ja beim Motzen nichtmal vom Sofa auf... Und er hat ja auch schon mehrfach mehrere Stunden gut allein verbracht. Einmal lag er dabei so günstig vor der Kamera, dass mein Freund gesehen hat, dass die Pfoten im Traum zuckten. Wenn er träumen kann, kann's ja eigentlich so schlimm nicht sein... Aber da er heute sowieso eine schwierige Phase hatte, schieb ich es darauf. Morgen wird's bestimmt besser. Und ansonsten hat mein Freund die nächsten Wochen so günstig Dienst, dass Marley fast gar nicht alleine sein MUSS und wir stattdessen nochmal gut und kontrolliert üben können.

    @Angilucky2201: Das kommt darauf an. Wenn es gerade sehr viele Leute sind bzw. die Stelle insgesamt relativ eng ist, gehen wir einfach so zügig wie möglich vorbei. Ich würde das aber nicht grundsätzlich so handhaben wollen, weil ich nicht möchte, dass Marley Menschensichtungen mit zügigem Gehen verknüpft, vor allem nicht, wenn ich dabei meine Geschwindigkeit merklich erhöhe. Ich glaube, ich würde der Situation dadurch einfach zu viel Aufmerksamkeit schenken, aber ich will ja, dass Marley es als normal ansieht.


    Möchte mir gar nicht ausmalen wie es wäre wenn ich einen 30kg Hund hätte.

    Nicht spaßig... zum Glück hat Marley sich da bisher immer noch rechtzeitig bremsen lassen, wenn einer von uns die Schlepp um den Fuß hatte. Mein Freund hat aber schon einen halben Spagat deswegen hingelegt, konnte aber den zweiten Fuß doch noch rechtzeitig nachziehen durch einen beherzten Sprung... :hust: Dazu muss ich aber sagen, dass uns solche "Unfälle" bisher zum Glück nur mit der 5-Meter-Schlepp passiert sind. Wie das bei 15 Metern aussähe, will ich mir lieber nicht ausmalen :mute: Andererseits kann die 5er auch schon unangenehme blaue Flecken verursachen, wenn man sich gerade noch rechtzeitig umdreht und sie dann nicht in die Kniekehlen sondern gegen die Schienbeine bekommt...

    Wir haben gestern mal ein Experiment gewagt und waren mit Marley in der Innenstadt unterwegs. Ein paar Mal musste er da schon mit, wenn wir Essen gegangen sind, aber da sind wir immer mit dem Auto hingefahren, schnell die Strecke zum Restaurant gegangen, wo er sich unter dem Tisch verkrümmelt hat, und auf dem Rückweg dann halt zügig zurück zum Auto.


    Gestern ging's dann schon zu Fuß los (ist eigentlich keine so weite Strecke) und dann einmal wirklich quer durch zu einem Restaurant, in das uns Freunde eingeladen haben. Es war nicht wirklich viel los, aber auch nicht so wahnsinnig wenig. Für Marley war es definitiv viel, aber ich hatte das Gefühl, er war meist noch in einem Erregungszustand, der Lernen/Denken noch ermöglicht hat. Beispielsweise konnte er meist noch Leckerlies annehmen. Ein paar Mal waren ihm Situationen zu viel, wenn es besonders eng wurde, aber er hat sich nach solchen Momenten sogar einige Male geschüttelt. Stressschüttler, natürlich, aber er war schon bei weniger Leuten so verkrampft, dass an Schütteln gar nicht zu denken war. Daher fand ich das für mich auch positiv.
    Im Restaurant lag er dann in einer Ecke neben dem Tisch, erst recht abgewandt von anderen Leuten, aber nach einiger Zeit hat er sich von selbst so hingelegt, dass er besser gucken konnte - mit abgelegtem Kopf und unter den Beinen unserer Freunde hindurch, die er jetzt auch noch nicht so richtig gut kannte.
    Nach dem Essen mussten wir natürlich noch quer durch die Innenstadt zurück, aber Marley hatte sogar noch genug Konzentration/Energie, um ziemlich gesittet an der Leine zu gehen und weitestgehend ansprechbar zu sein. Der Heimweg durch ruhigere Nebenstraßen war sogar fast so etwas wie entspannt.


    Definitiv würde ich so etwas nicht jeden Tag mit ihm machen und danach immer mindestens zwei ruhigere Tage einplanen, aber es ist schon schön zu sehen, dass es inzwischen möglich ist, ohne dass er völlig in Stress oder gar Panik verfällt. :dafuer:


    Außerdem habe ich das erste Mal eine wirklich angsthasenfreundliche Reaktion einer Passantin erlebt... die hatte uns zwischendurch neugierig angeguckt und mich dann angesprochen, aber als ich sagte, dass Marley ängstlich ist, hat sie sich sofort abgewandt, sich mit etwas anderem beschäftigt und uns quasi noch viel Erfolg beim Training gewünscht. Schön, wenn mal jemand nicht mit einem vorgebeugten, Hund anstarrenden "aber du muss doch keine Angst haben!" reagiert... :gut:

    Über den Artikel bin ich das erste Mal drauf gestoßen: Angst - und wie sie eben nicht verstärkt wird - Pfotenlesen


