Frohes neues Jahr zusammen!
Ich klinke mich jetzt auch mal hier ein, nachdem ich schon immer mal wieder etwas mitgelesen habe. Mein Monsterchen ist inzwischen neun Monate alt und langsam macht sich die "ich stelle die Ohren auf Durchzug"-Phase bemerkbar... da kann man den Austausch mit anderen "Leidtragenden" manchmal ganz gut gebrauchen
Zu Silvester hat das Hundetier mich allerdings positiv überrascht. Er kann ein ziemlicher Schisser sein, hat leider auch Angst vor fremden Menschen, aber zum Glück haben wir sehr "brave" und verständnisvolle Freunde, die ihm die Zeit geben, die er braucht. So konnten wir Silvester auch gemeinsam mit Freunden feiern, die Marley alle schon mehrmals gesehen hat. Da wir ziemlich zentral in der Stadt wohnen und hier immer ziemlich heftig geböllert wird, sind wir eben zu Freunden an den Stadtrand geflohen, wo zum Glück auch wirklich weniger Lärm war. Allerdings waren dem Sensibelchen die Knallgeräusche größtenteils egal. Nachmittags auf der eingezäunten Hundewiese hat er schön gespielt und die Böller völlig ignoriert. Um Mitternacht wurde er mal kurz nervös, aber eher, weil mein Freund zum Böllern runtergegangen ist. Danach hat er sich ziemlich bald wieder unter den Wohnzimmertisch gelegt, wo er schon den ganzen Abend vorher verschlafen hat - umgeben von sieben Beinpaaren, die ihn überhaupt nicht gestört haben. Da hat er dann den Rest der Ballerei verpennt
Heute hatten wir dann auf der gleichen Hundewiese eine Situation, die mir noch immer nachhängt... Marley ist mein erster Hund und somit sind die allermeisten Erfahrungen, die wir jetzt so sammeln, nicht nur für ihn, sondern auch für mich Premieren. Und auch, wenn man prinzipiell von Streitigkeiten und Rüdengeprolle weiß, ist es doch irgendwie was anderes, wenn man dann das erste Mal leibhaftig daneben steht. Wir sind dort einem Boxerrüden begegnet, und anfangs war auch alles ok. Der Boxer hatte nur kein großes Interesse an Marley, und eine zeitlang haben sie auch einfach jeder für sich rumgeschnüffelt. Allerdings wollte Marley den anderen zum Spielen animieren und ist dabei zunehmend frech und aufdringlich geworden. Keine große Überraschung, dass der (eigentlich sehr geduldige) Boxer irgendwann die Faxen dicke hatte. Marley konnte gar nicht so schnell gucken, wie er auf dem Rücken lag und von einem knurrenden Boxer fixiert wurde. Da mein Schisserchen zwar bei Hunden, die noch unsicherer sind als er selbst, ab und an zum Mobben neigt (wird von uns unterbunden), aber ernsteren Konflikten lieber aus dem Weg geht und allgemein in für ihn unangenehmen Situationen lieber den Rückzug antritt, war das für ihn natürlich alles andere als schön. Er hat auch gleichzeitig geknurrt und beschwichtigt, als wolle er einfach nur aus der Situation raus. Zum Glück hat der Besitzer des Boxers auf unsere Bitte hin seinen Hund abgerufen, Marley ist aufgesprungen, hat nochmal geknurrt und zugleich beschwichtigt, Körperhaltung eindeutig in Fluchtposition, und als der Boxer ihn ignoriert hat, hat er sich sofort bei meinem Freund verkrochen. Wir haben ihn dann angeleint und sind gegangen.
Passiert ist nichts, die Kommunikation der Hunde untereinander war, meiner Einschätzung nach, auch recht klar. Allerdings ging mir ganz schön die Muffe, nicht zuletzt, weil der Besitzer des Boxers uns vorher nette Geschichten darüber erzählt hat, dass sein Hund zwar keinen Streit anfängt, aber schon mehrfach in Konflikten mit anderen Hunden ordentlich zugebissen hat... Ich hatte einfach Schiss, dass der Boxer, wenn Marley nicht mit dem Abwehrknurren aufhört, vielleicht ein paar Stufen auf der Eskalationsleiter überspringt und ihn verletzt... Und der Besitzer des Boxers hat seinen Hund zwar abgerufen, meinte aber, dass man sich als Mensch aus so einer Situation eigentlich raushalten solle. Von "die regeln das unter sich" halte ich allerdings nicht so wahnsinnig viel, da ich damit ja auch ein möglicherweise blutiges Ende in Kauf nehmen würde.
Ich frag mich jetzt halt, ob wir uns lieber früher hätten einmischen sollen und Marley gleich einkassieren, als er zunehmend frecher wurde. Allerdings ist er ja auch gerade in einer Phase, in der er ausprobiert und herausfinden muss, wie weit er gehen kann. Es war auch wirklich eine "das hat er ja noch nie gemacht"-Situation, denn bisher ist Marley fremden Hunden gegenüber nie so frech gewesen, sie anzurempeln und hat sich immer spätestens mit einem leichten Knurren auf Abstand halten lassen, sodass wir die Situation vielleicht auch etwas falsch eingeschätzt haben. Oder hätten wir es möglicherweise tatsächlich einfach laufen lassen sollen?
Tut mir Leid, dass das jetzt so ein Roman geworden ist, und dann auch noch über ein Thema, das für erfahrene Hundehalter vermutlich kaum der Rede wert ist. Einer (zugegeben oft überbesorgten) Ersthundhalterin geht das dann aber doch nicht so schnell aus dem Kopf, vor allem, da ich ja auch für mich daraus lernen möchte. Bei einem so jungen Rüden ist es ja durchaus wahrscheinlich, dass er in den "Testphasen" noch das eine oder andere Mal bei Fremdhunden den Bogen überspannt - und dann möchte ich einigermaßen ruhig reagieren können.