Beiträge von Blackbeard

    Hallo,
    so, nachdem ich erfahren hab, dass es hier einen Beardie-Thread gibt (danke, @shauri!) und die vielen schönen Bilder eurer tollen Hunde genossen hab, will ich mich hier auch mal einreihen
    - also, eigentlich nicht mich, sondern diese Dame hier:



    Sie heißt Isla (übrigens nicht wie "Insel" auf Spanisch, sondern "Ayla" gesprochen - ist halt ein schottischer Vorname und die spinnen mit ihrer Schreibweise/Aussprache, die Schotten) und ist vorletzte Woche gerade zwei Jahre alt geworden.


    So völlig hitzeresistent wie Billy ist Isla zwar nicht, aber am Wochenende meinte sie auch, die Mini-Runde ins Feld bei knapp 40 Grad sei nicht zum Geschäfte erledigen, sondern zum Vögeljagen und Rumrennen da. Vielleicht stimmt es ja doch, dass die braunen Beardies nochmal besonders verrückt sind ;-)

    Tibis auch ... da ist definitiv Wildschwein reingekreuzt worden. :headbash:

    ... und das Fiese bei all den Wuscheln: Selbst die paar, die das Wildschwein-Gen nicht abgekriegt haben, können sich auch rein "versehentlich" richtig schön dreckig machen, wenn das Wetter stimmt, ganz ohne in-Pfützen-Hüpfen!
    Ich glaube, was das angeht und auch bei der Fellpflege nehmen sich Tibi und Beardie wirklich nicht viel.


    Ansonsten hat BeardiePower ja schon total viel Hilfreiches geschrieben, was ich von den mir bekannten Beardies her auch genau so unterschreiben würde. Zur Ergänzung vielleicht noch: Neben den "nur sensibel-anhänglichen" und den "nur kernig-selbstständigen" Extremen kann ein Beardie auch sehr gut beides in sich vereinen und je nach Situation so oder so sein - das ist nicht immer einfach, aber es macht das Leben spannend ;) Auch bei der Ängstlichkeit sind viele Zwischenstufen möglich - ich kenne da z. B. die Kombination "souverän und vor gar nix Angst, solange es nicht bestimmte knallende/zischende/sonstwie böse Geräusche macht - aber dann richtig"


    Menschenfreundlichkeit (auch und gerade gegenüber Fremden) ist für mich eigentlich DIE typische Beardie-Eigenschaft. Selbst bei Angst/Unsicherheit flüchten alle, die ich kenne, eher, als dass sie irgendwie aggressiv würden (wobei es da bestimmt auch Ausnahmen gibt). Temperamentvolle Begrüßungen sind unter Beardie-Besitzern legendär (und können gefährlich werden für saubere Kleidung, Brillen, Kinn,...) - und mancher Beardie meint auch erstmal, dass JEDER Mensch solche Begrüßungen verdient hat. Andere beschränken sich weitgehend auf "Bekannte" (und/oder jeden, der sie freundlich anspricht). Das ist natürlich auch alles Erziehungssache (aber ganz ehrlich: mir würde echt was fehlen, wenn unsere Hündin mich plötzlich mit allen vier Pfoten auf dem Boden begrüßen würde - und schätzungsweise 80% der Besucher geht es genauso ;) )
    Dementsprechend ist es auch mit Kindern: Durch die Freundlichkeit und Verspieltheit sind sie einerseits super mit (etwas älteren) Kindern, andererseits kann das Stürmische auch problematisch sein, gerade bei jüngeren Kindern.


    Die Freundlichkeit relativiert dann auch alles, was an Schutztrieb da ist - die Beardies, die ich kenne, sind durchaus wachsam, beschränken sich aber aufs Melden und meinen nicht, aktiv "verteidigen" zu müssen. Bellen tun sie allerdings recht schnell und viel (nicht nur beim "Bewachen", sondern auch beim Spielen usw.). Sicher gibt es auch Beardies, die im Ernstfall angreifen würden, aber größere Probleme mit "fehlgeleitetem" Schutztrieb oder unerwünschtem Verteidigen kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.


    Was ich sowohl an unserer jetzigen Beardie-Dame als auch an ihrer Vorgängerin immer bewundere bzw. bewundert habe, ist, wie sie sich neuen Situationen anpassen und offen und neugierig durch die Welt gehen (bei unserer ersten Hündin allerdings nur, solange es nicht knallt). Aber das ist wahrscheinlich nicht (mehr) unbedingt verallgemeinerbar und natürlich auch stark von der Sozialisierung abhängig.


    So, dank der langen Beiträge von Shauri, BeardiePower und jetzt auch noch mir weißt du jetzt sicher mehr über Beardies, als du je erfahren wolltest ;) Aber wenn ich mal Gelegenheit hab, über diese Hunde zu reden/schreiben, kann ich halt so schnell nicht mehr aufhören - und dass sie die Begeisterung auslösen können, spricht ja auch irgendwie für die Rasse.

    Erst mal ein Hallo in die Runde, das ist mein erster Beitrag hier. Ich lese schon seit einiger Zeit ab und zu mal mit und hab einiges interessantes gelernt - und als ich zufällig über diesen Thread gestolpert bin und gelesen hab, dass ihr einen Bearded Collie in der weiteren Auswahl hattet, musste ich mich einfach endlich anmelden und meinen Senf dazu geben.


    Denn zumindest zum Beardie kann ich vielleicht ein paar - hoffentlich hilfreiche - Informationen Erfahrungen (aus über 15 Jahren Leben mit Beardie und allgemeinem Interesse/Begeisterung für die Rasse) beisteuern.