    @Michi69: Ja, solche "Aushaltsituationen" gibt es hier durchaus auch. Durch Wiederholung kann man da wirklich super was erreichen. Parallel arbeiten wir bei manchen konkreten Angstauslösern, die sich gut kontrollieren lassen, dann eben noch mit Leckerchen.
    Ich wollte übrigens auch nochmal sagen, dass ich auf keinen Fall behaupten wollte, dein Weg wäre falsch oder meiner besser oder so! Ich hatte nur irgendwie den Eindruck, wir haben etwas aneinander vorbei geredet, deshalb bin ich da so ausführlich geworden. Aber vielleicht war es auch der Uhrzeit geschuldet, es war ja gestern doch schon recht spät. Ich denke, wir sind uns da alle einig, dass man immer schauen muss, was dem Hund gerade hilft und dass das durchaus sehr unterschiedliche Dinge sein können.

    Ich denke, es ist nichts schlimmer als einen Hund bei seiner Schreckhaftigkeit zu unterstützen. Wie soll er da lernen es ist ok , wenn er bestätigt wird für das ? :???:
    Er soll doch Selbstständigkeit lernen du auch er kann sich auf mich verlassen.

    Die Nummern der Beiträge stehen jeweils rechts oben in der Ecke. Ich habe den Beitrag, den ich meinte, jetzt mal zitiert. Vielleicht reden wir aber auch aneinander vorbei. Ich habe dich in diesem Beitrag so verstanden, als meinst du, der Hund würde durch Belohnung in einer erschreckenden Situation - in meinem Fall der Regenschirm - in seinem Schrecken bestärkt werden. Das ist aber nicht unbedingt der Fall, wie ich versucht habe, in meinem Beitrag oben darzulegen.


    Ich meinte übrigens auch nicht, dass du Schreckhaftigkeit bestätigst. Das Vorgehen, das ich beschrieben habe, tut das aber auch nicht. Das ist halt Gegenkonditionierung, die wunderbar auch im Zusammenspiel mit Desensibilisierung funktioniert. Ich finde, da sollte man ruhig situativ schauen, was für einen selbst und seinen Hund gerade am besten funktioniert.


    Bei Marley würde es übrigens nicht unbedingt helfen, wenn ich ihn in die Nähe eines Angstauslösers bringe, indem ich ihn einfach dort mit hinnehme. Klar mache ich das, wenn es sich anbietet, auch mal, aber eben nicht immer. Zum Einen, weil ich ihn nicht zu jedem Menschen/Kind mit Fahrrad/Oma mit Rollator hinbringen kann - die Leute haben sicher nicht alle unbedingt Lust, als Übungsobjekte für meinen Hund zu dienen -, zum Anderen aber auch, weil ich ihn damit in manchen Situationen einfach überfordern würde. Viele Wege führen nach Rom, und oft genug sind es Wegekombinationen, die helfen ;)

    Da widerspreche ich dir nicht ;) Ich habe bislang draußen viel ohne Leckerlies machen müssen, weil Marley ab einem gewissen Stresspegel das Fressen einstellt. Und da ist es egal, ob ich mit Trockenfutter oder Fleischwurst winke. Daher sind Leckerlies für mich aber auch ein Indikator für den Grad seiner Aufregung, was auch manchmal hilfreich ist. Ich freue mich immer, wenn er in einer Situation eins nehmen kann, in der das früher unmöglich gewesen wäre.


    Ich will jetzt nicht behaupten, Leckerlies wären ein Allheilmittel, die "einzig richtige" Variante oder sonstwas in der Art. Bei manchen Hunden gehen manche Sachen aber schneller, wenn sie eine Futterbelohnung bekommen. Ich glaube, hätte ich mit Marley das Öffnen und Schließen des Schirms bloß durch Wiederholungen geübt, hätte er sich auch irgendwann daran gewöhnt, es hätte nur wahrscheinlich länger gedauert. So habe ich halt eine positive Erwartungshaltung in ihm geweckt. Hat auch funktioniert.


    Ach, ich habe übrigens jetzt erst deinen Beitrag Nr. 1468 gelesen. Wieso Schreckhaftigkeit bestärken? Es gibt inzwischen einige Untersuchungen, die nahe legen, dass man Angst nicht verstärkt, indem man etwas Positives hinzufügt. Zumindest kann ich aus meiner Schirmübung mit Marley sagen: innerhalb kürzester Zeit fand er den Schirm total in Ordnung. Weil jedes Mal, wenn dieses komische Ding aufsprang, was Gutes passierte. Hätte ich ihn durch Belohnung darin bestärkt, dass er sich vor dem Teil erschreckt, dann wäre er ja eher schreckhafter geworden, oder?


    Natürlich muss ein unsicherer Hund auch Selbstständigkeit lernen und Selbstbewusstsein aufbauen. Außerdem sollte natürlich an der Hund-Halter-Bindung gearbeitet werden, damit der Hund weiß, dass er sich auf seinen Menschen verlassen kann. Aber es spricht doch auch nichts dagegen, einzelne Angstauslöser mit Spielen oder Leckerchen (je nach Hund) zu "bearbeiten". Das eine schließt das andere nicht aus.