    Erst mal: Das mit dem "Hütehund ohne Hütetrieb" kann ich ganz und gar nicht bestätigen! Klar, mit Border Collies sind sie nicht vergleichbar, aber den meisten Beardies merkt man doch noch deutlich ihre ursprüngliche Arbeit an (gar nicht so wenige arbeiten auch heute noch, zumindest "hobbymäßig" an Schafen). Der Drang, Bewegungsreizen (Radfahrer, Jogger usw.) nachzurennen, ist bei den meisten vorhanden, auch wenn er sich normalerweise recht gut in den Griff kriegen lässt (Bearded Collies haben nach meinem Eindruck meist nicht dieses "workaholic"-hafte Fixiert-Sein wie man es z. B. von Borders kennt, sondern lassen sich leichter ablenken)
    Unsere jagt auch ziemlich gerne Vögel, Rehe, Kaninchen usw. (wir arbeiten dran) und geht sogar Spuren nach - das mag eher eine Ausnahme sein, aber die meisten Beardies, die ich kenne, hatten zumindest zeitweise eine Phase, wo sie öfters mal für 2.3 Minuten in den Wald abgehauen sind. Auch das kriegt man mit mehr oder weniger viel Training sicher in den Griff, aber die Behauptung "Beardies jagen gar nicht", die man leider auch von Züchtern immer wieder hört, trifft längst nicht auf alle zu, meiner Meinung nach sogar eher auf eine Minderheit (es sei denn, man würde "Jagen" nur als "mindestens 10 Minuten unabrufbar einer Spur nachgehen" oder "das Beutetier tatsächlich töten wollen" definieren - DAS kann ich mir bei einem Beardie wirklich nicht vorstellen)
    Was bei vielen Bearded Collies sehr ausgeprägt ist, ist der Drang, Menschengruppen zusammenhalten zu wollen - wer sich beim Spaziergang zuweit entfernt, wird mit Hinterherrennen, schlimmstenfalls auch mit Bellen oder Anspringen "eingefangen". Das könnte in Schulsituationen vielleicht teilweise auch problematisch werden.


    Schwierig als Schulhund könnte auch ganz allgemein das Temperament werden - vielen Beardies muss man erstmal (teils recht lange) beibringen, dass nicht jeder fremde Mensch Anspringen und Küsschengeben als freundliche Begrüßung und Liebesbeweis sieht.


    Auch die in der Rasse leider ziemlich verbreitete Geräuschempfindlichkeit (und leider zunehmend auch generelle Ängstlichkeit, obwohl die eigentlich gar nicht rassetypisch sein sollte) könnte im Schulalltag Schwierigkeiten bereiten.


    Was für den Beardie als Schulhund (und auch überhaupt) spricht, ist die enorme Freundlichkeit. Typische Beardies (Ausnahmen gibt es natürlich wie bei jeder Rasse) lieben Menschen, sind Fremden gegenüber offen und neigen auch bei Unsicherheit o.Ä. eher zum Zurückziehen, statt "nach vorne" zu gehen. Schutztrieb haben sie normalerweise nur in sehr händelbarem Maß.
    Die meisten Beardies sind zudem sensibel (was dann im ungünstigsten Fall eben zu Ängstlichkeit führen kann) und gut darin, Menschen zu beobachten und
    Ohne allzuviel Ahnung von den genauen Anforderungen an einen Schulhund zu haben, könnte ich mir deshalb Beardies grundsätzlich als geeignet vorstellen - wenn man die obigen möglichen problematischen Punkte im Hinterkopf hat und ggf. dran arbeiten würde bzw. akzeptieren, dass es evtl. eben nicht geht. Die absolut ideale Rasse ist es meiner Meinung nach nicht (bleibt die Frage, ob es die überhaupt gibt?) Ich weiß aber von einzelnen Bearded Collies, die als Therapie- oder sogar direkt als Schulhund "arbeiten"


    Natürlich gibt es da große Unterschiede innerhalb der Rasse und du hast ja schon selbst geschrieben, dass die Züchterauswahl da eine besonders große Rolle spielt. Wobei tendenziell (!) die von dir (zurecht ;) ) bevorzugten "nicht-ganz-so-langhaarigen" Linien oft auch vom Charakter her noch "ursprünglicher" sind, also mehr Arbeitswillen, aber auch mehr Hüte-/Jagdtrieb haben - auch wenn das oft etwas zu sehr pauschalisiert wird.


    Punkte, die nix mit Schulhund-Eignung zu tun haben, aber bei der Entscheidung sicher trotzdem relevant sind:
    - die meisten Beardies sind mit Artgenossen gut verträglich (gerade mit anderen Hütehunden), also tendenziell gute Zweithunde
    - das Fell macht doch einige Arbeit - wenn man Glück hat und den richtigen Wurf wählt, gar nicht so sehr bei der Pflege selbst (wie aufwendig die ist, ist wirklich von Beardie zu Beardie extrem unterschiedlich), aber vor allem auch durch den Dreck, der mit dem Hund ins Haus kommt
    - eure sonstigen Bedingungen/Anforderungen klingen sehr passend - Beardies lieben Spaziergänge (v. a. mit viel Freilauf, sie brauchen das "Rennen können"), aber es muss kein Marathon sein, Agility macht den meisten sehr viel Spaß und Dogdancing/Tricksen ist auch sehr geeignet


    Sorry für den laangen Beitrag, aber ich hoffe, es waren ein paar hilfreiche Dinge dabei (noch mehr gerne auf Nachfrage)